| # taz.de -- Parlamentsdebatte I: A 100 einfach abmelden | |
| > Grüne und Linke drängen Schwarz-Rot, alle Möglichkeiten des Landes zu | |
| > nutzen und den Weiterbau der Autobahn als Bundesprojekt zu verhindern. | |
| Bild: Im Abgeordnetenhaus haben die Beratungen über den Landeshaushalt für 20… | |
| Berlin taz | Die [1][Proteste] vom vergangenen Wochenende gegen die | |
| Stadtautobahn mit tausenden Teilnehmern haben am Donnerstag überraschend | |
| das Abgeordnetenhaus erreicht. Dort drängten Grüne und Linkspartei den | |
| schwarz-roten Senat, alle Möglichkeiten des Landes zu nutzen, um einen | |
| Weiterbau der A 100, ein vom Bund verantwortetes und finanziertes Projekt, | |
| zu verhindern. Die mitregierende SPD brachte das in eine schwierige Lage: | |
| Die Forderungen der Oppositionsfraktionen decken sich mit einem | |
| [2][Parteitagsbeschluss der Sozialdemokraten]. | |
| Eigentlich hätte das Parlament erst spät am Abend und nicht auf dem | |
| prominenten und längsten Debattenplatz gleich zu Sitzungsbeginn über die A | |
| 100 reden sollen. Vorgesehen war stattdessen eine Debatte über das geplante | |
| Flüchtlingsheim in Pankow auf Vorschlag der AfD. Äußerst kurzfristig aber | |
| disponierten CDU und SPD um (siehe Kasten). So ging es um die Autobahn und | |
| deren 17. Bauabschnitt. Der würde laut Planung ab der Elsenbrücke durch | |
| Friedrichshain führen und an den in Treptow endenden 16. Bauabschnitt | |
| anschließen. Der soll 2024 freigegeben werden, was die Grünen allerdings | |
| bezweifeln. [3][Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD] ist der 17. Abschnitt | |
| nicht erwähnt. | |
| Der Linke-Abgeordnete Kristian Ronneburg forderte, den Berliner | |
| Flächennutzungsplan zu ändern, der Gebiete für den A-100-Weiterbau frei | |
| hält. „Seien Sie der Sand im Getriebe“, forderte er CDU und SPD auf. „Sie | |
| werden damit nicht alles verhindern können, aber Sie können es der | |
| ignoranten Bundesregierung schwerer machen.“ | |
| Von den im Abgeordnetenhaus gleichfalls oppositionellen, auf Bundesebene | |
| aber mitregierenden Grünen verlangte Ronneburg Druck, die A 100 aus dem | |
| [4][Bundesverkehrswegeplan] zu streichen. Deren Ampelkoalition mit SPD und | |
| FDP habe schließlich angekündigt, den Plan zu überarbeiten – „versucht es | |
| doch jetze!“ | |
| ## Kein Konzept für A100-Ende am Treptower Park | |
| Die Grüne Antje Kapek sah wie Ronneburg durchaus Möglichkeiten der | |
| Landesregierung, auch wenn Autobahnbau Bundessache ist. Ihre Forderung an | |
| den Senat: den 17. Bauabschnitt – für Kapek „verkehrspolitischer Irrsinn�… | |
| ganz offiziell bei der Bundesregierung abzumelden. | |
| Anders als sein Koalitionskollege Johannes Kraft von der CDU konnte Timo | |
| Schopf, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, diese Forderungen | |
| nicht einfach ablehnen und auf einem Weiterbau beharren. Denn die | |
| Sozialdemokraten haben im Sommer 2022 bei einem Landesparteitag genau das | |
| beschlossen, was die Opposition nun fordert: Änderung des | |
| Flächennutzungsplans und Abmeldung. Er erkenne in den Forderungen von | |
| Grünen und Linkspartei den SPD-Beschluss wieder, sagte Schopf, „es muss | |
| aber rechtssicher sein“. Auch das gehöre zum verantwortlichen Handeln einer | |
| Regierung | |
| Gegenseitige Vorwürfe machten sich SPD und Grüne mit Blick auf die bislang | |
| nicht vorliegende Planung, wohin der Verkehr am Ende des 16. Bauabschnitts | |
| bis fast zur Elsenbrücke abfließen soll. Schopf hielt Kapek vor, die Grünen | |
| hätten in der von ihnen von 2016 bis 2023 geführten Senatsverwaltung für | |
| Verkehr nichts dazu getan. Kapek hingegen verwies auf 25 Jahre | |
| Sanierungsstau, den die Grünen bei ihrem Start 2016 vorgefunden hätten | |
| Für die CDU steht die Weiterführung der A 100 trotz Protesten nicht infrage | |
| – sie fühlt sich vielmehr bestärkt durch Rückmeldungen von Anwohnern wie | |
| Gewerbetreibenden. Aus Sicht der CDU, die ihre eigenen Vorstellungen dazu | |
| mit [5][„Klima-Autobahn“] überschreibt, stellt die Autobahn keine Belastung | |
| für die Wohngebiete dar, sondern zieht Verkehr aus ihnen heraus. Ihr | |
| Verkehrspolitiker Kraft griff die Forderung der Linkspartei auf, der Senat | |
| solle „Sand im Getriebe“ der A-100-Planung sein: „Wie wäre es denn, wenn | |
| wir stattdessen mal versuchen würden, das Getriebe zu schmieren und | |
| voranzukommen?“ | |
| 7 Sep 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Clubs-in-Berlin/!5952838 | |
| [2] /Streit-um-A-100-in-Berlin/!5861933 | |
| [3] https://spd.berlin/media/2023/04/Koalitionsvertrag_2023-2026_.pdf | |
| [4] https://bmdv.bund.de/DE/Themen/Mobilitaet/Infrastrukturplanung-Investitione… | |
| [5] /A100-Debatte-im-Abgeordnetenhaus/!5843605 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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