| # taz.de -- Ausbau der A 100: Mit 200 Sachen zurück in die 50er | |
| > Vor 70 Jahren stand die A 100 in Berlin für Zukunft. Heute sollte die | |
| > Politik die Ausbaupläne verwerfen – und auf klimafreundliche Alternativen | |
| > setzen. | |
| Bild: Protest der Fridays For Future Bewegung gegen den Weiterbau der A100 in B… | |
| Berlin taz | Wer mit dem Auto aus Neukölln nach Lichtenberg oder Pankow | |
| will, quält sich meist im Stop-and-go durch verstopfte Straßen. Denn dort, | |
| im Südosten Berlins, endet heute die A 100. Ab dem kommenden Jahrzehnt soll | |
| es auf der Stadtautobahn flüssig bis zur Storkower Straße gehen. Aber der | |
| Ausbau gefährdet Wohn- und Freiräume – und er zieht enorme Klimafolgen nach | |
| sich. | |
| In den 1950er Jahren war die A 100 mal eine Zukunftsvision. Als [1][Berlin | |
| nach dem Zweiten Weltkrieg] vielerorts zerstört war, überlegten | |
| Stadtplaner, wie die moderne Metropole aussehen sollte: umschlossen von | |
| einem Autobahnring. Dem kam aber der Bau der Berliner Mauer zuvor und der | |
| Ring wurde nur ein halber. Nach der Wende einigte man sich schnell auf den | |
| Weiterbau, und auch die vergangenen Jahre machten deutlich, dass eine | |
| andere Verkehrslösung hermuss: Mit der steigenden Einwohner*innenzahl | |
| nahm auch die Anzahl der Autos zu. Das führte zu immer mehr Staus. | |
| Der A 100-Ausbau soll also Entlastung bringen. Das erste Teilstück bis zum | |
| Treptower Park wird bereits gebaut, das zweite ist fest im | |
| Bundesverkehrswegeplan vorgesehen. Dafür hat das FDP-geführte | |
| Bundesverkehrsministerium auch die Mehrheit hinter sich – 54 Prozent der | |
| Berliner*innen waren laut einer Umfrage zuletzt für das | |
| Autobahnprojekt. Und mit CDU-Bürgermeister Kai Wegner sitzt seit diesem | |
| Frühjahr auch im Roten Rathaus wieder ein Unterstützer. | |
| Den Bau lässt sich der Bund einiges kosten: Für die rund 7 Kilometer bis | |
| zur Storkower Straße müsste er wohl an die 2 Milliarden Euro ausgeben. Der | |
| veranschlagte Kostenrahmen wurde dabei [2][immer wieder gesprengt]. | |
| ## Schule, Wohnhäuser und Clubs würden platt gemacht | |
| Nicht in eine Summe pressen lässt sich, was vielen Menschen wohl weit | |
| teurer ist: Wenn man die Autobahn quer durch die Stadt prügelt, müssen | |
| dafür mehrere Häuser weichen – wahrscheinlich eine Schule, Wohngebäude, | |
| mehrere Clubs. Noch beunruhigender sind die möglichen Klimafolgen. | |
| Denn der Ausbau der A 100 würde Unmengen an Zement verschlingen und der | |
| setzt in der Herstellung viel CO2 frei. Zudem zeigen Modelle, dass Menschen | |
| häufiger ins Auto steigen, wenn das Straßennetz gut ausgebaut ist. Anstatt | |
| durch vermeintlich flüssigeren Verkehr Abgase einzusparen, würde [3][der | |
| Ausstoß im Gegenteil sogar zunehmen]. | |
| Abgase und Klimawandel spielten in den Zukunftsvisionen der Fünfzigerjahre | |
| noch keine Rolle. Heute ist aber klar, dass die Erderwärmung unsere größte | |
| Herausforderung ist. | |
| Statt das anzuerkennen und ihren Wähler*innen zu erklären, beharren CDU | |
| und FDP auf siebzig Jahre alten Plänen, wonach das Auto des Menschen bester | |
| Freund ist. Sie täten besser daran, eine zeitgemäße Lösung zu finden. | |
| 26 Oct 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sarah Vojta | |
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