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# taz.de -- Eskalation in Mali: Drohnen töten Kinder in Mali
> Tuareg-Rebellen rufen in Mali zur Generalmobilmachung. Malis Militär hat
> die von ihnen gehaltene Stadt Kidal bombardiert.
Bild: Die aus Kidal inzwischen abgezogenen Blauhelmsoldaten im Februar 2017
Berlin taz | Der [1][neue Bürgerkrieg in Mali] zwischen dem herrschenden
Militär und bewaffneten Tuareg spitzt sich weiter zu. Bis zu 15 Menschen
sind am Dienstag bei Luftangriffen auf die von Tuareg kontrollierte Stadt
Kidal im Norden Malis ums Leben gekommen, darunter Kinder. [2][Die
Tuareg-Rebellenkoalition CSP (Cadre Stratégique Permanent) berichtet] von
acht getöteten Schulkindern, die beim Spielen während der Pause getroffen
worden seien, einem getöteten Lehrer und sechs Toten bei der Bombardierung
eines Treffens von „Würdenträgern“ in der Nähe. Sie seien Opfer von Droh…
türkischer Herstellung geworden. Malis Armee bestätigt die Angriffe, sagt
aber, sie hätten „Terroristen im UN-Camp“ ausgeschaltet.
Laut Beobachtern, die [3][Foto- und Videoaufnahmen] [4][ausgewertet] haben,
schlugen die Drohnen zwischen der ehemaligen UN-Blauhelmbasis in Kidal und
einer benachbarten Schule ein. Die UN-Mission in Mali (Minusma) hatte ihr
Camp in Kidal am 31. Oktober aufgegeben und den in der Stadt herrschenden
Tuareg-Gruppen überlassen. Die einst über 12.000 Soldaten, darunter auch
Deutsche, zählende UN-Mission verlässt Mali auf Wunsch der Militärregierung
und soll den Abzug bis Jahresende abschließen.
Malis Regierung wirft der UNO Täuschung vor: Sie sei aus Kidal früher
abgezogen als vereinbart und habe das Camp nicht ordnungsgemäß übergeben.
Der für Kidal bestimmte malische Militärkonvoi habe sich am 31. Oktober
noch 110 Kilometer entfernt befunden.
Wäre Malis Armee tatsächlich in Kidal eingerückt, hätte das allerdings
Kämpfe mit den bewaffneten Tuareg-Gruppen in der Stadt bedeutet. Sie
kontrollieren Kidal seit 2012 und vereinbarten 2015 in einem
Friedensvertrag eine Autonomieregelung für Malis Norden. Die seit 2020
herrschenden Militärs erkennen das nicht mehr an; im Gegenzug haben auch
die [5][Tuareg-Gruppen] wieder zu den Waffen gegriffen. Mit den
Luftangriffen auf Kidal ist eine neue Eskalationsstufe erreicht.
## Chaotischer Abzug der UN-Mission
„Die Schlacht um Kidal hat begonnen“, kommentierten am Mittwoch
[6][regierungstreue Medien in Mali] und spekulierten, nun komme die
Bodenoffensive. Am Mittwochvormittag soll es neue Drohnenangriffe gegeben
haben. Das Tuareg-Bündnis CSP warf in seiner Erklärung „Malis
terroristischer Junta“ eine „gezielte ethnische Säuberung“ mittels
russischer Wagner-Kämpfer und türkischer Drohnen vor und rief die Bürger
des Nordens von Mali, den sie „Azawad“ nennen, zur „Generalmobilmachung an
allen Fronten, um sich endgültig des institutionalisierten Terrorismus auf
unserem Territorium zu entledigen“.
Der UN-Abzug aus Kidal gestaltet sich in dieser Situation abenteuerlich.
Eine Woche brauchten die 850 zumeist von Tschad entsandten Blauhelme ab dem
31. Oktober für die hochgefährliche Landstrecke von Kidal ins 350 Kilometer
entfernte Gao, wo das deutsche Bundeswehrkontingent der Minusma gerade die
letzten Koffer packt.
In der Region zwischen Gao und Kidal sind UN-Blauhelme in der Vergangenheit
Ziel zahlreicher Angriffe islamistischer Terrorgruppen gewesen. Eine
Evakuierung auf dem Luftweg oder auch nur Luftaufklärung, um potenzielle
Angreifer frühzeitig zu erkennen, hatten Malis Behörden der Minusma aber
nicht erlaubt. So wurde der Konvoi sechsmal mit Sprengsätzen angegriffen
und es gab 26 Verletzte, die dann doch per Hubschrauber evakuiert werden
mussten. Da die UNO auch keine zusätzlichen Lastwagen nach Kidal bringen
durfte, mussten die Blauhelme die gesamte Campeinrichtung zurücklassen. Die
ist nun, soweit sie nicht vorab zerstört wurde, in Rebellenhand.
8 Nov 2023
## LINKS
[1] /Tuareg-Rebellen-gegen-Regierung/!5961029
[2] https://twitter.com/abdalaag2022/status/1721888554912186832
[3] https://twitter.com/CheickIbtidiani/status/1721986201798795491
[4] https://twitter.com/attaye_ag/status/1721862221783793933
[5] /Heftige-Kaempfe-in-Mali/!5949948
[6] http://news.abamako.com/h/288426.html
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Mali
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