# taz.de -- Hamburger U-Bahn-Bau wird teurer: Unterirdische Planung | |
> Hamburgs U5 wird eine Milliarde teurer. Verkehrssenator Anjes Tjarks | |
> (Grüne) hofft auf Geld vom Bund, die Linke will lieber eine Straßenbahn | |
> bauen. | |
Bild: U-Bahn-Röhren im Hauptbahnhof Nord: Rechts liegt die Zukunft der U5 | |
HAMBURG taz | Mit nur einer Gegenstimme hat Hamburgs Verkehrsausschuss am | |
Dienstag dem Senat gestattet, mehr als eine Milliarde Euro zusätzlich für | |
[1][den Bau der „U5-Ost“] zu verplanen. Das erste, fast sechs Kilometer | |
lange Stück der U-Bahn-Linie von der Großsiedlung Steilshoop zur Bürostadt | |
City-Nord sollte ursprünglich 1,8 Milliarden Euro kosten. [2][Jetzt sind es | |
2,9 Milliarden] Euro – das entspricht 475 Millionen Euro pro Kilometer. | |
Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und seine Mitarbeiter machten die | |
Inflation und den Ukraine-Krieg für die Kostenexplosion verantwortlich. | |
Habe man für eine Tonne Stahl ursprünglich einen Preis von 1.000 Euro | |
kalkuliert, seien es jetzt 1.800 Euro. Neben „Basiskosten“ hätten auch neue | |
Anforderungen und Erkenntnisse zur Preissteigerung geführt. | |
23 Stationen soll die U5 [3][eines Tages mal] haben und auf 24 Kilometern | |
zum Zentrum hin und wieder weg fahren. Das würde, wenn es bei diesem | |
Kilometerpreis bleibt, für die ganze Strecke Kosten von „elf, zwölf, | |
vielleicht 13 Milliarden Euro“ bedeuten, rechnete die Linken-Politikerin | |
Heike Sudmann dem Senator vor. Und sie fragte, ob denn ein „Schrecken mit | |
Ende“ nicht besser wäre als ein „Schrecken ohne Ende“. Eine [4][Straßen… | |
zum Beispiel würde nur einen Bruchteil kosten]. | |
Doch Tjarks will die U5 vom Bund mitfinanzieren lassen. Bis zu 75 Prozent | |
zahlt der übers „[5][Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz“], vorausgesetzt, | |
dass der wirtschaftliche Nutzen die Kosten überwiegt. Bisher hieß es in | |
Drucksachen, das dies die U5-Ost allein nicht erreicht. Doch Tjarks will | |
jetzt die ganze U5-Linie vom Bund bewerten lassen und sagte, er sei | |
„optimistisch“, eine Förderung zu bekommen. Die Summe sei besser als die | |
einzelnen Teile. | |
## Verkehrssenator hofft auf Geld vom Bund | |
Allerdings dürften die restlichen 19 Kilometer ab City-Nord Richtung | |
Hauptbahnhof über die Universität bis hoch nach Lokstedt noch mal teurer | |
werden. Die Autoren einer [6][Machbarkeitsuntersuchung] hatten 2019 der | |
Stadt empfohlen, den Jungfernstieg ganz im Süden auszulassen, weil dort | |
ohnehin schon viele Linien hinführen. | |
Für den Hauptbahnhof, wo die U5 an zwei alte, auf Vorrat gebaute Röhren aus | |
den 1960ern anschließen soll, empfahlen sie, diese beiden Röhren jeweils in | |
der Mitte mit den bereits von der Linie U2 genutzten Nachbarröhren zu einer | |
Halle zu verbinden. Denn in den Röhren, die nur schmale drei Meter | |
Bahnsteig haben, sei der „Platzbedarf sowohl für die Entrauchung als auch | |
für die Entfluchtung für die zukünftig zu erwartende Fahrgastmenge äußerst | |
kritisch zu bewerten“. | |
Doch um diese Baumaßnahmen sicher durchzuführen, hätte der Boden gefroren | |
werden müssen. Das wiederum birgt das Risiko, dass sich in Folge der | |
Ausweitung des Erdreichs die Gleise des Hauptbahnhofs oben drüber anheben. | |
So steht es im [7][Protokoll des Verkehrsausschusses] vom Februar 2021. In | |
der Folge entschied die Verkehrsbehörde, nun doch den Jungfernstieg | |
anzufahren, damit der Hauptbahnhof von U5-Fahrgästen entlastet wird. Dafür | |
muss der Jungfernsteig nach unten vertieft und die Alster in einem Bereich | |
trockengelegt werden. „Das verursacht sehr hohe Kosten“, merkte Sudmann an. | |
Für den Hauptbahnhof-Nord plant die zuständige [8][U5-Projektgesellschaft], | |
die „Geometrie“ der alten Röhren gar nicht zu verändern und lediglich vier | |
bestehende Durchgänge zwischen den genutzten und den bisher ungenutzten | |
Bahnsteigen zu „reaktivieren“. Diese Variante allerdings wurde in der | |
Machbarkeitsuntersuchung von 2019 verworfen. | |
Doch laut Projektgesellschaft ist das kein Problem. So hätten Simulationen | |
gezeigt, dass eine Personenanzahl, die einem vollbesetzten Zug plus einem | |
Drittel wartender Fahrgäste entspricht, innerhalb der Selbstrettungszeit | |
die Haltestelle verlassen könnte. „Es gibt bei der Planung viele | |
Unwägbarkeiten“, sagte hingegen der [9][Nahverkehrsexperte Dieter Doege]. | |
„Klar ist, die U5 wird nach der Second-Avenue-Linie in Manhattan die | |
teuerste U-Bahn, die je gebaut wurde.“ | |
Tjarks betonte im Ausschuss, dass die inflationsbedingten Preissteigerungen | |
keinen Einfluss auf den Nutzen-Kosten-Faktor hätten. Derzeit werde für die | |
ganze U5-Linie eine [10][standardisierte Bewertung] vorgenommen, deren | |
Ergebnis noch im Sommer erwartet werde. Ergibt das Ergebnis einen guten | |
Wert, will Tjarks im Herbst einen Antrag für die U5-Ost beim Bund | |
einreichen, um noch 2023 eine Förderzusage zu bekommen. | |
Sudmann, die einzige Gegenstimme im Ausschuss, sah indes keine Basis dafür, | |
dass die Bürgerschaft der Entscheidung zustimmt. „Der Senat verlangt einen | |
Blankoscheck.“ Selbst wenn die U5 positiv bewertet werde, konkurriere sie | |
im Bund mit fast 300 anderen Projekten für die Bundesförderung, für die nur | |
eine Milliarde in 2023 und zwei Milliarden ab 2024 zur Verfügung stünden. | |
25 May 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Debatte-um-geplante-U-Bahn-in-Hamburg/!5899969 | |
[2] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/83603 | |
[3] /Hamburger-Debatte-um-Nahverkehr/!5858347 | |
[4] /Studienautor-ueber-Hamburger-Nahverkehr/!5876752 | |
[5] https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Artikel/E/schiene-schienenpersonenverkeh… | |
[6] https://suche.transparenz.hamburg.de/dataset/ergebnisbericht-machbarkeitsun… | |
[7] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/74462/bericht_des_verkehrs… | |
[8] https://dialog.hochbahn.de/allgemein/eine-projektgesellschaft-fuer-die-u5/ | |
[9] /Hamburger-Debatte-um-Nahverkehr/!5858347 | |
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Standardisierte_Bewertung | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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