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# taz.de -- Absturz der russischen Sonde Luna-25: Der Mond als Spiegel
> Der Mond ist ein Spiegel. Für Sonnenlicht und für die Lage auf der Erde.
> Dass die Nationen wieder um ihn wetteifern, ist keine gute Nachricht.
Bild: Möchte lieber kein Spielball der Systeme werden: der Mond
Der Berater des US-Präsidenten stürmt ins Oval Office. „Die Russen“, ruft
er, „haben den Mond rot angemalt.“ „Fliegen Sie mit weißer Farbe hoch“,
antwortet der Präsident, „und schreiben Sie Coca-Cola drauf.“ Der Witz
dürfte so alt sein wie der Wettlauf zum Mond, den USA und Sowjetunion in
den 50er Jahren begonnen hatten. Aber er bringt bis heute auf den Punkt,
worum es geht bei der Mondsucht der Großmächte. Der Erdtrabant mag
wissenschaftlich interessant sein – wenn man sich für Proben kalten
Gesteins erwärmen kann. Vor allem aber ist er eine Projektionsfläche. Wer
dort glänzen kann, strahlt übers Erdenreich.
Deshalb war auch die russische Sonde Luna-25 so wichtig, [1][die am Samstag
auf dem Mond zerschellt ist]. Mit der Mission wollte Putins Russland nicht
nur an die glorreichen Zeiten der sowjetischen Raumfahrt anknüpfen. Es
wollte auch zeigen, dass es ohne die seit Beginn des Ukrainekriegs
gestoppte Zusammenarbeit mit den Europäern zum Mond gelangen kann. Und
früher als Indien, das in ein paar Tagen eine Mondlandung plant.
Hat dieser Ehrgeiz zum Absturz geführt? Gut möglich. Sicher weiß man nur
eins: Raumfahrt bleibt riskant. Scheitern ist eingepreist. Das lässt beim
Gelingen die Helden umso heller strahlen.
„[2][Per aspera ad astra].“ Schon die alten Lateiner kannten den Spruch:
„Durch Raues zu den Sternen.“ Da es vor 2.000 Jahren noch keine Raumfahrt
gab, liegt auf der Hand: Es ging nie darum, die Gestirne zu erreichen. Es
ging um den Glanz.
Der Mond ist ein Spiegel. Für das Sonnenlicht, aber auch für die Lage auf
der Erde. Nach dem Mauerfall war systemübergreifende Zusammenarbeit
angesagt. In der Raumfahrt ging es um gemeinsame Projekte von Russen,
Amerikanern, Europäern und vielen mehr. Erst seit hier unten der Weltenbund
erneut auseinanderdriftet, lohnt sich wieder das prahlerische Wettrennen
ins All. Nun werden wieder ständige Mondstationen geplant, auch wenn da
nichts zu holen ist. [3][Von Russland.] Von China. Von den USA.
## Interstellares Showbiz
Letztere wollen – vor allen anderen natürlich – 2025 wieder Menschen auf
den Mond bringen. Darunter erstmals eine Frau, eine nichtweiße Person, in
Raketen, die von privaten Firmen konstruiert werden. Diversity and
capitalism rule.
Zum interstellaren Showbiz gehört auch [4][ein Comic der Nasa, in dem eine
Astronautin im Weltall Brokkoli züchtet]. Ja nun. Als Mädchen hatte sie
davon geträumt, Fußballerin zu werden. Vielleicht hätte sie dann [5][bei
der WM in Australien] mitgekickt. Auch ein Wettbewerb, bei dem es um nichts
geht als ums Prestige. Aber den geldgebenden Machthabern wohl irgendwie zu
irdisch.
20 Aug 2023
## LINKS
[1] /Russische-Mondsonde-Luna-25-abgestuerzt/!5954623
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Per_aspera_ad_astra
[3] https://twitter.com/roscosmos/status/1405137294076559364
[4] https://www.nasa.gov/specials/calliefirst/media/book/NASA_FirstWoman_Graphi…
[5] /Frauen-Fussball-WM-2023/!t5203450
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
Mond
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