| # taz.de -- Gendergerechte Sprache in Behörden: Wegners billiges Ablenkungsman… | |
| > Berlins Regierender Bürgermeister spricht sich gegen Gendern in Behörden | |
| > aus. Geschlechtergerechte Sprache geht auch ohne Sternchen, meint unsere | |
| > Kolumnistin. | |
| Bild: Sorgt bei Konservativen für Schnappatmung: Das Gendersternchen | |
| Als Journalistin ist mir wichtig, dass Sprache verständlich ist. So viel | |
| haben der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und ich doch mal | |
| gemeinsam. Damit hören unsere Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Denn | |
| damit Sprache ihre grundlegende Funktion erfüllt, nämlich Kommunikation | |
| zwischen Menschen zu ermöglichen, unterliegt sie ebenso Veränderungen wie | |
| die Gesellschaft, die sie spricht. | |
| Der 50-jährige Wegner möchte aber lieber das Deutsch sprechen, das er in | |
| der Schule gelernt hat, und spricht sich daher in der Bild am Sonntag gegen | |
| gendergerechte Sprache in der Verwaltung aus. Ein Verbot beziehungsweise | |
| eine Rückabwicklung der bestehenden Regelung soll es zwar nicht geben, aber | |
| zumindest in seiner Senatskanzlei soll damit Schluss sein. | |
| Nun sind seit Wegners Schulzeit nicht nur mehrere Jahrzehnte und eine | |
| Reform der deutschen Rechtschreibung ins Land gegangen. Es haben auch | |
| zahlreiche gesellschaftspolitische Debatten stattgefunden, dank deren wir | |
| heute diskriminierungsfreier und inklusiver miteinander kommunizieren | |
| können. Ich weiß nicht, wie es Kai geht, aber ich verstehe meine | |
| Mitmenschen auch ohne N- oder Z-Wort. Und wenn nicht, liegt das bestimmt | |
| nicht am Gendersternchen. | |
| Vor allem nicht, wenn es um Behördensprache geht. Die ist bisweilen selbst | |
| für mich als Muttersprachlerin ein Buch mit sieben Siegeln. Wenn Wegner | |
| seine Anti-Gendersternchen-Agenda nun damit rechtfertigt, dass | |
| Zuwanderer*innen die Kommunikation mit Behörden nicht unnötig | |
| erschwert werden darf, ist das angesichts seiner öffentlich artikulierten | |
| [1][rassistischen Ressentiments] natürlich frech. | |
| ## Genderneutrale Sprache 2.0 | |
| Trotzdem würde ich Kai gern beim Wort nehmen. Um die Kommunikation zwischen | |
| den Berliner*innen – mit oder ohne Migrationsgeschichte – und den | |
| Behörden – allen voran ihrem obersten Dienstherrn Wegner – zu verbessern, | |
| hier ein Vorschlag zur Güte, der allen Gendersternchendebatten ein Ende | |
| bereiten könnte: Ab jetzt enden alle Wörter mit a und beim Plural wird | |
| immer ein s drangehängt. | |
| Für Menschen, die die deutsche Sprache lernen, wäre das sehr viel einfacher | |
| zu verstehen. Und falls das für Kai zu schwierig ist, weil er es in der | |
| Schule anders gelernt hat, hier ein paar Beispielsätze: Lehras brauchen zur | |
| Entlastung [2][kleinere Klassen], sie zu Beamtas zu machen hilft ihnen | |
| nicht. Fahrradfahras müssen im Straßenverkehr [3][vor Autos geschützt | |
| werden] und brauchen mehr und sicherere Radwege. [4][Politik für | |
| Autofahras] zu machen ist in Zeiten der Klimakrise irrsinnig. Berlinas | |
| brauchen [5][mehr günstigen Wohnraum]. Migrantas ist mit einer weltoffenen | |
| Politik mehr geholfen als mit einer Gendersternchendebatte. | |
| Eigentlich ganz einfach. Aber dafür nicht so billig wie Wegners | |
| Ablenkungsmanöver, die Genderdebatte aus der Mottenkiste zu holen, um vom | |
| mutmaßlichen [6][Korruptionsskandal] um möglicherweise illegale | |
| Parteispenden des Immobilien-Investors Christoph Gröner an die Berliner CDU | |
| abzulenken. So dumm sind wir Berlinas dann auch wieder nicht. | |
| 23 May 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Marie Frank | |
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