| # taz.de -- Nach Schlesinger-Affäre: Entwurf für RBB-Staatsvertrag | |
| > Nach der Schlesinger-Affäre steht der Entwurf für den neuen | |
| > RBB-Staatsvertrag. Er kann nur noch angenommen oder abgelehnt werden. | |
| > Doch es gibt Kritik. | |
| Bild: Stolz wie Bolle: zwei schwach Behaarte (Kai Wegner und Dietmar Woidke) na… | |
| Die Regierungschefs von Brandenburg und Berlin, Dietmar Woidke (SPD) und | |
| Kai Wegner (CDU), haben am Freitag den novellierten [1][RBB-Staatsvertrag] | |
| unterzeichnet. Damit wollen sie die Auseinandersetzung um den Sender, der | |
| durch [2][die ehemalige Intendantin Patricia Schlesinger] ausgelöst wurde, | |
| beenden. | |
| Ihr wurden undurchsichtiges Finanzgebaren und Verschwendung von Geldern | |
| vorgeworfen. Sogar der Bestand des Senders habe infrage gestanden, wie die | |
| medienpolitische Sprecherin der Grünen im Brandenburger Landtag, Petra | |
| Budke, bei einer Podiumsdiskussion des RBB Ende Oktober erklärte. | |
| Nach dem neuen Vertrag sollen die außertariflichen Vergütungen gedeckelt | |
| werden. Die Bezüge der Intendant*innen sollen 200.000 Euro nicht | |
| wesentlich übersteigen. Diese stattliche Summe nimmt sich bescheiden aus, | |
| wenn man die Gehälter der Vorgänger*innen zum Maßstab nimmt. | |
| ## Sonnenkönigin der Intendanz | |
| [3][So soll Patricia Schlesinger ein Grundgehalt von rund 30.000 Euro plus | |
| Bonuszahlungen erhalten haben]. Übergangs-Intendantin Katrin Vernau hatte | |
| eine Summe von 295.000 Euro ausgehandelt. Solche Gehälter gehörten nach den | |
| Worten von Brandenburgs Staatskanzleichef Benjamin Grimm künftig der | |
| Vergangenheit an: „Eine [4][Sonnenkönigin] in der Intendanz wird es beim | |
| RBB nicht mehr geben.“ | |
| Auch die Kontrolle des Senders, unter anderem durch den Landesrechnungshof, | |
| soll mit dem Vertrag geregelt werden. Doch ob sich die Hoffnungen der | |
| Politik erfüllen, dass mit der Vertragsunterzeichnung wieder Ruhe beim | |
| Sender einkehrt, ist fraglich. | |
| Denn beim RBB gibt es Kritik an einigen Passagen des neuen Vertrags. Sowohl | |
| [5][die aktuelle Intendantin Ulrike Demmer] als auch die | |
| Belegschaftsvertretung monieren, dass ihre schon vor Wochen geäußerte | |
| Kritik nicht berücksichtigt worden sei. Die Eröffnung eines neuen | |
| RBB-Regionalbüros in Brandenburg an der Havel sorgt ebenso für Kritik wie | |
| die verstärkte Trennung der Landesprogramme von Berlin und von Brandenburg: | |
| statt 30 sollen es nun 60 Minuten werden. Demmer befürchtet dadurch | |
| unnötige Mehrkosten. | |
| ## Vertrauen der Öffentlichkeit in Frage | |
| Der RBB-Beschäftigtenrat moniert zudem, dass eine vom Rundfunkrat gewählte | |
| Person künftig für das Programm des Landes Berlin und Brandenburg zuständig | |
| sein soll. Schon Mitte Oktober hatte [6][die Beschäftigtenvertretung in | |
| einem offenen Brief] an die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses und | |
| des Brandenburger Landtags darauf hingewiesen, „dass insbesondere die | |
| direkten Eingriffe des Staatsvertrags in die Organisationsstruktur und die | |
| Programmautonomie des RBB in der Belegschaft mit großer Sorge diskutiert | |
| werden“. | |
| Sogar von „staatlichen Aufpassern“ ist in dem Brief die Rede. Und von | |
| „verheerende Auswirkungen“ auf das Vertrauen der Öffentlichkeit in den | |
| Sender und seine unabhängige Arbeit. | |
| Eigentlich wären die mit dem Schreiben adressierten | |
| Parlamentarier*innen die richtige Stelle für die Kritik. Schließlich | |
| muss der Vertrag von beiden Parlamenten ratifiziert werden. Doch nach der | |
| Unterzeichnung durch Woidke und Wegner ist keinerlei Änderung an dem | |
| Rundfunkvertrag mehr möglich. Die Abgeordneten haben nur die Wahl, den | |
| Vertrag in der jetzt vorliegenden Fassung anzunehmen oder abzulehnen. | |
| ## „Wucherähnliches Rechtsgeschäft“ | |
| Durch diese Aushebelung der parlamentarischen Arbeit kann zumindest auf | |
| diesem Weg der Vertrag nicht mehr im Sinne der Kritiker*innen im RBB | |
| geändert werden. Der RBB selbst hatte bereits im Oktober angegeben, eine | |
| Klage gegen den Vertrag nicht auszuschließen. | |
| Zudem berichtete der [7][Business Insider ] Anfang November, dass ein | |
| Justitiar des Senders bereits 2016 vor den strafrechtlichen Risiken der | |
| immensen Ruhegelder der RBB-Intendant*innen gewarnt habe. Mittlerweile | |
| erklärte das Berliner Arbeitsgericht die Verträge von zwei | |
| RBB-Direktor*innen wegen Sittenwidrigkeit für nichtig, den Vertrag mit dem | |
| ehemaligen Verwaltungsdirektors Hagen Brandstäter und den mit der | |
| ehemaligen Juristischen Direktorin des RBB, Susann Lange. | |
| Bei dieser stellte das Arbeitsgericht ein „grobes Missverhältnis zwischen | |
| Leistung und Gegenleistung“ fest, [8][wie der RBB selbst aus dem noch nicht | |
| rechtskräftigen Urteil zitier]t. Lange hätte bis zum Renteneintritt mehr | |
| als 1,8 Millionen Euro ausgezahlt bekommen. Das Gericht sah in ihrem | |
| Vertrag ein „wucherähnliches Rechtsgeschäft“. | |
| 5 Nov 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /RBB-Staatsvertrag/!5957405 | |
| [2] /Vorteilsnahme-und-Verschwendung/!5871761 | |
| [3] /Neue-Intendanz-beim-RBB/!5937327 | |
| [4] /RBB-Staatsvertrag/!5956326 | |
| [5] /Ulrike-Demmer-neue-Intendantin-des-RBB/!5941338 | |
| [6] https://www.rbbpro.de/blog/2023/10/13/offener-brief-der-belegschaftsvertret… | |
| [7] https://www.businessinsider.de/wirtschaft/gefahr-von-untreue-rbb-justiziar-… | |
| [8] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/09/schlesinger-affaere-rbb-kuend… | |
| ## AUTOREN | |
| Peter Nowak | |
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