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# taz.de -- Heftige Kämpfe in Mali: Tuareg wieder Kriegspartei
> Beim Abzug der UN-Blauhelme rückt Malis Armee erstmals in einen
> UN-Stützpunkt im Tuareg-Autonomiegebiet vor. Es droht ein neuer
> Bürgerkrieg.
Bild: Nicht mehr lange – aber wer kommt dann? UN-Blauhelme in Timbuktu, März…
Berlin taz | Noch bevor die UN-Mission in Mali (Minusma) das Land verlässt,
bricht der Frieden zwischen Malis Regierung und den Tuareg-Rebellen im
Norden des Landes zusammen, dessen Überwachung die zentrale Aufgabe der
UN-Blauhelme gewesen ist. Die UN-Mission gibt seit Anfang August einen
Stützpunkt nach dem anderen auf – und nun rückt Malis Armee auch dort nach,
wo bisher Rebellen der Tuareg-Allianz CMA (Coordination des Mouvements de
l’Azawad) das Sagen hatten.
„Azawad“ hieß der kurzlebige Separatistenstaat, den aufständische Tuareg
2012 im Norden Malis ausriefen, bevor dort radikale Islamisten die
Kontrolle übernahmen und [1][schließlich 2013 Frankreich militärisch
eingreifen musste], um Mali vor einer islamistischen Machtübernahme zu
retten.
2015 einigten sich Malis neue gewählte Regierung und CMA im
Friedensabkommen von Algier auf einen Autonomiestatus für die nordmalischen
Regionen Gao, Kidal und Timbuktu, die zusammen „Azawad“ gebildet hatten.
Unter anderem sollte die Regierungsarmee erst dann wieder einrücken, wenn
sie die einstigen Tuareg-Rebellen integriert hatte. Überwacht werden sollte
dies von der UN-Mission. Bis heute sind die Institutionen des malischen
Staates nicht überall im Norden Malis präsent, was nationalistische Kräfte
in der fernen Hauptstadt Bamako nie akzeptierten.
Seit dem Sturz der gewählten Regierung durch zwei Militärputsche 2020 und
[2][2021 sind diese nationalistischen Kräfte in Mali] an der Macht und die
weitere Umsetzung des Abkommens von Algier liegt auf Eis. Eine im Juli in
Kraft getretene neue Verfassung, die die Militärherrschaft festigt, lehnt
die CMA ab, weil sie die Autonomieregeln nicht berücksichtige.
## Weitere Eskalation
Am vergangenen Donnerstag zog die CMA offiziell ihre Repräsentanten aus
Bamako zurück. „Wir sind in der Hauptstadt nicht mehr sicher“, erklärte
CMA-Delegationsleiter Attaye Ag Mohamed. Ob damit das Friedensabkommen
insgesamt tot war, blieb offen.
Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt räumte die Minusma ihre erste Basis in
„Azawad“ – in Ber in der Wüste außerhalb von Timbuktu – und Malis Arm…
rückte in die Basis ein, angeblich unter Schutz russischer Wagner-Kämpfer,
die sich den Weg freischossen, denn das Umland und der Ort Ber stehen unter
Tuareg-Kontrolle. Bei Zusammenstößen mit „bewaffneten terroristischen
Gruppen“ bei Ber seien sechs Soldaten getötet worden, erklärte die Armee am
Sonntag. Am Freitag hatte die CMA erklärt, sie habe in dieser Region „einen
komplexen Angriff der malischen Streitkräfte und Wagner abgewehrt“.
Nach [3][offizieller malischer Darstellung] wurde das Camp Ber am Sonntag
früh von der Minusma an Malis Streitkräfte übergeben. Der französische
RFI-Rundfunk berichtete aber, der Vormarsch von Malis Armee aus Timbuktu
ins 60 Kilometer entfernte Ber habe schon am Freitag begonnen. Neben den
sechs toten Soldaten gebe es auch 20 getötete Rebellen.
Die UN-Mission [4][erklärte am Sonntagnachmittag]: „Minusma hat ihren Abzug
aus Ber vorgezogen, aufgrund der Verschlechterung der Sicherheitslage.“ Man
rufe alle Seiten dazu auf, „von Handlungen abzusehen, die die Operation
weiter verkomplizieren könnten“. Die CMA sagte, die UNO dürfe ihre Basen in
„Azawad“ erst dann übergeben, wenn die malischen Parteien darüber „einen
Konsens aufgrund der unterzeichneten Sicherheitsabkommen“ erzielt hätten.
Momentan sieht es nach weiterer Eskalation aus. Am Montag meldeten lokale
Medien, der CMA-Stabschef für Timbuktu, Hussein Houlam, sei bei einem
malischen Luftangriff auf eine CMA-Wagenkolonne zehn Kilometer nordöstlich
von Ber getötet worden. Die Tuareg-Rebellen riefen umgehend zur
Generalmobilmachung auf.
14 Aug 2023
## LINKS
[1] /Tuareg-in-Mali/!5041649
[2] /Neuer-Putsch-in-Mali/!5774236
[3] https://twitter.com/FAMa_DIRPA/status/1690834601474699264
[4] https://twitter.com/UN_MINUSMA/status/1690721459604250624
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
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