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# taz.de -- Exportbeschränkungen für Rohstoffe: Chinas Gegenschlag im Tech-Kr…
> Peking beschränkt die Ausfuhr von Gallium und Germanium, die für Chips
> essenziell sind. Das dürfte auch die europäische Wirtschaft treffen.
Bild: Die Ausfuhr von Gallium und Germanium wurde von China beschränkt
Peking taz | Als Janet Yellen am Donnerstag in Peking landete, fiel der
Empfang der US-Finanzministerin ungewohnt herzlich aus: Die chinesischen
Gastgeber lächelten, das Händeschütteln schien gar kein Ende zu nehmen.
Für die Weltwirtschaft sind solch zaghaft positive Signale eine gute
Nachricht. Denn vom viertägigen China-Besuch der 76-Jährigen hängt
maßgeblich ab, ob der globale Tech-Krieg zwischen den zwei Weltmächten
weiter eskaliert – und dabei auch die europäischen Unternehmen zwischen die
Fronten geraten.
Zuletzt war China wieder am Drücker: Am Montag kündigte das
Handelsministerium an, dass die Ausfuhr von Gallium- und
Germanium-Produkten ab August beschränkt werde. Unternehmen müssen künftig
Lizenzen beantragen, ehe sie die Metalle beziehen können. Begründet wurde
die Maßnahme unter anderem mit der Wahrung der nationalen Sicherheit.
Im Grunde war es ein längst überfälliger Schritt nach den Chip-Sanktionen,
mit denen die USA den aktuellen Kampf um die technologische Vorherrschaft
eingeläutet hatten. In den vergangenen Jahren hat Washington nicht nur
chinesische Unternehmen von kritischer US-Technologie abgeschnitten,
sondern zuletzt auch die Verbündeten in Japan und den Niederlanden dazu
gebracht, bei [1][einzelnen Sanktionen für die Produktion von Halbleitern]
mitzuziehen.
## China hält Quasi-Monopol bei seltenen Erden
Der zunehmende Protektionismus ist also derzeit Ausdruck eines
gegenseitigen Kräftemessens: Während die USA, Taiwan und Südkorea China bei
der [2][Produktion von komplexen Computerchips] deutlich überlegen sind,
hält die Volksrepublik bei einigen seltenen Erden und kritischen Rohstoffen
ein Quasi-Monopol.
Dass Peking jetzt genau dort ansetzt, ist also kein Zufall: Laut
Schätzungen trägt das Reich der Mitte über 90 Prozent zur weltweiten
Produktion von Gallium bei, bei Germanium dürften es nahezu 80 Prozent
sein. Die EU bezieht immerhin 71 Prozent ihres Galliums und 45 Prozent
ihres Germaniums aus China.
Beide Rohstoffe werden durch die Verfeinerung anderer Metalle künstlich
hergestellt. Zwar werden nur jeweils ein paar wenige Hundert Tonnen im Jahr
produziert, doch diese sind wichtige Komponenten für die
Zukunftstechnologien – etwa für Ladegeräte für Elektro-Autos, Solaranlagen
oder Computerchips. Und damit spielen sie auch eine essenzielle Rolle für
die EU, wenn die ihre Klimaziele erreichen will.
Peking sieht seine Exportkontrollen vor allem als legitime Gegenreaktion
auf eine [3][rigide Industriepolitik der US-Regierung]. Staatschef Xi
Jinping wirft den USA und ihren westlichen Alliierten ganz direkt vor,
Chinas wirtschaftlichen Aufstieg eindämmen zu wollen. Doch abseits der
Frage nach dem moralischen Recht dürfte sich die chinesische Regierung mit
den Kontrollen auch ins eigene Fleisch schneiden: In der EU, dem größten
Handelspartner der Volksrepublik, befeuert die Maßnahme schließlich die
ohnehin akute Debatte, wie sich die Abhängigkeit von China verringern
lässt.
## In europäischen Unternehmen steigt die Nervosität
Zugleich zeigt die Causa: Das von EU- Kommissionspräsidentin Ursula von der
Leyen propagierte „De-Risking“, also die gezielte Risikominderung zur
Sicherung der eigenen Lieferketten, benötigt Zeit.
Wenig überraschend ist daher die Nervosität in den Vorstandsetagen
europäischer Unternehmen, beim [4][globalen Tech-Krieg zwischen Washington
und Peking] zwischen die Fronten zu geraten. Wie die Nachrichtenagentur
Reuters berichtet, beobachtet Volkswagen die Situation genau und würde „bei
Bedarf Maßnahmen ergreifen“, ohne diese jedoch konkret zu benennen.
Inwiefern dies notwendig sein wird, hängt davon ab, wie streng das
chinesische Handelsministerium die Exportlizenzen nun ausgibt. Am
Donnerstag sagte eine Sprecherin, dass es bislang noch keine Bewerbungen
von Unternehmen gebe. Das ist allerdings auch noch nicht notwendig. Die
Maßnahme tritt am 1. August in Kraft. Bis dahin setzen die Firmen auf
ausgiebige Hamsterkäufe der vorrätigen Bestände.
6 Jul 2023
## LINKS
[1] /High--und-Lowtech-in-Taiwan/!5924289
[2] /Geplante-Intel-Fabrik-in-Magdeburg/!5939815
[3] /Angst-vor-Gruenem-Handelskrieg/!5912331
[4] /Deutsch-chinesische-Konsultationen/!5938875
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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