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# taz.de -- Neue Intendanz beim RBB: Keine Ruhe beim RBB
> Vor der Wahl der neuen Intendanz gibt es beim RBB Irritationen über die
> Bewerbungen. Zugleich kritisieren Rechnungshöfe Mängel beim Sender.
Bild: Auf die neue Intendanz wartet viel Arbeit
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) kommt nicht zur Ruhe. Eigentlich
sollte kommenden Freitag die Wahl einer neuen Intendanz den Auftakt bieten
für eine neue Ära nach den Skandalen um die [1][entlassene ehemalige
Intendantin Patricia Schlesinger]. Doch im Vorfeld der Wahl ist es bereits
zu Turbulenzen gekommen, die darauf hinweisen, dass es beim Sender nicht so
schnell rund laufen wird.
Vergangene Woche veröffentlichte der Rundfunkrat des RBB vier Tage früher
als ursprünglich angekündigt die Liste der ausgesuchten Kandidat:innen
für die Intendanz. Eingegangen waren 50 Bewerbungen.
[2][Interimsintendantin Katrin Vernau, deren Einjahresvertrag im Herbst
endet], hatte sich nicht um den Posten beworben. Im Berliner Tagesspiegel
hatte sie jedoch in einem Interview verlautbart, dass sie trotzdem zur
Verfügung stehe, falls sie gewählt würde. Dieses Spiel über die Bande
sorgte bereits zu Beginn des Auswahlprozesses für Irritationen. Doch als
der Rundfunkrat die offizielle Liste der Kandidat:innen vorstellte,
folgten weitere Unstimmigkeiten.
Auf der Liste waren drei Namen: Die Digitalisierungs-Managerin Heide
Baumann, Juliane Leopold, Chefredakteurin Digitales bei ARD-aktuell (und
einzige Kandidatin mit Ostbezug), sowie Ulrike Demmer. Demmers Kandidatur
ist nicht unproblematisch, denn sie war stellvertretende Sprecherin der
Regierung Merkel, was Fragen nach der Abgrenzung zwischen Politik und
öffentlich-rechtlichem Rundfunk aufwirft. Auf der Liste fehlte jedoch ein
Name, der davor vom Tagesspiegel als Favorit kolportiert worden war: Jan
Weyrauch, gebürtiger Berliner und Programmdirektor von Radio Bremen.
Ein Tag nach der Bekanntgabe der Kandidat:innen feuerten Personalrat
und Freienvertretung eine Salve ab: In einem offenen Brief kritisierten
sie, der „qualifizierteste Bewerber“ – Weyrauch – sei von der Liste
verschwunden. Der Verwaltungsrat habe in einer Überschreitung seiner
Kompetenzen eine Gehaltsobergrenze beschlossen. Weyrauch war offenbar nicht
gewillt, zu solchen Konditionen zu arbeiten.
## Die Gehaltsfrage
Das Gehalt soll bei 180.000 Euro gedeckelt werden, Schlesinger verdiente
noch 300.000 Euro plus vielerlei Boni. Das ist auch weniger als der am
schlechtesten bezahlte Intendanz-Posten beim Saarländischen Rundfunk mit
245.000 Euro, wo jedoch auch eine Obergrenze von 180.000 im Spiel ist.
Spitzenverdiener Tom Buhrow vom WDR verdient über 400.000 Euro und damit
mehr als der Bundeskanzler.
Vor diesem Hintergrund hatte der Rückzug Weyrauchs einen schalen
Beigeschmack. Offenbar so schal, dass er nur einen Tag nach dem offenen
Brief dem Rundfunkrat mitteilte, dass er „trotz unveränderter
Rahmenbedingungen“ doch für eine Kandidatur zur Verfügung stehe. Falls er
den Posten bekommt, müsste der Verwaltungsrat dann den Vertrag verhandeln.
Doch damit nicht genug des Hin und Hers: Am vergangenen Donnerstag kam es
an der teils öffentlichen Sitzung des Rundfunkrates zu einem weiteren
Manöver. Manche Teilnehmer:innen kritisierten in scharfen Worten, dass
die anwesende Interimsintendantin Katrin Vernau nicht auf der Liste der
Kandidat:innen erscheine, obwohl sie einen sehr guten Job mache.
Als der Vorstand des Rundfunkrates darauf aufmerksam machte, dass sich
Vernau nicht offiziell beworben hatte, antwortete diese einerseits, dass
sie erwartet habe, als aktuelle Intendantin automatisch auf der Liste zu
sein, und andererseits, dass sie darauf gewartet habe, dass man sie
einlade, sich zu bewerben. Um diese Situation auszuräumen, sollte der
Rundfunkrat entscheiden, ob man Vernaus Kandidatur in letzter Minute doch
noch zulässt. Die Wahl fiel zu Ungunsten Vernaus aus, ihre nachträgliche
Bewerbung ist vom Tisch.
Als wäre dieses Personalchaos nicht genug, stellten die Rechnungshöfe der
Länder Brandenburg und Berlin dem RBB Ende der Woche ein vernichtendes
Zeugnis aus: Es gebe gravierende „systemische Mängel“, ein
„Liquiditätsdefizit“ und „Mängel bei der Dokumentation von Unterlagen u…
Verträgen sowie der Erfassung von Zahlungen.“ Auch die Affäre Schlesinger
ist nicht ausgestanden. Samstag meldete T-Online, dass ein an die Plattform
durchgestochener Compliance-Bericht von November 2022 den Anfangsverdacht
auf Korruption um die Berliner Messe ausräume. Ein Manöver von Team
Schlesinger? Die neue Intendanz hat also viel Arbeit vor sich.
11 Jun 2023
## LINKS
[1] /Vorwuerfe-gegen-RBB-Intendantin/!5867820
[2] /Rundfunkrat-waehlt-Interimsintendantin/!5880823
## AUTOREN
Caspar Shaller
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Kolumne Flimmern und Rauschen
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