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# taz.de -- Appell an schwarz-roten Senat: Geflüchtete aufs Tempelhofer Feld
> CDU-Fraktionschef Stettner hält weiteren Flüchtlings-Großstandort für
> nötig und das geschützte Feld für geeignet. Grüne und BUND sehen das
> anders.
Bild: Ohne weiteren Flüchtlingsgroßstandort geht es aus Sicht von CDU-Fraktio…
Berlin taz | Kurz vor der ersten Klausurtagung des [1][schwarz-roten
Senats] am Wochenende macht CDU-Fraktionschef Dirk Stettner Druck bei der
Flüchtlingsunterbringung. „Wenn wir nicht wollen, dass die Menschen unter
freiem Himmel stehen, dann werden wir ohne eine weitere große Unterkunft
oder auch zwei nicht auskommen“, sagte er der taz. Dabei denkt Stettner an
das Tempelhofer Feld. Wie viele Flüchtlinge dort unterkommen sollen, mochte
er nicht beziffern, doch hält er „temporär“ eine große Zeltstadt für
möglich, „auch auf einem großen Teil des Felds.“. Die Senatsverwaltung f�…
Soziales hat solche Pläne aktuell nicht. Kritisch äußerten sich die Grünen
und der Naturschutzbund BUND.
Unterbringung und Integration von Flüchtlingen sollen ein großes Thema bei
der zweitägigen Klausur [2][am Döllnsee bei Joachimsthal] nordöstlich von
Berlin werden. Dienstag hat der Senat eine Flüchtlings-Task-Force offiziell
eingesetzt, die aber schon in der Woche vorher erstmals tagte. Deren
Leiter, Regierungschef Kai Wegner (CDU) und Sozialsenatorin Cansel
Kiziltepe (SPD), sprachen danach vor Journalisten von modularen
Unterkünften und gerechter Verteilung in allen Bezirken, nicht aber von
neuen Großstandorten zusätzlich zum Ankuftszentrum in Tegel.
An Tegel, geplant als Kurzunterkunft für einige Tage, längst aber für
viele Flüchtlinge Wohnstätte über Monate, wird man aus Sicht von Stettner
bis mindestens 2025 festhalten müssen. Der CDUler betonte gegenüber der taz
mehrfach, dass er große Standorte gerne vermeiden würde: „Massenunterkünfte
sind die schlechteste Lösung – abgesehen von keiner Lösung.“ Bis die
angestrebten Unterkünfte fertig sind, vergehen aber auch bei beschleunigtem
Bau laut Senatorin Kiziltepe bis zu zwei Jahre. Zu vermeiden sei auch eine
Unterbringung [3][in Turnhallen wie 2015 und 2016].
Beim Koalitionspartner SPD sieht man das ähnlich. Der sozialpolitische
Sprecher der Abgeordnetenhausfraktion, Lars Düsterhöft, schloss sich
Stettners Aussage an, dass das Ziel natürlich eine dezentrale Unterbringung
sei, die Unterkünfte aber fehlen würden. „Da hat er leider absolut recht –
wir müssen unterbringen, können es aber derzeit nicht adäquat.“
## Das T-Feld steht seit 2014 unter Schutz
Das 2014 [4][per Volksentscheid beschlossene Schutzgesetz] zum Tempelhofer
Feld lässt in jetziger Form eine Nutzung mit Unterkünften nicht zu. Bereits
für eine vergleichsweise kleine Fläche [5][war im Jahr 2016 eine
Gesetzesänderung nötig]. Nach einer Verlängerung sind die Container dort
nach Senatsangaben bis Ende 2025 geduldet. „Im Zweifel ist mir egal, an
welches Gesetz wir rangehen müssen“, sagte Düsterhöft – entscheidend sei
für ihn, die Flüchtlinge unterbringen zu können. Kritik, er wolle über eine
solche Nutzung des Tempelhofer Felds dessen Schutzstatus dauerhaft
aufweichen, nannte er „Quatsch“.
Deutlich anders sieht das Grünen-Fraktionschefin und ehemalige
Umweltsenatorin Bettina Jarasch. „Es gibt überall im Stadtgebiet genug
bereits versiegelte Flächen, auf denen rasch Leichtbauhallen errichtet
werden können“, sagte sie der taz. Sie verwies zudem darauf, dass am
Columbiadamm und in den Hangars bereits fast 2.000 Geflüchtete wohnen
würden, meistens notdürftig mit sehr wenig Raum und Privatsphäre. „Diese
Situation nochmals zu verschärfen kann nicht die Lösung sein“, sagte sie,
„ich erwarte mehr Ambition und Anstrengung der neuen Task-Force bei der
Unterbringung.“
Für BUND-Landesgeschäftsführer Tilmann Heuser ist der Vorstoß von
CDU-Fraktionschef Stettner überdimensioniert. Allein auf den 23 Hektar des
befestigten Vorfeldes ließen sich aus seiner Sicht mehr Flüchtlinge
unterbringen als am Ex-Flughafen Tegel, wo derzeit knapp 3.000 Menschen
leben – und das ohne Änderung des Schutzgesetzes. Nutze man größere Teile
des Feldes, wo es keine Infrastruktur und keine Leitungen gibt, wäre nach
seiner Rechnung die Unterbringung zehntausender Menschen möglich. Es sei
gut, die Flüchtlingsunterbringung zu planen, aber für vieles „immer gleich
das Tempelhofer Feld“ nutzen zu wollen, hält Heuser für falsch.
7 Jun 2023
## LINKS
[1] https://www.berlin.de/rbmskzl/regierender-buergermeister/senat/senat-2023/
[2] https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/uckermark/um-den-doellnsee…
[3] /Fluechtlinge-in-Turnhallen/!5362438
[4] http://thfgesetz.de
[5] /Debatte-ums-Tempelhofer-Feld/!5269534
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Flüchtlinge
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Fridays For Future
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