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# taz.de -- Nachruf auf Regisseur William Friedkin: Die teuflischen roten Stief…
> Mit „French Connection“ setzte William Friedkin Maßstäbe für den
> Thriller, „Der Exorzist“ machte ihn weltberühmt. Er starb im Alter von 87
> Jahren.
Bild: „Der Exorzist“ machte Friedkin weltberühmt, später drehte er eine D…
Ist Hieronymus Bosch ein Horrormaler? Oder Caravaggio, der ziemlich
explizit im Bild festgehalten hat, wie die alttestamentliche Judith mit
einem Schwert den Feldherrn Holofernes köpft? Beide Künstler gelten bis
heute schlicht als große Maler, die sich in ihrer Arbeit unter anderem
biblischer Motive bedienten. William Friedkin hingegen gilt vor allem als
Horrorfilmregisseur. Sein 1973 in die Kinos gekommener Film „Der Exorzist“
über Risiken und Nebenwirkungen einer Teufelsaustreibung erfreut sich bis
heute großer Beliebtheit als einer der berühmtesten Beiträge des Genres.
Dabei hatte Friedkin nach eigenen Angaben gar nicht vorgehabt, einen
Horrorfilm zu drehen. Vielmehr sollte es darin, wie er einst dem
Branchenblatt Hollywood Reporter verriet, um die „Mysterien des Glaubens“
gehen. Dass der Film als kulturelle Referenz zur Allgemeinbildung gehört,
dürfte Friedkin da ein bisschen recht geben. „Der Exorzist“ mag starker
Tobak sein, genießt jedoch längst den Status eines der einflussreichsten
Klassikers der Kinogeschichte.
## Wenig Budget, großer Erfolg
Seinen großen Durchbruch hatte Friedkin zwei Jahre zuvor mit [1][„French
Connection“]. Mit einem bescheidenen Budget von 1,8 Millionen Dollar
gedreht, machte ihn der Thriller zum ersten Regisseur, der über 100 Million
Dollar an den Kassen einspielte. Der Film, der zugleich den Durchbruch für
seinen Hauptdarsteller Gene Hackman bedeutete, gefiel auch den Kritikern.
Sein fast dokumentarischer Handkamerastil verzichtete auf Kulissen, dafür
gab er seinem Protagonisten, einem frustrierten Drogenfahnder der New
Yorker Polizei, so viele Ecken und Kanten, dass er zwar kaum zur
Identifikation taugte, stattdessen aber wie ein echter Mensch und weniger
wie eine auf dem Papier entworfene Figur wirkte. „French Connection“ wurde
zu einem der bedeutendsten Filme des New Hollywood.
## Legendäre Verfolgungsjagd
Zwei Autofahrten sind besonders toll im Film. Da wäre die eine, die
bekannte Verfolgungsszene, in der Gene Hackman mit dem von einem New Yorker
Bürger „entliehenen“ Personenkraftwagen einen Mörder verfolgt, der über …
in einer Hochbahn sitzt. Die andere ist weniger spektakulär, doch in ihrer
scheinbaren Beiläufigkeit höchst präzise: Gene Hackman fährt im Auto nach
Hause, vor ihm auf der Straße eine Radfahrerin in roten Stiefeln. Fortan
hält die Kamera auf diese Stiefel, nimmt ebenfalls ihre Verfolgung auf,
wenngleich mit einem anderen Zweck.
Die Bilder, für die Friedkin in erster Linie erinnert werden wird, stammen
allerdings aus „Der Exorzist“. Linda Blair, wie sie als besessenes Mädchen
mit grünlich verfärbtem Gesicht ihren Kopf um 360 Grad dreht. Oder wie sie
in horizontaler Position über ihrem Bett schwebt, während die titelgebenden
Exorzisten, gespielt von Jason Miller und Max von Sydow, den Dämon, der von
ihr Besitz ergriffen hat, zum Verlassen des Körpers auffordern.
## Er widmete sich auch echten Exorzisten
Bis zuletzt ließ der Teufel auch Friedkin nicht los. Sein letzter Film,
[2][„The Devil and Father Amorth“ von 2017, der bei den Filmfestspielen von
Venedig Premiere hatte], dokumentiert die Arbeit des echten Exorzisten
Gabriele Amorth.
Als Dokumentarfilmer hatte der 1935 in Chicago geborene Friedkin seine
Karriere auch begonnen. Für das Fernsehen drehte er „The People vs. Paul
Crump“ über einen Mann, der seit acht Jahren in einer Todeszelle saß. Der
Dokumentarfilm brachte Friedkin einen Preis beim San Francisco
International Film Festival ein, und Paul Crump eine Umwandlung seiner
Todesstrafe in „lebenslänglich“.
Am Montag ist William Friedkin im Alter von 87 Jahren in Los Angeles
gestorben.
8 Aug 2023
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## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
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