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# taz.de -- Kämpfe in Sudan dauern an: Regierung setzt Verhandlungen aus
> Präsident Burhan droht mit Intensivierung des Krieges und zieht die Armee
> aus Gesprächen mit der RSF-Miliz zurück. Khartum ist angeblich
> abgeriegelt.
Bild: Sudans Präsident inmitten der 7. Infanteriedivision in Khartum, 30. Mai
Berlin taz | Im Krieg zwischen der Regierungsarmee und der Miliz RSF (Rapid
Support Forces) in Sudan setzt die Armee auf Eskalation. Die Regierung von
Staats- und Armeechef Abdelfattah al-Burhan setzte am Mittwoch die
laufenden Gespräche in Saudi-Arabien über einen Waffenstillstand aus, wie
sudanesische Diplomaten [1][mehreren Medien bestätigten]. Ein Armeesprecher
sagte der Nachrichtenagentur AP, man reagiere damit auf „wiederholte
Verletzungen“ der geltenden vorläufigen Waffenruhe, die am 22. Mai in Kraft
getreten und am 29. Mai für weitere fünf Tage verlängert worden war.
In einer Ansprache hatte Burhan, der im laufenden Konflikt sehr selten
öffentlich auftritt, bereits am Dienstagabend eine Intensivierung des
Krieges in Aussicht gestellt. „Die Armee hat ihre vollständige letale Kraft
bisher noch nicht aufgeboten, aber sollte der Feind die Stimme der Vernunft
weiterhin ignorieren oder darauf nicht eingehen, könnte sie dazu gezwungen
sein, sie einzusetzen“, [2][sagte der Staats- und Armeechef] vor Soldaten
in Sudans Hauptstadt Khartum. Die RSF müsse sich aus zivilen Wohnvierteln
und Einrichtungen zurückziehen und sich in Demobilisierungszentren begeben,
verlangte er.
Dem Aufruf, die Waffen zu strecken und sich aufzulösen, gedenkt die RSF
unter dem früheren Vizepräsidenten Hamdan Daglo Hametti allerdings nicht
Folge zu leisten. In einer [3][eigenen Stellungnahme] erklärte die Miliz,
sie stehe „bedingungslos“ hinter den Gesprächen im saudischen Dschiddah,
„obwohl die SAF (Sudanesische Streitkräfte) die Feindseligkeiten nicht
eingestellt haben“. Man kämpfe weiter für Demokratie in Sudan gemeinsam mit
dem sudanesischen Volk.
## Die schwer umkämpfte Hauptstadt Khartum ist blockiert
Das sudanesische Volk, das hunderttausendfach vor diesen Kämpfen die Flucht
ergriffen hat, gerät dabei komplett unter die Räder. Verschiedene lokale
Quellen berichteten am Mittwoch, es sei nun nicht mehr möglich, die
besonders schwer umkämpfte Hauptstadt Khartum zu verlassen. Auch die
Hafenstadt Port Sudan am Roten Meer, wo viele Menschen aus Khartum und auch
internationale Organisationen Zuflucht gefunden haben, soll mittlerweile
vom Großteil Sudans abgeschnitten sein – nur der Landweg in angrenzende
Regionen Sudans sowie nach Ägypten sei noch offen, hieß es. Die Behörden in
Port Sudan verhängten am Dienstagabend eine nächtliche Ausgangssperre und
warnten vor „Schläferzellen“ des Feindes – gemeint ist die RSF – in der
Stadt.
Eine dauerhafte Sperrung der Verkehrswege zwischen Port Sudan und Khartum
würde alle Bemühungen durchkreuzen, internationale humanitäre Hilfe für
Sudans Bevölkerung zu leisten. Die Zulassung ungehinderter Hilfe war der
Hauptsinn der in Dschiddah vermittelten Waffenruhe gewesen. Hilfsgüter
kommen über Port Sudan ins Land und müssen von dort aus in andere
Landesteile gebracht werden.
Am Samstag hatte das UN-Welternährungsprogramm WFP [4][nach eigenen
Angaben] erstmals seit Beginn des Krieges am 15. April mit
Lebensmittelverteilungen in Omdurman begonnen, der Zwillingsstadt von
Khartum am westlichen Nilufer. In der für drei Tage angesetzten Operation
seien sowohl in von der Armee kontrollierten Gebieten als auch in denen
unter RSF-Kontrolle insgesamt 12.445 Menschen versorgt worden, hieß es.
Auch in Port Sudan sowie der nordsudanesischen Grenzstadt Wadi Halfa laufe
Hilfe an. Das WFP rechnet damit, dass in den nächsten Monaten rund 40
Prozent der rund 45 Millionen Einwohner Sudans Hunger leiden werden. Nach
[5][Angaben der UN-Migrationsorganisation IOM] sind inner- und außerhalb
Sudans mittlerweile 1,65 Millionen Menschen auf der Flucht.
Eine Eskalation des Krieges seitens der Regierung bahnte sich schon
vergangene Woche an. Am Samstag hatte Verteidigungsminister Yasin Ibrahim
eine Generalmobilmachung aller Reservisten im Alter bis zu 65 Jahren ab
Montag angeordnet. Die Regierung hatte auch die Auswechslung des deutschen
UN-Sudanbeauftragten Volker Perthes gefordert.
Am Mittwoch wurde aus Khartum erneut schwerer Artilleriebeschuss gemeldet.
Die Armee feuere aus ihren Stellungen in Omdurman über den Nil ins Zentrum
von Khartum, wo die RSF steht, berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter
Berufung auf Augenzeugen.
31 May 2023
## LINKS
[1] https://www.aljazeera.com/news/2023/5/31/sudan-army-suspends-participation-…
[2] https://sudantribune.com/article274195/
[3] https://twitter.com/RSFSudan/status/1663811820199583744
[4] https://www.wfp.org/news/first-wfp-food-assistance-distributed-khartoum
[5] https://reliefweb.int/report/sudan/sudan-escalating-conflict-situation-upda…
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
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