# taz.de -- UN-Abzug aus Mali: Die UNO geht, der Terror kommt | |
> Der Abzug der UN-Truppen aus Mali wird immer schwieriger. Konvois werden | |
> angegriffen, eine Ortskraft der Bundeswehr soll getötet worden sein. | |
Bild: Das könnte sich wiederholen: Ein Schild des islamischen Staats im Jahr 2… | |
Cotonou taz | „Es ist alles sehr besorgniserregend und komplex. Die | |
Menschen sind mehr und mehr gestresst. All das was sie erleben, setzt sich | |
im Kopf fest“, beschreibt Khader Touré das, was gerade in Mali passiert. | |
Der Journalist ist in der nordostmalischen Stadt Gao Direktor des | |
Radio-Senders Annia. Gao ist noch Standort der UN-Stabilisierungsmission | |
[1][Minusma]. Noch sind auch Angehörige der Bundeswehr im Camp Castor vor | |
Ort. Doch bis zum Jahresende ist Schluss, wie die Militärregierung von | |
Oberst Assimi Goïta Mitte des Jahres entschieden hat. | |
Die Minusma stellt der enge Zeitplan vor große Herausforderungen, wie | |
Missionsleiter El-Ghassim Wane am [2][Montag vor dem UN-Sicherheitsrat] in | |
New York betont hat. Aufgrund des engen Zeitplans sei es ein komplexes | |
Unterfangen. Es gehe um die Rückführung von knapp 13.000 uniformierten | |
Mitarbeiter:innen, die Übergabe von zwölf Lagern und den Transport von rund | |
5.500 Containern mit Ausrüstung. | |
Spätestens seit dem Wochenende ist außerdem deutlich, was lange Zeit eher | |
abgetan wurde: der Rückzug lässt UN-Ortskräfte auf der Strecke. Die | |
Terrorgruppe Islamischer Staat behauptet, sie habe einen Malier | |
hingerichtet, der als [3][Ortskraft] für die Bundeswehr gearbeitet habe. | |
Fotos dazu finden sich in sozialen Medien. Es scheint allerdings nicht | |
bestätigt zu sein, dass der Ermordete zuletzt noch Ortskraft gewesen ist. | |
Dennoch wirft der Vorfall Fragen auf, denn dieses Risiko schätzte die | |
Bundeswehr bisher als gering ein. Seit Beginn der UN-Mission im Jahr 2013 | |
ist diese in Gao zum zentralen Arbeitgeber geworden. | |
Auch für Blauhelmsoldat:innen gilt der Abzug der Mission als | |
risikoreich. Wane sagte, dass ein Konvoi, der zwischen Ber und der Stadt | |
Timbuktu unterwegs war, gleich zweimal von mutmaßlichen Extremisten | |
angegriffen wurde. Vier Soldat:innen wurden dabei verletzt, zwei | |
Fahrzeuge beschädigt. Dabei ist die Strecke keine 60 Kilometer lang. Doch | |
aufgrund der Regenzeit und prekären Sicherheitslage benötigte er 51 | |
Stunden. Auch das zeigt die Komplexität des Minusma-Abzugs. | |
## Ausbreitung terroristischer Gruppen | |
In einem am Freitag bekannt gewordenen Experten-Bericht warnte die UN | |
ebenfalls vor einer Ausbreitung der Terrorgruppen. Es heißt, dass in | |
weniger als einem Jahr der „Islamische Staat der größeren Sahara“ (ISGS) | |
die von ihm kontrollierte Fläche praktisch verdoppelt habe. Ein Brennpukt: | |
Die Stadt Timbuktu im Norden. In den vergangenen Wochen haben Berichte | |
zugenommen, dass sie erneut von terroristischen Gruppen belagert wird wie | |
2012. | |
„Timbuktu ist abgeriegelt. Man kommt gar nicht mehr hin“, sagt Khader | |
Touré. Am Wochenende wurde dort ein Kind bei einem Angriff ermordet und | |
vier weitere Personen verletzt. Neben der Angst vor Gewalt heißt das: Die | |
Versorgung mit Lebensmitteln wird zunehmend komplizierter. Unterstützung | |
würde viele Bedürftige gar nicht mehr erreichen, so Touré. | |
Es gibt aus dieser Region auch zunehmend Berichte von Kämpfen zwischen | |
Malis Streitkräften und den einstigen Tuareg-Rebellen, die sich zur | |
Koordination der Azawad-Bewegungen (CMA) zusammengeschlossen haben. Am | |
Dienstag erklärte die CMA, es gebe nun schon zum zweiten Tag in Folge | |
Luftangriffe von Malis Armee auf ihre Stellungen bei Anéfis, das nördlich | |
von Gao in der Wüste liegt. | |
Die CMA wirft Malis Militärmachthabern vor, die Friedensabkommen von 2015 | |
zwischen Malis damaliger Regierung und den Tuareg-Rebellen nicht mehr zu | |
respektieren, und kritisiert, dass die UN-Mission beim Abzug Einrichtungen | |
im Tuareg-Gebiet an Malis Streitkräfte übergibt. Sie dementiert ihrerseits | |
Behauptungen, sich wieder mit Dschihadisten zusammengeschlossen zu haben. | |
Die Sorge um einen Zusammenbruch des Tuareg-Friedensprozesses in Mali wurde | |
auch im UN-Sicherheitsrat am Montag laut. | |
29 Aug 2023 | |
## LINKS | |
[1] /UN-Truppen-in-Mali/!5941656 | |
[2] https://press.un.org/en/2023/sc15398.doc.htm | |
[3] /Nach-Aus-der-UN-Mission/!5950094 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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