# taz.de -- Amazonas-Gipfel in Brasilien: Allianz gegen Regenwaldabholzung | |
> Acht Staaten Südamerikas haben sich auf eine Allianz gegen die Abholzung | |
> des Regenwalds geeinigt. Doch Aktivisten ist das nicht genug. | |
Bild: Unweit des Tagungsortes befindet sich in Belém der Fluss Guama, hier mit… | |
BELÉM afp | Bei einem Gipfel zur [1][Rettung des Amazonaswalds] im | |
brasilianischen Belém haben sich acht Staaten Südamerikas am Dienstag auf | |
die Gründung einer Allianz zur Bekämpfung der Abholzung in der Region | |
verständigt. Nach Angaben des Gastgeberlandes Brasilien wurde auf dem | |
ersten Treffen der Organisation des Amazonas-Kooperationsvertrags (Octa) | |
seit dem Jahr 2009 eine „neue und ehrgeizige gemeinsame Agenda“ zur Rettung | |
des Regenwaldes verabschiedet. | |
Aktivisten gingen die Beschlüsse nicht weit genug. Denn trotz der Gründung | |
einer Allianz zur Bekämpfung der Abholzung konnten sich die Staaten nicht | |
auf das Ziel einigen, alle Abholzungen im Regenwald zu stoppen. Brasilien | |
und Kolumbien hatten darauf gedrängt, verbindliche Schutzstandards zu | |
verankern. Das Abschlussdokument enthält nun keine festen Vorgaben, wie die | |
Entwaldung gestoppt werden kann. | |
Die Mitglieder der Gruppe – Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, | |
Guyana, Peru, Surinam und Venezuela – unterzeichneten in der an der Mündung | |
des Amazonas gelegenen Stadt Belém eine gemeinsame Erklärung, die einen | |
Fahrplan zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, zur Beendigung der | |
Abholzung sowie zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens umfasst. | |
In dem Abschlusspapier bekennen sich die Amazonas-Anrainerstaaten außerdem | |
zum Schutz der indigenen Gemeinschaften. Es werden die Rechte der indigenen | |
Völker anerkannt, ihre Kultur und ihre Ansprüche auf Land. Außerdem soll | |
ein wissenschaftlicher Beirat zum Schutz der Amazonasregion gegründet | |
werden, der seinen Sitz in der brasilianischen Stadt Manaus hat. | |
## Ergebnisse bleiben hinter den Erwartungen zurück | |
Der Amazonas-Kooperationsvertrag (Octa) war 1978 von Bolivien, Brasilien, | |
Ecuador, Guyana, Kolumbien, Peru, Suriname und Venezuela geschlossen | |
worden. Auch Deutschland und Norwegen sind als Hauptunterstützer des | |
Amazonas-Fonds in Belém vertreten. | |
Die Ergebnisse des Gipfels blieben allerdings hinter den Erwartungen von | |
Umweltschützern und indigenen Gruppen zurück. Diese hatten eine Zusage | |
gefordert, dass Brasilien die illegale Abholzung bis 2030 beendet sowie die | |
Zusage Kolumbiens, keine neuen Ölbohrungen mehr vorzunehmen. „Es ist ein | |
erster Schritt, aber es gibt keine konkreten Entscheidungen, nur eine Liste | |
von Versprechungen“, sagte Marcio Astrini, Leiter von Climate Observatory, | |
einem Zusammenschluss von NGOs in Brasilien. | |
Das Treffen der Vertreter aus acht Amazonasstaaten sei [2][„wegweisend“, | |
sagte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva] vor dem Gipfel in | |
Onlinediensten. Es markiere einen „Wendepunkt in der Geschichte des | |
Schutzes des Amazonas und des ökologischen Wandels“. Lula nahm am Dienstag | |
zusammen mit seinen Kollegen aus Bolivien, Kolumbien und Peru an dem | |
Treffen teil, während Ecuador, Guyana und Suriname durch Minister vertreten | |
waren. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro wurde kurzfristig von seiner | |
Vizepräsidentin Delcy Rodríguez vertreten. | |
Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro drängte auf ein radikales | |
Umdenken in der Weltwirtschaft und forderte eine Strategie nach dem Vorbild | |
des Marshallplans, nach der Entwicklungsländern im Gegenzug für Maßnahmen | |
zum Klimaschutz ihre Schulden erlassen werden. | |
## Die „grüne Lunge“ des Planeten | |
Der Amazonas gilt als „grüne Lunge“ des Planeten. Sein Regenwald nimmt in | |
gigantischen Mengen Kohlendioxid aus der Erdatmosphäre auf und wirkt damit | |
der Erderwärmung durch dieses Treibhausgas entgegen. Wissenschaftler warnen | |
jedoch, dass sich der Amazonaswald einem Kipppunkt nähert, von dem an seine | |
Bäume absterben und das gespeicherte Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre | |
abgeben würden. Dies hätte katastrophale Folgen für das Erdklima. | |
Ein Fünftel des brasilianischen Regenwaldes ist bereits zerstört. | |
Brasilien, auf dessen Staatsgebiet sich rund 60 Prozent des Amazonaswaldes | |
befinden, hat versprochen, die illegale Abholzung bis 2030 vollständig zu | |
verhindern. | |
9 Aug 2023 | |
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