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# taz.de -- Tod des Schauspielers Gene Hackman: Der Cop mit Hut
> Mit dem Krimi „The French Connection“ wurde er weltberühmt – nun wurde
> Oscar-Preisträger Gene Hackman mit seiner Frau tot aufgefunden. Er starb
> im Alter von 95 Jahren.
Bild: Im Alter von 95 Jahren gestorben: Gene Hackman, hier im März 1972
Er hatte eher das Gesicht eines Versicherungsvertreters, aber er konnte
eine große Härte in seine Züge legen. Die Augen verengten sich, das Kinn
trat markant vor, das Lächeln wurde zynisch. Eine seiner besten Szenen
hatte er als US-Präsident Alan Richmonds in Clint Eastwoods lässigem
Meisterwerk „Absolute Power“ von 1997. Die Szene beginnt als
Liebesturtelei, aber von Anfang an kann man sehen, dass sie ins
Gewalttätige kippen wird, und Gene Hackman spielt dieses Kippen ganz
langsam aus. Eine Gewaltexplosion mit Ansage. Zugleich aber auch ein
sorgfältiger Slowburn, eine genussvolle Zelebrierung von schauspielerischer
Intensität. Die hohe Kunst des Method Acting.
Bekannt geworden ist Gene Hackman relativ spät, es war die Zeit, als
Hollywood auf Härte und Street Credibility setzte, die gesellschaftlichen
Spannungen sollten sich in treibende Kinobilder übersetzen. Berühmt wurde
er durch den [1][Film „French Connection“], als er bereits 41 Jahre alt
war. Vorher hatte er sich in New York eher so durchgeschlagen, eine Zeit
lang, so will es die Legende, zusammen mit Dustin Hoffman in einer
Einzimmerwohnung. Den Traum des „If you can make it there / you can make it
anywhere“ – er lebte ihn. „French Connection“ war dabei auch eine Hymne…
das kaputte Brooklyn, die dunkle Romantik von Absteigen, Schutthalden und
leeren Industrieanlagen.
Dass der Film zu so einem Klassiker werden konnte, einer Ikone des
authentizitätsgetriebenen New Hollywood, lag aber vor allem an Gene
Hackmans Schauspielkunst, an einer sorgfältig inszenierten Verfolgungsjagd
und auch an dem Hut, den Hackman als Drogenfahnder Jimmy „Popeye“ Doyle im
Film trägt. Der Hut ist zu klein, er hat etwas Komisches und gibt einen
guten Kontrast zur Besessenheit der Figur ab. Gerade einmal 2 Millionen
Dollar kostete der Film. Er lebte nicht von Tricks, sondern von dem harten
New Yorker Cop-Alltag, abgelauschten Sprüchen sowie von Gesichtern. Immer
mittendrin: Gene Hackman.
Auf das Charakterfach des harten Hundes und getriebenen Überzeugungstäters
war er darauf erst einmal festgelegt. Am interessantesten waren seine
Rollen dabei, wenn er eigentlich positiv besetzte Figuren verkörperte wie
einen Präsidenten, einen Polizisten oder auch einen Schiffskommandanten wie
in „Crimson Tide“, die aber allesamt etwas Böses in sich bargen, einen
nicht zu zivilisierenden Kern, der gewaltsprühend jederzeit explodieren
konnte.
In den achtziger Jahren beutete er sein eigenes Klischee ein paar Jahre
lang aus, indem er in eher mittelmäßigen Filmen mitspielte. Immerhin, 1988
kam das Anti-Ku-Klux-Klan-Drama „Mississippi Burning“. Und 1992 folgte der
Spätwestern „Erbarmungslos“, der das Alterswerk von Clint Eastwood
einläutete und Gene Hackman auf der Höhe seiner Möglichkeiten zeigte.
Diesmal spielt er einen innerlich kaputten Sheriff, der groß darin ist,
Revolverhelden zu entzaubern, gegen Ende aber aus Rache selbst wieder zum
Revolverhelden wird.
Zwei [2][Oscars] bekam Gene Hackman im Verlauf seiner langen Karriere, als
bester Hauptdarsteller in „French Connection“ und als bester
Nebendarsteller in „Erbarmungslos“. 2004, im Alter von 74 Jahren, hängte er
die Schauspielerei an den Nagel. Er hatte schlicht wohl keine Lust mehr und
sowieso längst genug Geld für einen Ruhestand in New Mexico.
Am 26. Februar wurde Gene Hackmann zusammen mit seiner Frau Betsy Arakawa
und ihrem gemeinsamen Hund tot in ihrem Haus aufgefunden. Die Polizei geht
nicht von einem Verbrechen aus.
27 Feb 2025
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## AUTOREN
Dirk Knipphals
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