Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Wagner-Aufstand in Russland: Frankenstein und sein Monster
> Prigoschins Ein-Tages-Aufstand demütigt Putin. Das Projekt, das der
> russische Präsident erst groß machte, entblößt die Ohnmacht dieses
> Präsidenten.
Bild: Jewgeni Prigoschin und Wladimir Putin im Jahr 2010
Zurück bleiben nur noch die Abdrücke der Militärfahrzeuge im Asphalt, die
eilig wieder zugeschütteten Gräben auf den Wegen nach Moskau und das
absurde Bild eines Panzers, der im Tor eines Zirkus feststeckt. So
plötzlich, wie der [1][Aufstand] des bewaffneten und selbstständig
gewordenen Feldherrn Jewgeni Prigoschin mit seiner Söldnertruppe Wagner in
Russland angefangen hatte, so schnell ging die Meuterei 200 Kilometer vor
Moskau auch zu Ende. Scheinbar. Denn das Monster, das [2][der russische
Präsident Wladimir Putin erschaffen hatte], hat sich gegen ihn gewendet –
und den sich als mächtig Inszenierenden demaskiert. Ein Barbar entblößt ein
barbarisches System.
Zu Ende ist mit dem Deal, den Prigoschin mit dem belarussischen Diktator
Alexander Lukaschenko ausgehandelt hat, gar nichts. Es fängt erst an. Wenn
auch mit allerlei ungeklärten Fragen: Warum Lukaschenko? Warum ein Deal,
wenn Putin Prigoschin doch wenige Stunden zuvor als Verräter bezeichnet
hatte und in seinen Augen „Verrat“ nur mit dem Tod zu bestrafen ist? Warum
Straffreiheit für die Männer, die eine Schneise aus Tod und Verderben nach
sich ziehen, während andere für hochgehaltene leere Zettel in die
Strafkolonien kommen?
Wieso holt sich ein Staat, der sich seiner Unabhängigkeit und seiner
Souveränität rühmt und mit solchen Schlagwörtern gar ein anderes Land
überfällt, Hilfe bei einem ausländischen Staatschef, um eigentlich
innerrussische Querelen, denen es monatelang ruhig zugeschaut hat, zu
lösen? Und was ist aus Prigoschins Hauptforderung geworden, den
Verteidigungsminister Sergei Schoigu von seinem Posten zu jagen?
## Öffentliche Schmach für Putin
Putin hat – sichtbar für alle – seine Schwäche gezeigt. Sichtbar auch für
seine [3][Elite, die sich zunehmend fragen dürfte, wohin sie es mit dem
Mann an der Spitze noch bringen werde]. Es gibt viele in Russland, die den
Krieg in der Ukraine an sich verabscheuen und seine Auswirkungen lieber
nicht hätten. Doch sie machen mit, sie stützen die Führungsspitze, sie
rechtfertigen – und sagen, dass ein Sieg her müsse, jetzt, wo sie nun in
dem Schlamassel steckten.
Das Schlamassel aber wird nur noch größer. Die Angst vor dem
Oberbefehlshaber könnte weichen, es könnten sich Gruppierungen formieren,
die mehr Gewicht in der Gesellschaft haben, als es Prigoschin, trotz aller
Sympathien für sein brutales Vorgehen, je hatte.
Die Gefahr für Putins System ist durch fragwürdige Abmachungen nicht
gebannt. Zumal der russische Präsident Abmachungen mit „Verrätern“ für
keine Abmachungen hält. Um seine Macht nach der öffentlichen Schmach zu
halten, dürften die Repressionen – in der Gesellschaft, aber auch in der
Elite – zunehmen. Das Monster scheint zwar verjagt, aber es hinterlässt
seine monströsen Spuren.
25 Jun 2023
## LINKS
[1] /-Wagner-Aufstand-in-Russland-/!5942788
[2] /Russische-Soeldnerarmee-Wagner/!5942805
[3] /Meduza-Auswahl-15-bis-21-Juni/!5942299
## AUTOREN
Inna Hartwich
## TAGS
Jewgeni Prigoschin
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Wladimir Putin
Wagner-Gruppe
Aufstand
GNS
Wladimir Putin
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
EU-Gipfel
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Ukraine
Russland
## ARTIKEL ZUM THEMA
Propaganda-Show in Russland: Putin wird an den Eiern gepackt
Russlands Präsident hält Hof – Jahrespressekonferenz und Bürgerfragestunde
in einem. Zu wenige und teure Eier sind ein Thema, das die Menschen bewegt.
Wagner-Söldner in Russland: Prigoschin offenbar tot
Bei einem Flugzeugabsturz in Russland sterben alle 10 Insassen. Die
Maschine gehörte dem Söldnerchef Jewgeni Prigoschin. Offenbar war er an
Bord.
EU-Gipfel diskutiert über Wagner-Aufstand: Risse im russischen System
Beim EU-Gipfel fordern osteuropäische Staats- und Regierungschefs mehr
Nato-Unterstützung. Eine gemeinsame Strategie zum Umgang mit Russland
fehlt.
Gescheiterter Wagner-Aufstand in Russland: Und wieder ist der Westen schuld
Nach dem gescheiterten Aufstand der Wagner-Gruppe tut Russland so, als sei
nichts gewesen. Im Fernsehen gibt es eine simple Erklärung für alles.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Geländegewinne vor Bachmut
Die Ukraine hat bisher rund 130 Quadratkilometer entlang der südlichen
Frontlinie zurückerobert. Deutschland will rund 4.000 Soldaten nach Litauen
schicken.
Aufstand der Wagner-Gruppe: Der Retter in höchster Not?
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko sieht sich als
Schlichter. Doch stimmt sein Narrativ wirklich?
+++ Wagner-Aufstand in Russland +++: Rückzug nach dem Aufstand
Die Truppen von Söldnerchef Prigoschin ziehen ab. Er soll nach Vermittlung
durch Lukaschenko nach Belarus ausreisen. Weiter große Polizeipräsenz im
Süden Moskaus.
Gescheiterter Wagner-Aufstand: In Kyjiw isst man Popcorn
Während Jewgeni Prigoschin seine Söldner inzwischen zurückgerufen hat,
beobachten die Menschen in der Ukraine die Lage in Russland gespannt.
Wagner-Aufstand in Russland: Prigoschin stoppt offenbar seinen Marsch auf Moskau
Alles wieder vorbei? Die Lage nach dem versuchten Aufstand von Jewgeni
Prigoschin und seiner Söldnertruppe Wagner ist weiterhin unübersichtlich.
Den Marsch auf Moskau hat er nach eigenen Angaben offenbar beendet. Was das
für ihn und für Wladimir Putin heißt, ist unklar.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.