| # taz.de -- Neue EU-Regeln für Tech-Giganten: Transparenz für alle | |
| > Google, Meta und Co. sollen schärfer gegen illegale Inhalte vorgehen und | |
| > transparenter arbeiten. Was das heißt? Antworten auf die wichtigsten | |
| > Fragen. | |
| Bild: Blickt er jetzt durch? Digitalminister Volker Wissing (FDP) mit einer Mix… | |
| Brüssel dpa | Wird es nun ungemütlich für die Tech-Giganten in der EU? | |
| Facebook, Google und viele andere müssen nach einem neuen Gesetz künftig | |
| schärfer gegen illegale Inhalte im Netz vorgehen, sonst drohen ihnen | |
| saftige Geldbußen. Von diesem Freitag an ist das Gesetz rechtlich | |
| durchsetzbar. Was sich konkret ändert: | |
| Worum geht es überhaupt? | |
| Die EU verabschiedete vergangenes Jahr ein Gesetz über digitale Dienste. Es | |
| soll sicherstellen, dass Plattformen und Suchmaschinen illegale Inhalte auf | |
| ihren Seiten schneller entfernen als bislang. Für Nutzer wird es wiederum | |
| einfacher, solche Inhalte zu melden. Grundsätzlich müssen große Dienste | |
| mehr Regeln befolgen als kleine. | |
| Welche Unternehmen sind betroffen? | |
| Zunächst sind sehr große Plattformen und Suchmaschinen mit mehr als 45 | |
| Millionen aktiven Nutzern im Monat betroffen. Für sie gelten strengere | |
| Vorgaben als für kleinere Unternehmen. Denn aus Sicht der EU geht von ihnen | |
| ein besonders großes Risiko für die Gesellschaft aus. | |
| Die Europäische Union hatte im April 19 Unternehmen als „sehr große | |
| Online-Plattformen“ und „sehr große Online-Suchmaschinen“ eingestuft. | |
| [1][Dazu zählen etwa X (früher Twitter)], Facebook, Instagram, Tiktok und | |
| mehrere Google-Dienste, aber auch Zalando, Wikipedia, Booking.com, der | |
| Amazon-Marketplace und der App Store von Apple. Sie hatten nun vier Monate | |
| Zeit, die Vorgaben der EU umzusetzen. | |
| Was ändert sich genau? | |
| Geschäftsbedingungen müssten künftig so formuliert sein, dass jedes Kind | |
| sie verstehe, sagt ein EU-Beamter. Online-Marktplätze wie Amazon oder | |
| Alibaba AliExpress sollen zum Beispiel Angebote von gefälschter Kleidung | |
| oder gefährliche Spielzeuge so gut wie möglich entfernen und Käuferinnen | |
| und Käufer entsprechend warnen. | |
| Plattformen und Suchmaschinen müssen nicht nur illegale Beiträge schneller | |
| löschen als bislang – [2][sie erstatten künftig auch der EU-Kommission | |
| detailliert Bericht,] welche Risiken für die Bürgerinnen und Bürger in | |
| Europa bestehen. Snapchat oder Youtube müssen also zum Beispiel prüfen, ob | |
| ihr Angebot Cybergewalt fördert, die Meinungsfreiheit untergräbt oder sich | |
| ihr Algorithmus negativ auf die menschliche Psyche auswirkt. Entsprechend | |
| müssen die Unternehmen dann Maßnahmen ergreifen. | |
| Was ist mit Werbung? | |
| Verboten werden auch gezielte Anzeigen, wenn sie auf sensiblen Daten wie | |
| religiösen oder politischen Überzeugungen basieren. Personenbezogene Daten | |
| von Kindern und Jugendlichen dürfen zu Werbezwecken nicht mehr gesammelt | |
| werden. Außerdem soll die Geheimniskrämerei der Plattformen beschränkt | |
| werden: Sie müssen künftig mehr Informationen über ihre Arbeitsweise | |
| preisgeben. Nach Angaben eines EU-Beamten werden viele der Änderungen für | |
| Verbraucherinnen und Verbraucher nicht sofort sichtbar sein, sondern eher | |
| im Hintergrund ablaufen. Der Langzeiteffekt dürfe aber nicht unterschätzt | |
| werden. | |
| Was sagen die Konzerne? | |
| Meta mit seinen Flaggschiffen Facebook und Instagram hat allein für die | |
| Arbeit rund um den Digital Services Act (DSA) ein Team von 1.000 | |
| Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammengestellt. Google versprach mehr | |
| Transparenz – unter anderem in den Richtlinien sowie mit zusätzlichen | |
| Informationen über die Ansprache einzelner Zielgruppen bei Werbeanzeigen. | |
| Auch soll es neue Werkzeuge für den Datenzugang von Forschenden geben. | |
| Tiktok hatte bereits vor einigen Wochen angekündigt, für Nutzerinnen und | |
| Nutzer in der EU einen alternativen, weniger personalisierten Algorithmus | |
| einzuführen und mehr Transparenz hinsichtlich Werbeanzeigen auf der | |
| Plattform zu gewähren. | |
| Aber nicht alle Tech-Giganten wollen die Regeln einfach so hinnehmen. | |
| Amazon und Zalando haben bereits Klagen eingereicht. Sie sehen sich zu | |
| Unrecht als „sehr große Online-Plattformen“ eingestuft und argumentieren, | |
| dass die Regeln für sie als Händler nicht gelten sollten. Andere Klagen | |
| könnten folgen. | |
| Wie geht es nun weiter? | |
| Sollten die Konzerne die Vorgaben nicht einhalten, droht ihnen eine Strafe | |
| von bis zu 6 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Der zuständige | |
| EU-Kommissar Thierry Breton hob am Donnerstag hervor: „Die Einhaltung des | |
| DSA ist keine Strafe – es ist eine Möglichkeit für Plattformen, ihre | |
| Vertrauenswürdigkeit zu stärken.“ Ab Februar 2024 gelten die Regeln auch | |
| für kleinere Digitalunternehmen. | |
| 25 Aug 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Twitter-und-Desinformation/!5934949 | |
| [2] /Umsetzung-des-Digitale-Dienste-Gesetzes/!5926158 | |
| ## TAGS | |
| Transnationale Konzerne | |
| Konzerne | |
| EU-Politik | |
| Digital Services Act | |
| Verbraucherschutz | |
| Digitalisierung | |
| Mark Zuckerberg | |
| Twitter / X | |
| Online-Werbung | |
| Twitter / X | |
| IG | |
| Algorithmus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Umstrittene Shopping-Plattform Temu: Online-Marktplatz im Visier | |
| Verbraucherschützer haben Temu bereits abgemahnt. Nun fordert auch die | |
| Bundesregierung, das Recht durchzusetzen. Doch es gibt einen Haken. | |
| Regeln für Online-Plattformen: Tricksen trotz Verbot | |
| Große Internetkonzerne müssen sich in der EU seit 100 Tagen an strengere | |
| Regeln halten. Doch eine Studie zeigt, dass es weiterhin große Defizite | |
| gibt. | |
| Künstlische Intelligenz: Meta entwickelt Hochleistungs-KI | |
| Im kommenden Jahr will Meta ein KI-Modell für anspruchsvolle Texte und | |
| Analysen auf den Markt bringen. Das konkurriert mit ChatGPT von OpenAI. | |
| US-Wahlkampf auf Ex-Twitter-Plattform X: X erlaubt politische Werbung | |
| Der Kurznachrichtendienst X lässt politische Werbung wieder zu. Ein Schritt | |
| gegen sinkende Werbeeinnahmen nach der Übernahme durch Elon Musk. | |
| Neue EU-Plattformregulierung in Kraft: Kein Kollaps, kein Hinterfragen | |
| Schön und gut, die neuen Selbstverpflichtungen für X, Facebook, TikTok und | |
| Co. Aber eigentlich wurde hier eine große Chance vertan. | |
| Twitter und Desinformation: Nicht mehr gegen Desinformation | |
| Laut Angaben der EU-Kommission will der Kurznachrichtendienst Twitter aus | |
| dem EU-Kodex gegen Desinformation austreten. | |
| Risiken von KI: „Alles geht zu schnell“ | |
| Judith Simon ist Mitglied des Deutschen Ethikrates. Was müssen wir im | |
| Umgang mit künstlicher Intelligenz beachten? Und gehört ChatGPT verboten? | |
| Algospeak auf TikTok und Instagram: Wtf heißt „slip n slide“? | |
| Auf Tiktok entwickelt sich eine Art Geheimsprache, um Zensur durch den | |
| Algorithmus zu umgehen. Was macht das mit dem offenen Diskurs? |