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# taz.de -- Luftangriffe in Sudan fortgesetzt: Ärzte beklagen Instrumentalisie…
> Eine kurze Feuerpause in Sudan hat weitgehend gehalten - ist aber nun
> vorbei. Auch die Angriffe auf das Gesundheitspersonal gehen offenbar
> weiter.
Bild: Die Kämpfe zwischen Sudans Armee und der paramilitärischen RSF halten s…
dpa/ap | Khartum Nach einer weitgehend eingehaltenen 24-stündigen
Waffenruhe sind in Sudans Hauptstadt Khartum erneut Gefechte ausgebrochen.
Das berichteten Augenzeugen und mehrere Medien am Sonntag. Demnach soll die
sudanesische Armee bereits kurz nach Ende der Feuerpause um 6.00 Uhr
Ortszeit unter anderem erneut Luftangriffe gegen Stellungen der
gegnerischen Paramilitärs RSF in Khartums Vororten Bahri und Omdurman
durchgeführt haben. Auch Artillerie und Luftabwehrraketen seien zu hören
gewesen.
Die Feuerpause war – wie bereits zuvor – von den USA und Saudi-Arabien
vermittelt worden war. Ziel war es, humanitäre Versorgung zu ermöglichen.
Medien und Augenzeugen zufolge blieb es in Khartum tatsächlich ruhig. Die
Situation an anderen Orten im Land, vor allem in der teils von schwerer
Gewalt betroffenen Region Darfur, war schwer zu überprüfen.
Nachdem vorherige Feuerpausen wiederholt gescheitert waren, hatten die
Vermittler gewarnt, ein Verstoß [1][könne den Abbruch der Verhandlungen mit
den Parteien im saudischen Dschidda] bedeuten. Wann Gespräche fortgesetzt
werden, war zunächst offen.
In Sudan kämpfen seit Mitte April die Rapid Support Forces (RSF) des
früheren Vize-Machthabers Mohammed Hamdan Daglo, eine aus Milizen
hervorgegangene Quasi-Armee mit Zehntausenden Kämpfern, gegen die
Streitkräfte unter der Führung von De-facto-Staatschef Abdel Fattah
al-Burhan. Die beiden Generäle hatten sich 2019 und 2021 gemeinsam an die
Macht geputscht, später aber zerstritten. Ein von der Zivilbevölkerung
geforderter Übergang zur Demokratie in dem rund 46 Millionen Einwohner
zählenden Land im Nordosten Afrikas blieb aus.
## Angriffe auf Gesundheitspersonal
Die [2][Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen] berichtete am Samstag, dass
ihre Mitarbeiter zu einem Propagandavideo zugunsten der RSF genötigt worden
seien. Ihr Konvoi sei beim Verlassen eines Lagerhauses gestoppt worden.
„Die RSF forderte uns auf, vor der Kamera eine Erklärung über die
Vorgehensweise der RSF in diesem Fall abzugeben und wir waren dazu
verpflichtet, damit unser Konvoi seine Reise fortsetzen konnte.“
Die RSF hatten am Freitag ein Video veröffentlicht, das einen Uniformierten
mit einer Gruppe von MSF-Mitarbeitern zeigt. „Wurden Sie Gegenstand
illegaler Handlungen, Erpressungen, Drohungen oder Gewalt durch
RSF-Personal?“, fragt der Mann laut Untertiteln. Ein Mitarbeiter antwortet
unter anderem, dass humanitäre Gesetze eingehalten würden und man ohne
Einflussnahme jeglicher Partei arbeiten könne.
MSF und andere Helfer haben seit Ausbruch des Konflikts immer wieder
Plünderungen und Angriffe beklagt. „Die MSF-Teams beantworteten die Fragen
unter Bestätigung der humanitären Grundsätze von MSF: Wir sind mit keiner
der Konfliktparteien verbündet und unser einziges Ziel ist es, die vom
Konflikt betroffene Bevölkerung zu unterstützen, die medizinische Hilfe
benötigt“, teilten MSF mit. „Lebensnotwendige humanitäre Hilfe darf nicht
instrumentalisiert werden.“
Die Weltgesundheitsorganisation zählte bis Anfang Juni 48 bestätigte
Angriffe auf Gesundheitspersonal. Nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA
unter Verweis auf Zahlen des Gesundheitsministeriums sind im Konflikt bis
Anfang Juni mindestens 780 Menschen getötet und 5.800 verletzt worden. Rund
1,6 Millionen Menschen sind auf der Flucht.
## Guterres weist Kritik zurück
Zudem hat der Sudan [3][den deutschen UN-Sondergesandten Volker Perthes zur
unerwünschten Person] erklärt. Perthes sei nicht länger in Sudan
willkommen, teilte das Außenministerium in Khartum am Donnerstagabend in
einer knappen Erklärung mit. Über den Vorgang sei UN-Generalsekretär
António Guterres informiert worden. Guterres wies das und die Kritik an
Perthes zurück.
Perthes gilt seit seiner Berufung zum Sondergesandten für den Sudan im Jahr
2021 als wichtiger Vermittler, zunächst während gescheiterter Versuche
eines Übergangs zur Demokratie in dem Land und dann in der Phase, in der
sich das Verhältnis zwischen der regulären Armee und der Gruppe RSF
eintrübte. In den vergangenen Monaten erhielt der deutsche Diplomat
Todesdrohungen, wiederholt wurde er zum Rücktritt aufgefordert.
Erst im Mai hatte De-facto-Staatschef al-Burhan dem Gesandten in einem
Brief vorgeworfen, parteiisch zu sein und in den Wochen vor dem aktuellen
blutigen Konflikt einen negativen Einfluss auf Gespräche zwischen Generälen
und prodemokratischen Gruppen gehabt zu haben. Der Nachrichtenagentur AP
sagte Perthes in einer Reaktion, er halte jene, die ihn bedrohten, für
randständige Extremisten. Für die UN-Bemühungen in Sudan gebe es eine weit
verbreitete Wertschätzung.
11 Jun 2023
## LINKS
[1] /Krieg-in-Sudan/!5938191
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[3] /UN-Sondergesandter-unerwuenscht/!5939572
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