| # taz.de -- RBB-Staatsvertrag: „Zeit der Sonnenkönigin ist vorbei“ | |
| > Die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg einigen sich auf einen | |
| > Entwurf zum neuen RBB-Vertrag. Nun sind Verbände und Parlamente am Zug. | |
| Bild: Zur Zukunft des angeschlagenen RBB liegt jetzt der Entwurf eines erneuert… | |
| Berlin taz | Nach Jahren der Diskussionen, begleitet vom Skandal um die | |
| entlassene Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, liegt nun vor, wie der | |
| öffentlich-rechtliche Rundfunk der Region künftig organisiert, geleitet und | |
| kontrolliert werden soll. Die beiden Landesregierungen in Berlin und | |
| Potsdam haben sich auf einen Entwurf für einen neuen RBB-Staatsvertrag | |
| geeinigt. | |
| Zentrale Punkte: mehr Transparenz, vor allem bei den Top-Gehältern im | |
| Sender, mehr Regionalisierung und eine professionellere Kontrolle. | |
| Verbände, die beiden Parlamente und andere Akteure können sich nun dazu | |
| äußern. Laut Zeitplan soll der Vertrag um den Jahreswechsel herum im | |
| Abgeordnetenhaus und im Landtag beschlossen werden. | |
| „Es ist jetzt noch nicht alles in Stein gemeißelt“, sagt Brandenburgs | |
| [1][Medienstaatssekretär Benjamin Grimm (SPD)] am Montagnachmittag zwar in | |
| einer Journalistenrunde, schob allerdings als Bedingung für Änderungen | |
| nach: „wenn noch sinnvolle Vorschläge kommen.“ Er und der Berliner | |
| Senatskanzleichef Florian Graf (CDU) als dortiger zuständiger Mann hatten | |
| einen schmalen Grat zu beschreiten: Es ging darum, einen reformierten | |
| Rahmen für den finanziell wie auch vom Ruf her beschädigten RBB zu zimmern | |
| und doch nicht die [2][Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in | |
| Frage zu stellen.] | |
| Zahlreiche Passagen in dem 64-seitigen Entwurf für den Staatsvertrag | |
| enthalten daher Formulierungen wie „sollte“ oder „soll“. Besonders | |
| vorsichtig gehalten ist die Stelle, in der es um die zuvor oft geäußerte | |
| Forderung geht, an der Spitze des Senders mögen Ostdeutsche stehen. Da | |
| heißt es nun zurückhaltend: Der RBB „sollte das Ziel verfolgen“, bei der | |
| Besetzung von Führungspositionen speziell Personen mit ostdeutscher | |
| Biographie zu berücksichtigen. | |
| Grimm zufolge könne das nur eine Empfehlung sein. Man wolle damit aber eine | |
| Botschaft senden, sagt er – und stellt einen Vergleich an: „Man stelle sich | |
| vor, [3][beim Bayerischen Rundfunk] sitzt in der Intendanz kein Bayer – | |
| unvorstellbar!“ | |
| ## Weniger Gehalt für die RBB-Spitze | |
| In eine Sache aber wird Grimm deutlich: „Die Zeiten der Sonnenkönigin beim | |
| RBB sind vorbei“, sagt er, ohne die Gemeinte beim Namen zu nennen: die | |
| gekündigte Ex-Intendantin Patricia Schlesinger. Die gegen sie geäußerten | |
| Vorwürfe wegen Vetternwirtschaft beschäftigen weiter die | |
| Staatsanwaltschaft. Die in die Kritik geratenen Gremien des RBB – der | |
| Verwaltungs- und der Rundfunkrat – sollen professionialisiert, aus einem | |
| Ehrenamt soll teils ein höher dotiertes, aber auch mit | |
| Eingangsvoraussetzungen verbundenes sogenanntes Nebenamt werden. | |
| Zum Zeitenwandel gehört auch, dass die Top-Gehälter beim Sender nun | |
| gedeckelt sein sollen. Während Schlesinger noch über 300.000 Euro einstrich | |
| und Interimsintendantin Katrin Vernau knapp darunter lag, soll es künftig | |
| an der RBB-Spitze soviel wie als Berliner Senatsmitglied zu verdienen | |
| geben. Das wäre ein Grundgehalt von rund 15.000 Euro im Monat, was samt | |
| Zulagen bis zu 230.000 jährlich ausmachen kann. Ein absehbar gedeckeltes | |
| Gehalt hatte [4][in der jüngsten Bewerbungsrunde für die Intendanz] dazu | |
| geführt, dass sich ein Bewerber zurückzog. Die Gehälter der | |
| Top-Angestellten sollen in Zukunft einsehbar sein, genauso wie wesentliche | |
| Beschlüsse im Sender. | |
| Größeres Gewicht als bisher soll im Programm Regionales haben. Dazu soll es | |
| neben den beiden Regionalstudios in Frankfurt/Oder und Cottbus nicht nur | |
| wie bisher zwei, sondern drei Regionalbüros geben – mit Brandenburg an der | |
| Havel als neuem Standort. Nicht nur täglich eine halbe Stunde zu den | |
| Abendnachrichten, sondern eine ganze Stunde soll das Programm zwischen | |
| Berlin und Brandenburg aufgespalten werden. | |
| Staatssekretär Grimm sieht für den Sender langfristig ohne stärkere | |
| Regionalisierung keine Zukunft – „sonst guckt man ARD oder ZDF“. Denn wozu | |
| schalte man denn den RBB ein? Doch um zu sehen: „Was ist vor der Haustür?“ | |
| Für die neue Ausrichtung sollen zwei neue Regionalchefs unterhalb der auf | |
| die Intendantin und zwei Direktoren verschlankten Spitze sorgen. | |
| Die Kosten für diesen neuen Chef, für mehr Eigenproduktion und das neue | |
| Regionalbüro werfen indes die Frage auf, wie das der auf Sparkurs getrimmte | |
| RBB stemmen soll. Das gilt umso mehr, als der Sender auf der Einnahmeseite | |
| seine Werbezeit verkürzen will. „Das Regionale muss uns auch etwas wert | |
| sein“, sagt Grimm erst allgemein, um dann den RBB mit einem Vergleich in | |
| die Pflicht zu nehmen: Aus seiner Sicht muss es möglich sein, mit einem | |
| 450-Millionen-Euro-Budget das gewollte Programm zu machen – „andere | |
| Anstalten machen das auch.“ | |
| 28 Aug 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.653459.de | |
| [2] https://www.bundestag.de/resource/blob/491782/8c8d23b7383fcfc5ba6c7471081e9… | |
| [3] https://www.br.de/unternehmen/inhalt/organisation/intendanz/bayerischer-run… | |
| [4] /Neue-Intendanz-beim-RBB/!5937327 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
| ## TAGS | |
| RBB | |
| Patricia Schlesinger | |
| Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk | |
| RBB | |
| RBB | |
| RBB | |
| RBB | |
| Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk | |
| RBB | |
| RBB | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Plenarsitzung im Abgeordnetenhaus: Graf gegen „Rundfunkstrafvertrag“ | |
| Grüne und Linke kritisieren zu wenig Mitbestimmung des Parlaments beim | |
| RBB-Staatsvertrag. Es gebe darin zu viele Vorgaben auf Kosten des | |
| Programms. | |
| Nach Schlesinger-Affäre: Entwurf für RBB-Staatsvertrag | |
| Nach der Schlesinger-Affäre steht der Entwurf für den neuen | |
| RBB-Staatsvertrag. Er kann nur noch angenommen oder abgelehnt werden. Doch | |
| es gibt Kritik. | |
| Rundfunk Berlin-Brandenburg: Im wahrsten Sinne kleiner | |
| Die RBB-Intendantin will künftig „mit weniger Geld ein super Programm“ | |
| machen. Zur Not muss auch der Sendeturm an der Masurenallee verkauft | |
| werden. | |
| RBB-Staatsvertrag: Ein schmaler Grat | |
| Ein außer Kontrolle geratenes System wie den RBB wieder einhegen und doch | |
| komplette Staatsferne wahren, kann eigentlich gar nicht funktionieren. | |
| Mangelhafte Besetzung im Rundfunkrat: Für mehr Transparenz | |
| Der neue Medienstaatsvertrag stattet die Rundfunk- und Verwaltungsräte mit | |
| mehr Kompetenzen aus. Problematisch bleibt aber deren Besetzung. | |
| Ulrike Demmer neue Intendantin des RBB: Pleiten, Pech und Pannen | |
| Nach den Skandalen um Patricia Schlesinger hat der RBB eine neue Chefin | |
| gesucht. Gefunden hat er Ulrike Demmer – nicht ohne Chaos. | |
| Neue Intendanz beim RBB: Keine Ruhe beim RBB | |
| Vor der Wahl der neuen Intendanz gibt es beim RBB Irritationen über die | |
| Bewerbungen. Zugleich kritisieren Rechnungshöfe Mängel beim Sender. |