| # taz.de -- UN-Friedensmission in Mali: Mali will Abzug der Blauhelme | |
| > Die Militärjunta fordert einen sofortigen Abzug. Doch Deutschland bleibt | |
| > dabei, den Einsatz seiner Soldaten erst im nächsten Mai enden zu lassen. | |
| Bild: Die UN-Mission MINUSMA könnte bald beendet werden | |
| Berlin/New York taz/ |dpa | Kurz bevor der UN-Sicherheitsrat über eine | |
| Verlängerung der UN-Blauhelmmission in Mali (Minusma) befinden muss, | |
| verlangt Mali ihren sofortigen Abzug. „Die Regierung von Mali fordert den | |
| unverzüglichen Abzug der Minusma“, sagte Außenminister Abdoulaye Diop am | |
| Freitagabend vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Bei einer ersten | |
| Debatte über die anstehende Verlängerung des Minusma-Mandats übte Diop | |
| vernichtende Kritik an der Blauhelmmission. | |
| „Die Minusma hat ihr Hauptziel nicht erreicht“, sagte Diop. Ihr Verbleib im | |
| Land „ist keine Antwort auf die Sicherheitsbedürfnisse der Malierinnen und | |
| Malier“. Mali kümmere sich um seine eigene Sicherheit, die UN-Mission könne | |
| Mali dabei helfen, aber „leider scheint die Minusma Teil des Problems | |
| geworden zu sein, indem sie Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen nährt, | |
| verschärft durch extrem gravierende Anschuldigungen“. | |
| Gemeint ist damit die im Mai veröffentlichte Untersuchung des | |
| UN-Menschenrechtsrates über Massaker an mehreren Hundert Zivilisten durch | |
| malische Soldaten und russische Wagner-Söldner im Dorf Moura. Dieser | |
| Bericht, so der Außenminister jetzt, sei „parteiisch“, enthalte „voreili… | |
| und „fiktive“ Schlussfolgerungen und stelle einen Versuch „gewisser | |
| Staaten“ dar, die UNO zu „instrumentalisieren“. | |
| ## Keine Terrorbekämpfung, sondern Friedenssicherung | |
| Die UN-Mission Minusma entstand 2013 im Zuge der französischen | |
| Militärintervention in Mali und zählt aktuell knapp 17.500 Soldaten, | |
| darunter etwas über 600 Deutsche. Ihr Mandat war nie die Terrorbekämpfung – | |
| dies war der französischen Eingreiftruppe vorbehalten – sondern die | |
| Absicherung des Friedensabkommens zwischen Malis Regierung und den | |
| Tuareg-Rebellen im Norden des Landes sowie Unterstützung der malischen | |
| Behörden bei der Stabilisierung des Staatsgebiets. | |
| Die seit 2020 in Mali herrschenden Militärregierungen wollen das aber nicht | |
| und haben den UN-Truppen bei ihrer täglichen Arbeit immer mehr Steine in | |
| den Weg gelegt. Deutschland beschloss erst vor Kurzem nach monatelangen | |
| Kontroversen, sein Bundeswehrkontingent aus Mali doch nicht sofort | |
| abzuziehen, sondern das Mali-Mandat bis 2024 zu verlängern. | |
| Dies setzt allerdings voraus, dass die Minusma überhaupt bis 2024 bleibt, | |
| wofür der UN-Sicherheitsrat vor Ablauf des aktuellen Mandats am 30. Juni | |
| 2023 ein neues beschließen muss. Einen Resolutionsentwurf dafür gibt es | |
| noch nicht. Grundlage dafür muss der jüngste Mali-Quartalsbericht von | |
| UN-Generalsekretär António Guterres von vergangener Woche sein, der eine | |
| Verlängerung um ein Jahr vorschlug, mit einer Verringerung der | |
| Truppenstärke und des Handlungsspektrums der Blauhelme. | |
| ## Vorbereitungen für Abzug 2024 | |
| Ob das jetzt noch geht, ist offen. Es ist zu erwarten, dass Russland als | |
| UN-Vetomacht und Verbündeter von Malis Militärregierung Einfluss auf die | |
| Resolution nehmen wird. Offen ist nach der robusten Wortmeldung aus Mali | |
| auch, wie es mit der Bundeswehr in Mali weitergeht. Aktuell laufen die | |
| Vorbereitungen für den Abzug 2024 an; er soll Ende Mai 2024 abgeschlossen | |
| sein. | |
| Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums in Berlin sagte am | |
| Wochenende: „Dass die malische Transitionsregierung und Russland die | |
| anstehende Verlängerung des UN-Mandats nutzen werden, um politisches | |
| Kapital daraus zu schlagen, überrascht uns nicht. Unser Interesse ist | |
| weiterhin ein geordneter Abzug.“ Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, die | |
| Äußerungen des malischen Außenministers seien zur Kenntnis genommen worden. | |
| 17 Jun 2023 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
| ## TAGS | |
| Mali | |
| UN-Blauhelme | |
| UN | |
| Wagner-Gruppe | |
| Mali | |
| Mali | |
| Mali | |
| Mali | |
| Mali | |
| Mali | |
| Bundeswehr | |
| Mali | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| UN-Abzug aus Mali: Die UNO geht, der Terror kommt | |
| Der Abzug der UN-Truppen aus Mali wird immer schwieriger. Konvois werden | |
| angegriffen, eine Ortskraft der Bundeswehr soll getötet worden sein. | |
| Bundeswehreinsatz in Mali: Vor Abzug Ausverkauf | |
| Der UN-Einsatz in Mali, der auch größter Auslandseinsatz der Bundeswehr | |
| war, ist beendet. Deutschland ist auf dieses plötzliche Aus kaum | |
| vorbereitet. | |
| Neue Verfassung in Mali: Zentralismus führt in den Krieg | |
| Mali bekommt eine neue Verfassung, die die Macht der herrschenden Militärs | |
| sichern soll. Die Tuareg lehnen diese ab, der Frieden steht auf dem Spiel. | |
| Referendum in Mali: 97 Prozent für die neue Verfassung | |
| Die neue Verfassung in Mali kann in Kraft treten. Tuareg-Rebellen | |
| verhinderten jedoch die Abstimmung im Norden des Landes. | |
| Malis Forderung nach UN-Abzug: Deutschland ist unwichtig | |
| Mali will den Abzug der internationalen Truppen. Die deutsche Beteiligung | |
| wird bei den wohl anstehenden Verhandlungen keine Rolle spielen. | |
| Verfassungsreferendum in Mali: Militärherrscher werden bald zivil | |
| Ein Verfassungsreferendum soll in Mali den Weg ebnen, dass Militärputschist | |
| Goita sich zum Präsidenten wählen lässt. Dann kann auch die UN abziehen. | |
| Abzug der Bundeswehr aus Mali: Wenig Hoffnung in Westafrika | |
| 2024 zieht die Bundeswehr aus Mali ab. In der Sahelzone setzt die | |
| Bundesregierung auf Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten, vor allem mit | |
| Niger. | |
| UN-Mission in Mali vor dem Aus: Mit Schüssen in den Rücken | |
| Die UNO hat Malis Armee und russischen Söldnern Massaker an Zivilisten | |
| vorgeworfen. Malis Militärregierung spricht nun von „Spionage“. |