# taz.de -- Verbot von rechtsextremen Gruppen: Lange belächelte Gefahr | |
> Der Vorstoß von Bundesinnenministerin Nancy Faeser gegen rechtsextreme | |
> Gruppen ist zu begrüßen. Er kommt jedoch spät und hat den Beigeschmack | |
> von Wahlkampf. | |
Bild: Bundesinnenministerin Nancy Faeser äußert sich zum Verbot der rechtsext… | |
Es ist der zweite Schlag von Nancy Faeser innerhalb einer Woche. Erst | |
verbot sie die rechtsextremen Hammerskins, nun folgt die völkische | |
Artgemeinschaft. Das Signal der Innenministerin ist klar: Es ist ihr ernst | |
mit dem bereits zu Amtsantritt postulierten Kampf gegen den | |
Rechtsextremismus. Was allerdings einen faden Beigeschmack hinterlässt, ist | |
die Tatsache, dass sie so lange für die Verbote brauchte und dass ihr die | |
Maßnahmen nun auch im hessischen Wahlkampf nützen sollen. | |
Dabei steht jedoch völlig außer Zweifel, dass es die Richtigen trifft. | |
Beide Verbote waren längst überfällig. Die [1][Hammerskins] organisierten | |
seit gut 30 Jahren Rechtsrockkonzerte. Und die [2][Artgemeinschaft] war gar | |
seit fast 70 Jahren aktiv – ein völkischer Bund, der sich im Verschlossenen | |
ideologisch stählte und ganz gezielt auch Kinder in die Szene lockte. Das | |
nach außen präsentierte Bild der heidnisch-harmlosen Lagerfeuergemeinschaft | |
ist eine Schimäre. | |
Hier geht es um nichts anderes als um Neonazis ganz alter Schule: mit | |
kultivierter NS-Folklore, kaum verbrämtem Rassenwahn und Antisemitismus. | |
Dass damit über Jahrzehnte Kinder indoktriniert werden konnten und die | |
Szene sich einen Rückzugsraum schuf, der von der Polizei unbehelligt blieb | |
und auch Terroraffine aus dem NSU-Umfeld anzog, macht das späte Verbot umso | |
fataler. | |
Es ist symptomatisch. Denn lange Zeit wurde das rechtsextreme | |
Siedlungsmilieu, von den [3][Artamanen] bis zur Anastasia-Bewegung, [4][als | |
esoterisch naturverbunden oder absonderlich belächelt] – auch von den | |
Sicherheitsbehörden. Aber nicht nur die Artgemeinschaft legt offen, welcher | |
Geist dahintersteckt: Am Ende läuft es auf die Ideologie von Blut und Boden | |
hinaus, mit der Rechtsextreme unter sich bleiben und Raumhoheiten gewinnen | |
wollen. | |
Völlig richtig, dass Faeser nun einschreitet. Der Szene muss der Boden für | |
neuen Hass genommen werden. Leicht wird das nicht: Die verschworene | |
Gemeinschaft wird ihre Ideologie nicht einfach ablegen, andere Gruppen sind | |
weiter aktiv. Faeser darf nun nicht nachlassen. | |
27 Sep 2023 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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