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# taz.de -- Gewalt gegen Frauen in Sudan: „Keine Frau in Khartum ist sicher“
> Seit Kriegsausbruch steigt die Zahl der Vergewaltigungen in Sudan.
> Suleima Ishaq kümmert sich mit ihrer Organisation um betroffene Frauen.
Bild: Bloß weg hier: Eine Familie flieht aus Sudans umkämpfter Hauptstadt, 30…
Kairo taz | Über sechs Wochen dauert nun schon der Krieg in Sudan, und wie
in jedem Krieg zahlen auch hier die Frauen einen besonders hohen Preis. Es
häufen sich [1][Berichte von Vergewaltigungen und Verschleppungen junger
Frauen]. Besonders dramatisch ist die Lage in der Hauptstadt Khartum und
deren Umgebung. Trotz des eigentlich geltenden Waffenstillstands kämpfen
dort Staats- und Armeechef Abdelfattah al-Burhan und der Chef der RSF-Miliz
Mohamed Hamdan Daglo, auch genannt Hametti, weiterhin gegeneinander um die
Alleinherrschaft. Die Zivilbevölkerung schaut hilflos zu.
„Was den sudanesischen Frauen widerfährt, ist ein ständiger Teufelskreis
der Gewalt, aus dem es kein Entkommen gibt. Frauen werden immer wieder
vergewaltigt, weil die Straßen nicht sicher sind. Dazu kommen die ständigen
Bombardierungen“, erzählt Suleima Ishaq. „Keine Frau in Khartum ist
sicher.“ Ishaq leitet in Sudans Hauptstadt die „Organisation zur Bekämpfung
von Gewalt gegen Frauen“, die sich um Vergewaltigungsopfer kümmert. Kontakt
mit ihr ist nur über den Internetnachrichtendienst Whatsapp möglich.
Besonders gefährdet, sagt Ishaq, seien Frauen, die sich als Tagelöhnerinnen
verdingen oder die auf den Märkten arbeiten. Denn um zu überleben, müssten
sie weiter auf den unsicheren Straßen arbeiten.
Aber nicht nur sie seien in Gefahr, denn gerade die [2][RSF-Milizen]
dringen immer wieder in Privathäuser ein. Die Milizionäre richteten dort
ihre Stellungen ein oder übernachten dort. Selbst wenn die Milizionäre die
Frauen noch in Ruhe lassen, nutzten oft später kriminelle Banden die Chance
der aufgebrochenen Häuser. Ishaq kennt mindestens drei Fälle von brutalen
Gruppenvergewaltigungen.
## Immer mehr junge Frauen werden verschleppt
„Die sexuellen Angriffe haben zugenommen, genauso wie die Verschleppungen
von jungen Frauen. Augenzeugen der zivilen Nachbarschaftskomitees erzählen
von neuen Ausmaßen sexueller Gewalt“, schildert Ishaq die Lage.
„Unser Problem ist, dass wir meistens nicht informiert sind, um den Frauen
zu helfen und ihnen zu sagen, wie sie sich verhalten und welche
einigermaßen sichere Route sie nehmen sollen, um von dort wegzukommen.“
Das, sagt sie, sei für ihre Organisation „die größte Herausforderung“.
Schwierig sei auch die Gesundheitsversorgung der Frauen. Die meisten
Gebiete rund um die Krankenhäuser würden von den Milizen kontrolliert und
seien, wenn sie noch funktionierten, nur schwer zugänglich. „Viele Frauen
in Khartum bräuchten dringend Hilfe in Frauengesundheitszentren, nicht nur
bei den Geburten. Die aber werden entweder beschossen oder sind von Truppen
besetzt. Viele verbluten, manche haben wegen der traumatischen
Kriegssituation [3][Fehlgeburten]“, berichtet Ishaq.
Unterstützung für Vergewaltigungsopfer sei ebenfalls schwierig. „Wo wir
Hilfe anbieten können, das ändert sich jeden Tag je nach Lage der
Kampfhandlungen“, beschreibt die Psychotherapeutin ihre Arbeit.
## Etwa 1,4 Millionen Menschen sind auf der Flucht
Inzwischen befinden sich 1,4 Millionen Menschen [4][in Sudan auf der
Flucht], die meisten noch innerhalb der Landesgrenzen. Manchmal lassen die
Männer einfach ihre Frauen zurück, erzählt Ishaq. Es würden auch Ehemänner,
Brüder oder Väter vermisst, die das Haus verlassen haben, um Besorgungen zu
machen und die dabei umgekommen sind oder an einer Straßensperre
festgenommen wurden.
Das hinterlasse die Frauen und Kinder in einer besonders prekären Lage,
warnt Ishaq: „Sie sind besonders verwundbar gegenüber jeglichen Angriffen
und Ausbeutung und sie laufen auch Gefahr, Opfer von Menschenschmugglern zu
werden.“ Die Menschenschmuggler machten ihnen falsche Hoffnungen und
behaupteten, sie an einen sicheren Ort zu bringen. Das betrifft vor allem
Frauen, die keine Papiere haben. Für sie sei das Risiko des Menschenhandels
ganz besonders groß.
31 May 2023
## LINKS
[1] /Vergewaltigung-als-Waffe/!vn5864789
[2] /Krise-im-Sudan/!5596683
[3] /Antifeminismus-aus-der-Kolonialzeit/!5916188
[4] /Fluchtbewegungen-durch-Krieg-in-Sudan/!5929620
## AUTOREN
Karim El-Gawhary
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in Sudan
Vergewaltigung
Sudan
Sexuelle Gewalt
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