| # taz.de -- Urteil über Parkgebühren in Freiburg: Darf ruhig teuer werden | |
| > In Freiburg ist eine Debatte über die Nutzung des städtischen Raums | |
| > eröffnet. Auslöser war ein Urteil über Parkgebühren. | |
| Bild: Wer sagt eigentlich, dass es einen Anspruch auf billiges Autoabstellen in… | |
| Anwohnerparkplätze dürfen deutlich teurer werden, urteilte das | |
| Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Für die [1][Stadt Freiburg] heißt das | |
| zwar, dass eine Klage gegen die hohen städtischen Parkgebühren durchging, | |
| aber das liegt an handwerklichen Fehlern der Stadtoberen bei der | |
| Ausgestaltung. Bundespolitisch gesehen, ist bei dem Urteil ein positiver | |
| Aspekt viel wichtiger: Das Bundesverwaltungsgericht hat die erhöhten | |
| [2][Anwohnerparkgebühren] in Höhe von 360 Euro pro Jahr „nicht beanstandet�… | |
| – und dies sogar explizit betont. Denn schließlich bekomme der Kfz-Halter | |
| für sein Geld auch einen „erheblichen“ Gegenwert, nämlich einen | |
| wohnungsnahen Parkplatz. | |
| Mit dieser höchstrichterlichen Aussage haben die Städte nun ein Stück mehr | |
| an Sicherheit, wenn sie die Verkehrswende vor Ort voranbringen wollen. Denn | |
| die Steuerung des „ruhenden Verkehrs“ in den Stadtzentren durch den Preis | |
| ist ein ganz entscheidender Hebel, wenn es darum geht, städtische Räume dem | |
| Autoverkehr zu entziehen und für das urbane Leben zurückzugewinnen. | |
| Auch wenn man im Freiburger Rathaus nun erst einmal die Wunden leckt – das | |
| Urteil könnte andere Städte beflügeln, ihren wertvollen Grund und Boden | |
| fortan nicht mehr zu Spottpreisen den parkenden Autos zu überlassen. Viel | |
| zu lange galt es als selbstverständlich, dass [3][Anwohner mit ihren | |
| Fahrzeugen] öffentlichen Raum praktisch kostenlos nach Belieben in Anspruch | |
| nehmen können. | |
| Die Denke vergangener Jahrzehnte beim Thema Stellplätze hat unterdessen | |
| noch weitere Facetten, die einer Debatte bedürfen. So ist auch das | |
| Konstrukt, wonach die Landesbauordnungen Stellplatzpflichten für | |
| Wohngebäude vorgeben, längst aus der Zeit gefallen. Diese Regelung muss | |
| daher das nächste große Thema in der Verkehrspolitik werden. Denn noch | |
| immer müssen sogar Haushalte ohne eigenes Auto Stellplätze vorweisen, wenn | |
| sie neuen Wohnraum schaffen – was diesen erheblich verteuern kann. | |
| ## Wer parken will, muss zahlen | |
| Hier wäre ein grundsätzlich neues Konzept nötig. Nicht wer Wohnraum | |
| schafft, sollte dazugehörige Stellplätze nachweisen müssen, sondern wer ein | |
| Auto anmelden will. Kann der Autobesitzer keinen eigenen oder gemieteten | |
| Stellplatz in Wohnungsnähe vorweisen, muss er eben eine – künftig deutlich | |
| teurere – Anwohnerparkberechtigung für den öffentlichen Raum erwerben. | |
| Damit wird deutlich: Man braucht nicht viel für eine Verkehrswende in den | |
| Städten – schlichte Kostenwahrheit reicht. Wer einen Parkplatz braucht, | |
| muss diesen eben bezahlen. Das jüngste Urteil hat die Tür dahin weiter | |
| geöffnet. | |
| 14 Jun 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bernward Janzing | |
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