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# taz.de -- Daddy Issues: Hat Papa mich lieb?
> Die heimliche Frage, die toxische Männer umtreibt. Diese Woche:
> Prigoschin, Reichelt, Rubiales, AfD-Wähler. Dann lieber
> Geschlechtseintrag abschaffen.
Bild: Mit väterlichem Klapps vom Himmel gefegt? Das Flugzeug in dem Jewgeni Pr…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Trump sammelt Spenden mit seinem Polizeifoto.
Und was wird besser in dieser?
Friedrich Merz erwägt, falsch zu parken.
[1][Prigoschin ist offenbar tot.] Was bedeutet das für die Wagner-Gruppe?
Dass lärmende Dummheit einer beruflichen Perspektive als Mörderbandenboss
nicht im Wege steht. Sowohl der bizarre „Marsch auf Moskau“ wie auch die
Fahrlässigkeit, mit der kompletten Führungsriege in ein leichtes Ziel zu
klettern: Beides erklärt sich mit der kindischen Fieberei „der Papa muss
mich doch lieb haben“. Also, leider, toxische Männlichkeit im Endstadium:
Morden, und das im Vertrauen, dafür gäbe es am Ende einen väterlichen
Klapps von Putin. In gewisser Hinsicht: Ja. Peng. Den
Verschwörungstheorien, die sich darüber türmen werden, ist keine
hinzuzufügen – sicher nur: Legionäre wird es weiter geben.
Das [2][Selbstbestimmungsgesetz] wurde nach langen Debatten auf den Weg
gebracht. Künftig soll jeder Mensch ab 14 Jahren seinen Geschlechtseintrag
und Vornamen selbst festlegen können. War das nicht längst überfällig?
Großer Knobelspaß: Wozu überhaupt Geschlechtseinträge? Überkommen aus
Gesellschaften, die Menschen bei Geburt in Stammhalter und
Na-ja-halt-Mädchen sortierten. Heute soll es von Kita über Schule,
Ausbildung, Beruf keine Rolle mehr spielen, und eine grobe Peilung für
Neugierige geben die Vornamen. Wir schleppen in Ausweis und Behördendaten
ein Altertümchen mit uns herum. Eltern und Umfeld schubsen uns mehr oder
minder verbindlich in eine Geschlechterrolle, mit 18 sollte man das selbst
entscheiden können. Vorher finde ich es wagemutig. Dahinter liegt das
Traumland, in dem es nicht mehr so verzweifelt wichtig sein wird.
Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt und der Springer-Verlag haben sich
nach der Millionenklage [3][außergerichtlich geeinigt.] Reichelt sagt, dass
er die Weitergabe der Chats bedauere. Ist ihm zu trauen?
Reichelt hatte zwei Unterlassungsklagen angestrengt, um genau die Aussage,
er habe Chats weitergegeben, verbieten zu lassen. Und verloren. Er bedauert
also, getan zu haben, wovon er vorher bestritt, es getan zu haben. Bild Dir
Deine Meinung. Interessantes Detail: Springer wollte seine Abfindung
zurückhaben: 2 Mio €. Reichelt schürt gern Empörung über Politikerdiäten
und Gehälter im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Nun hat man einen Eindruck
von seinen Bezügen. 2017 bat er den Mediendienst „Kress“, sein Salär nicht
zu outen, weil es „das Risiko finanziell motivierter Straftaten gegen seine
Familie erhöhen würde“. Da könnte wiederum etwas dran sein.
Nach dem Kuss-Eklat bei der Siegerehrung der Frauen-WM geriet der spanische
Fußballchef Louis Rubiales in die Kritik. Ausgerechnet für das „Nur Ja
heißt Ja“-Land Spanien ein Schock. Wie kann die Situation gerettet werden?
Um Zwangsküsse zu ächten, hätte ungefähr der Wertekanon eines klassischen
Gentleman vor 200 Jahren ausgereicht.
[4][Einer Studie zufolge] leiden AfD-Wähler:innen am meisten unter der
Politik der Rechtspopulisten. Wie kann man dieses Paradox erklären?
Der Generalbass „Wir sind die Mehrheit“, der von Radikalinskis aller
Schattierungen gern behauptet wird, birgt die Erklärung. Er suggeriert,
dass man endlich mal völlig Recht bekomme. Tatsächlich unterscheidet sich
dieses „Recht“ von Person zu Person. Kurz: Die werden sich untereinander
die Schädel einschlagen, wenn sie drankommen, und in den Parteiführungen
tun sie’s schon jetzt. Die Kritik an der Autorität handelt von der
Sehnsucht nach einer noch stärkeren Autorität. Viele meinen damit sich.
Die [5][Brics-Staaten erweitern sich um sechs Länder], sodass sich die
Allianz der Schwellenländer mehr als verdoppelt. Welche Auswirkungen hat
das auf den Westen?
Mit Brasilien, Indien, China und Südafrika saßen vier Regierungen am Tisch,
die jeweils eigene Verhandlungsinitiativen zur Ukraine-Katastrophe
ergriffen haben. Die deutsche Außenpolitik rechnet es sich als Verdienst
an, dass der Adressat – Putin – wegen internationalen Haftbefehls nicht
einreisen konnte. Ob ein vollständiger Gipfel Schritte zum Frieden gebracht
hätte, steht dahin. Dass Deutschland sich rühmt, eine Gesprächschance
maßgeblich vereitelt zu haben, ist neu. Aus Sicht der Brics-Staaten ist
wertebasiert und werteblasiert schwer zu unterscheiden.
Und was machen die Borussen?
Die fehlenden Punkte zum Titel hatte der BVB im April in Bochum liegen
lassen: 1 zu 1. Die Rache nun war schrecklich: 1 zu1.
27 Aug 2023
## LINKS
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[3] /Causa-Reichelt/!5955756
[4] /DIW-analysiert-AfD-Wahlprogramm/!5951094
[5] /Erweiterung-des-Brics-Buendnisses/!5952713
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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