# taz.de -- Tuareg-Rebellen gegen Regierung: Malis Norden versinkt im Krieg | |
> Kämpfe zwischen Malis Regierungstruppen und Tuareg-Rebellen um die | |
> Kontrolle von Militärbasen eskalieren. Zunehmend sind Islamisten | |
> involviert. | |
Bild: Malis Militärmachthaber Assimi Goita beim Russland-Afrika-Gipfel in St. … | |
BERLIN taz | Der Krieg zwischen Malis Armee und aufständischen Tuareg im | |
Norden des Landes ist wieder voll entbrannt, und die Regierung gerät | |
zunehmend in Bedrängnis. Am Sonntag tobten schwere Kämpfe um den Ort Bamba, | |
der am Niger-Fluss etwa in der Mitte zwischen den beiden | |
Provinzhauptstädten Timbuktu und Gao liegt. Die politische Plattform der | |
[1][Tuareg-Rebellenallianz CMA] (Koordination der Azawad-Bewegungen) | |
reklamierte die Einnahme von Bamba und die Übernahme seiner Militärbasis | |
für sich. Die Armee sprach von andauernden heftigen Kämpfen. | |
Erst am Samstag hatten die Tuareg-Rebellen zunächst 98 und dann 81 tote | |
Regierungssoldaten bei Angriffen auf die Armeebasis Dioura in Zentralmali | |
zwei Tage vorher gemeldet. Die Armee hatte wiederum Angriffe auf drei ihrer | |
Basen in den Tagen zuvor gemeldet, in unterschiedlichen Landesteilen. | |
Die Kämpfe in Mali folgen auf den Zusammenbruch des Friedensabkommens von | |
2015, in dem die zuvor aufständischen Tuareg Autonomierechte in den drei | |
malischen Nordprovinzen Gao, Kidal und Timbuktu zugesprochen bekamen. | |
Vollständig umgesetzt wurde das nie, und die seit 2020 in Mali regierenden | |
Generäle lehnen es ab. Die im Juni dieses Jahres per Referendum angenommene | |
neue Verfassung für Mali stellt aus Rebellensicht eine Aufkündigung des | |
Abkommens dar. | |
Am 11. September erklärte die CMA, sie befinde sich „im Krieg“ gegen die | |
malische Regierung, und „alle Bewohner Azawads“ sollten ihren Beitrag zur | |
„Rückgewinnung der Kontrolle über das gesamte azawadische Territorium“ | |
leisten. Azawad ist der Name des Staates, den Tuareg-Rebellen 2012/13 | |
kurzzeitig in Nordmali ausgerufen hatten. | |
## Konkurrenz islamistischer Gruppen in der Sahara | |
Am 22. September verkündete Malis Präsident, Oberst Assimi Goita, | |
seinerseits seine Absicht, Malis „Souveränität über das gesamte | |
Staatsgebiet zurückzugewinnen“. Aus Regierungssicht sind die Angreifer | |
sämtlich „Terroristen“, und es wird dabei nicht zwischen Tuareg-Rebellen | |
und [2][islamistischen Terrorgruppen] unterschieden. Immer wieder wird die | |
islamistische JNIM (Gruppe für die Unterstützung des Islams und der | |
Muslime) für Angriffe verantwortlich gemacht. | |
Islamistische Kämpfer beschossen am 7. September ein Passagierschiff, das | |
auf dem Niger-Fluss zwischen Timbuktu und Gao unterwegs war, und töteten | |
dutzende, wenn nicht hunderte Menschen. Die Stadt Timbuktu ist faktisch von | |
der Außenwelt abgeschnitten. | |
Die JNIM kämpft nicht nur gegen die malische Regierung, sondern auch gegen | |
den konkurrierenden „Islamischen Staat in der Großen Sahara“ (ISGS), der | |
vor allem um Menaka im Nordosten Malis an der Grenze zu [3][Niger] aktiv | |
ist. Die Tuareg-Rebellen der CMA vertreten ihrerseits auch nicht alle | |
Tuareg-Gruppen. Diese Konstellation macht es schwer, die Dynamik des neuen | |
Krieges zu beurteilen. | |
Für Aufsehen sorgte vor einer Woche die Explosion einer überladenen | |
Militärtransportmaschine bei der Landung am Flughafen von Gao, bei der | |
Berichten zufolge 140 Menschen umkamen – malische Soldaten und russische | |
Wagner-Kämpfer. | |
## Zusammenhang mit Abzug der UN-Mission in Mali | |
Der Aufschwung der Gewalt fällt zusammen mit dem Abzug der [4][UN-Mission | |
in Mali (Minusma)], deren Blauhelme das Friedensabkommen von 2015 mit den | |
Tuareg absichern sollten. Auf Wunsch der malischen Militärregierung hatte | |
der UN-Sicherheitsrat im Juni das Ende der Mission, an der auch Deutschland | |
teilnimmt, zum Jahresende 2023 beschlossen. | |
Kämpfe haben sich mehrfach am Streit darüber entzündet, wer die | |
UN-Militäreinrichtungen in den Tuareg-Autonomiegebieten übernehmen darf. | |
Inzwischen geht es aber ganz einfach um die Macht. | |
2 Oct 2023 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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