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# taz.de -- Indien-Besuch des Verteidigungsministers: Irgendwann auch Waffen
> Deutschland umwirbt Indien – auch als Militärpartner. Dabei ist das Land
> nicht gerade das Paradebeispiel einer gesunden Demokratie.
Bild: Kalkutta, 22. Januar 2023: Soldaten bei der Generalprobe für die Militä…
Außenministerin Annalena Baerbock sprach von einem Wertepartner,
Bundeskanzler Olaf Scholz von einer Hightech-Nation. Wenn
[1][Verteidigungsminister Boris Pistorius] auf seiner Indo-Pazifik-Tour am
Dienstag und Mittwoch Indien besucht, wird es wohl vor allem um Rüstung
gehen. Willkommen in der Realpolitik, willkommen beim Militärpartner.
Indien mag an seiner Bevölkerung gemessen die größte Demokratie der Welt
sein, die leuchtendste ist sie nicht. Die hindunationalistische Regierung
schränkt die Pressefreiheit ein, unterdrückt Minderheiten und liefert sich
mit China und Pakistan einen blutigen Krieg um die [2][Vorherrschaft im
Kaschmir].
Dennoch wird Indien von Deutschland so heftig umworben wie lange nicht. Ist
das bigott? Ja und nein. In einer idealen multipolaren Weltordnung, in der
mehrere gleichstarke Player über die Einhaltung von Völkerrecht und
Rechtsstaatlichkeit wachen, wie sie Deutschland favorisiert, ist Indien
wichtig: als bevölkerungsreichstes Land, Atommacht und regionales
Gegengewicht zu China. Zudem führt es in diesem Jahr die G20, den Club der
weltweit wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Sich Indien gewogen zu
machen, heißt auch, Autokratien wie China und Russland weiter zu isolieren.
Obwohl sich Indien in der [3][UN-Vollversammlung] bei der Verurteilung des
russischen Angriffskriegs enthielt und gute Beziehungen zu Putin pflegt,
hält man den Krieg inoffiziell für völkerrechtswidrig und bedrohlich. Es
ist deshalb richtig, dass die Bundesregierung sich um Indien bemüht. Auch
wenn das bedeutet, dass man über Rüstungsprojekte und wohl auch irgendwann
über Waffenlieferungen redet. Indiens Armee bezieht einen Großteil ihrer
Ausrüstung aus Russland. Diese militärische Abhängigkeit kann es nur
beenden, wenn der Westen als Lieferant einspringt. Was aber nicht dazu
führen darf, dass Deutschland auf jegliche Prinzipien in Bezug auf
Rüstungsexporte und Menschenrechte verzichtet.
Ein Drahtseilakt.
5 Jun 2023
## LINKS
[1] /Shangri-La-Dialog-in-Singapur/!5938355
[2] /Indien-nutzt-G20-Treffen-in-Kaschmir/!5933489
[3] /Kohleausbaustopp-in-Indien/!5930159
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Indien
Geopolitik
Boris Pistorius
Rüstung
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Schwerpunkt Pressefreiheit
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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