| # taz.de -- China-Strategie der Bundesregierung: Weg von der Naivität | |
| > China hat sich unter Staatschef Xi Jinping nicht nur fundamental | |
| > gewandelt, es ist auch zum Risiko geworden. Darauf reagiert endlich die | |
| > deutsche Politik. | |
| Bild: Der Kurs von Staatschef Xi Jinping ist vor allem für China gefährlich | |
| Zynisch betrachtet kann man behaupten: Berlin probiert sich beim neuen | |
| Umgang gegenüber Peking an der Quadratur des Kreises. Es ist nämlich ein | |
| schmaler Grat zwischen der Kritik an Chinas Menschenrechtsverletzungen, der | |
| Diversifizierung von Lieferketten und dem gleichzeitigen Wunsch, die | |
| wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Volksrepublik dennoch weiter | |
| auszubauen. | |
| Doch die scheinbaren Widersprüche zeigen vor allem auf, dass es bei den | |
| Beziehungen zu China eben keine einfachen Antworten oder | |
| Schwarz-Weiß-Lösungen gibt. Die Politik muss einen Mittelweg finden, der | |
| sowohl die Interessen der Unternehmen berücksichtigt als auch auf die | |
| Forderungen der Zivilgesellschaft eingeht – und gleichzeitig die nationale | |
| Sicherheit langfristig im Blick behält. | |
| Insofern ist die erste China-Strategie der Bundesregierung ein | |
| realistischer Kompromiss. Er macht deutlich, dass die Naivität der | |
| Merkel-Jahre im Umgang mit China endgültig vorbei ist – nicht so sehr, weil | |
| die Strategie der ehemaligen Bundeskanzlerin fundamental falsch war. | |
| Vielmehr jedoch hat sich die Volksrepublik in den vergangenen zehn Jahren | |
| unter Xi Jinping fundamental gewandelt: repressiver ist sie geworden, | |
| aggressiver auf der internationalen Bühne und nicht zuletzt auch | |
| ideologischer. | |
| Dieser Wandel wird nun von der Politik in einen strategischen Rahmen | |
| gesetzt. Verursacht wird er jedoch vor allem auch von der nachlassenden | |
| Attraktivität des chinesischen Marktes. Jahrzehntelang war das Reich der | |
| Mitte eine regelrechte Goldgrube, was auch dazu geführt hat, dass man bei | |
| kritischen Fragen schnell mal ein Auge zudrückte. Doch unlängst hat der | |
| 70-Jährige Staatschef Xi sein Land zum wirtschaftlichen und politischen | |
| Risiko gemacht: indem er sich nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine | |
| demonstrativ an die Seite Wladimir Putins stellte. Indem er den | |
| wirtschaftlichen Reformkurs seiner Vorgänger stoppte. Und nicht zuletzt, | |
| indem er mit seiner Kontrollwut eine flächendeckende Paranoia gegenüber | |
| dem Westen etablierte. | |
| 13 Jul 2023 | |
| ## AUTOREN | |
| Fabian Kretschmer | |
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