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# taz.de -- Waffenstillstand für Sudan vereinbart: Die größte UN-Hilfe der G…
> Durchbruch in Saudi-Arabien: Ab Montag sollen die Waffen in Sudan
> schweigen. Die UN könnten dann mit ihrer bis jetzt größten Hilfsaktion
> beginnen.
Bild: Saudische Diplomatie: Vertreter von Armee und RSF unterschreiben den Waff…
Berlin taz | Sudans Kriegsparteien haben einen Waffenstillstand vereinbart,
dessen Einhaltung den ersten Schritt zu einer möglichen Beendigung des seit
fünf Wochen tobenden Krieges im nordostafrikanischen Land darstellen
könnte.
Ab Montag, so die am Samstag bei indirekten Gesprächen im saudischen
Dschiddah getroffene [1][Vereinbarung „über einen kurzfristigen
Waffenstillstand und humanitäre Belange“], sollen die Armee und die
paramilitärische Miliz RSF (Rapid Support Forces), die seit 15. April um
die Macht in Sudan kämpfen, alle „Angriffe und Offensivaktionen“
einstellen, ebenso alle Verletzungen des humanitären Völkerrechts,
Verbrechen gegen Zivilisten, Besetzungen von zivilen und öffentlichen
Einrichtungen und sonstige Kriegsakte.
„Während der Dauer des kurzfristigen Waffenstillstands werden die Parteien
die Bewegungsfreiheit von Zivilisten im ganzen Land garantieren und
Zivilisten von Gewalt, Belästigung, Rekrutierung und anderen Übergriffen
schützen“, heißt es weiter. Es soll „sicheren und ungehinderten“ Zugang…
Hilfswerke geben und „freie Fahrt und ungehinderten Straßenzugang entlang
designierter Korridore oder Routen für humanitäre Lieferungen“.
Ein Komitee aus je drei Vertretern der beiden Kriegsparteien und der beiden
Vermittler, also USA und Saudi-Arabien, soll in Zusammenarbeit mit den
Vereinten Nationen (UN) und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz die
Einhaltung der Vereinbarung überwachen und im Falle der Nichteinhaltung
„angemessene Maßnahmen“ beschließen. Die Gespräche in Dschiddah haben vor
zwei Wochen begonnen.
## Vereinbarung hatte Fortgang der Gespräche sichergestellt
Eine erste Grundsatzvereinbarung vom 11. Mai, humanitäre Hilfe für die
Zivilbevölkerung in Sudan zu ermöglichen, hatte zwar vor Ort nichts
geändert, aber den Fortgang der Gespräche sichergestellt. Zwischenzeitlich
wurde die Lage in Sudan immer dramatischer. Vor allem in der Hauptstadt
Khartum sowie in der westsudanesischen Region Darfur dauerten schwere
Kämpfe an – auch am Sonntag wurde geschossen.
Am 17. Mai veröffentlichte das humanitäre UN-Koordinierungszentrum OCHA den
größten [2][Sudan-Hilfsappell] seiner Geschichte und bat kurzfristig um
drei Milliarden US-Dollar, um 18 Millionen Menschen in Sudan – nahezu die
Hälfte der Bevölkerung – sowie eine Million Flüchtlinge in Nachbarländern
bis Jahresende versorgen zu können.
Die Einhaltung der Zusagen von Dschiddah wird nun ein Schlüssel dafür sein,
ob internationale Geber in der Tat dazu bereit sind. Der
UN-Sudan-Beauftragte Volker Perthes ist jetzt nach New York gereist und
soll dort am Montag dem UN-Sicherheitsrat Bericht erstatten.
Die Waffenstillstandsvereinbarung gilt zunächst für sieben Tage. Eine
Verlängerung muss spätestens 48 Stunden vor Ablauf beantragt werden – also
bis kommenden Samstag. Eine Verlängerung bedarf der Zustimmung beider
Seiten.
## Umbesetzungen an der Spitze von Staat und Militär
Parallel zum Abschluss der Gespräche hat Sudans Militärmachthaber
Abdelfattah al-Burhan wichtige Umbesetzungen an der Spitze von Staat und
Militär verfügt. RSF-Chef Hamdan Daglo Hametti, bisher Vizepräsident des
von Burhan geführten „Souveränitätsrates“ und damit faktisch Sudans
Vizepräsident trotz seines Krieges gegen Präsident Burhan, wurde inzwischen
abgesetzt.
Sein Nachfolger wird Malik Agar, historischer Führer der sudanesischen
Rebellenbewegung SPLM-N (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung-Nord), die im
Bundesstaat Blue Nile aktiv ist, und auch Chef der Rebellenkoalition SRF
(Sudanesische Revolutionäre Front), die verschiedene Rebellengruppen
vereinte und 2020, ein gutes Jahr nach dem Sturz des Militärdiktators Omar
Hassan al-Bashir, mit Sudans neuen Machthabern unter Burhan Frieden
schloss.
Mit Agars Beförderung zur Nummer zwei des sudanesischen Staates will Burhan
nun offenbar Bemühungen Hamettis vereiteln, ehemalige Rebellen um seine RSF
zu scharen, und sich zugleich zum Friedens- und Demokratisierungsprozess
für Sudan bekennen – von dem zuletzt nichts mehr zu sehen war.
Nach seiner Ernennung [3][erklärte Agar am Samstag], er stehe im aktuellen
Konflikt auf keiner Seite. Nötig sei jetzt, „den Krieg in Sudan zu beenden
und am Verhandlungstisch logische Lösungen zu erreichen“.
21 May 2023
## LINKS
[1] https://www.state.gov/agreement-on-a-short-term-ceasefire-and-humanitarian-…
[2] https://reliefweb.int/report/sudan/joint-ocha-and-unhcr-press-release-un-ca…
[3] https://blnews.net/2023/05/important-statement-from-the-malik-agar/
## AUTOREN
Dominic Johnson
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