# taz.de -- Erfolg für Rechte bei Bremen-Wahl: Bürger in Wut schaffen sich ab | |
> Mit dubiosem Personal erhielten die Rechten in Bremen rund 10 Prozent der | |
> Stimmen. Nun fusionieren sie mit Bündnis Deutschland - einer | |
> Splitterpartei. | |
Bild: Walter Münnich (l) vom Bündnis Deutschland und Piet Leidreiter von Bür… | |
Bremen taz | Trotz ihrem überraschend guten Ergebnis bei der | |
Bürgerschaftswahl in Bremen, wird es die Partei Bürger in Wut bald nicht | |
mehr geben. Hat sich die rechte Wählervereinigung auch zerstritten, so wie | |
die AfD in Bremen? Nein, im Gegenteil. Statt Spaltung steht Verschmelzung | |
auf dem Plan: mit dem Bündnis Deutschland (BD), einer noch jungen rechten | |
Kleinstpartei, die sich als „liberalkonservativ“ bezeichnet. | |
Bündnis Deutschland soll dann auch die Fraktion heißen, welche die Bürger | |
in Wut (BiW) erstmals im Bremer Parlament bilden können. Sie liegen nach | |
letzten Hochrechnungen [1][bei knapp zehn Prozent.] Auch der Landesverband | |
soll umbenannt werden. | |
Natürlich präsentiert man sich am Tag nach der Wahl auch gemeinsam: Piet | |
Leidreiter und Jan Timke, BiW-Spitzenkandidaten für die Wahlkreise Bremen | |
und Bremerhaven, sitzen zwischen Niklas Stadelmann und Walter Münnich, | |
Generalsekretär und stellvertretender Bundesvorsitzender von BD. Nach dem | |
guten Ergebnis könne man sich „langfristig auch eine bürgerliche Koalition | |
vorstellen“, sagt Timke, der als Mitbegründer seit 2008 für die BiW in der | |
Bürgerschaft sitzt. Natürlich „nur mit CDU und FDP“, sagt er auf Nachfrag… | |
„Bevor die AfD koalitionsfähig ist, friert eher die Weser zu.“ | |
Das gute Ergebnis führt Timke unter anderem darauf zurück, „dass die CDU | |
sich in Bremen nicht von den Grünen distanziert hat“. Er kritisiert, die | |
CDU habe niemals Verantwortung übernommen „für die unbegrenzte Zuwanderung | |
und Probleme, die daraus resultieren“. Außerdem, so Timke, hätten sich die | |
anderen Parteien „massiv von den Wünschen der Bürger entfernt“. | |
## Rechtsextremer auf der Liste | |
Besonders gern spricht Timke davon, dass man auch Neu- und Nichtwählende | |
habe akquirieren können. Dass die BiW von Formfehlern [2][der AfD] | |
profitierten, die gar nicht erst antreten konnte, möchte man am Montag | |
lieber kleinreden. Nach der aktuellen Schätzung der Wählerwanderungen kommt | |
aus dem AfD-Lager aber der meiste Zuwachs: 7.000 der BiW-Wähler*innen | |
hatten beim letzten Mal noch für die AfD gestimmt. | |
Doch damit lässt sich nicht alles erklären; auch von allen anderen Parteien | |
zusammen sind in etwa so viele Wählende zu den BiW gewandert. Besonders | |
gravierend: In ihrer Hochburg Bremerhaven, einem der zwei Wahlkreise bei | |
der Wahl, kommen die BiW sogar auf mehr als 20 Prozent. Bleibt es dabei, | |
werden sie hinter der SPD zweitstärkste Kraft in der dortigen | |
Stadtverordnetenversammlung. In den vorigen Wahlen war die | |
Wählervereinigung nur in den Bremer Landtag gerückt, weil sie die Fünf | |
Prozent-Hürde in Bremerhaven geknackt haben, die dort separat gilt. | |
BD hat den Wahlkampf der BiW nach eigenen Angaben mit 300.000 Euro | |
unterstützt. Für Stadelmann ist die Bremer Wahl „der Startschuss für eine | |
neue bürgerlich-konservative Wende in Deutschland“. Der Gründungsgedanke | |
von BD sei, dass durch das nach links Rücken der CDU „ein politischer | |
Hohlraum entstanden ist, der bürgerliche Wertvorstellungen nicht mehr | |
adressiert“, erklärt Münnich. Auch in anderen Bundesländern sei man mit | |
Organisationen in Gesprächen, Details verrät Stadelmann nicht. | |
Aus am Montag ausliegenden Flyern geht hervor, dass BD bisher auf „Vernunft | |
statt Ideologie“, setzt und die Themen „Freiheit, Wohlstand, Sicherheit“ | |
für wichtig hält. BD stehe zum „Autoland Deutschland“, lehne „politisch | |
motivierte Sprachvorgaben“ ab, und will Zuwanderung begrenzen. | |
Das passt gut zum Ton, den die BiW im Wahlkampf angeschlagen hatten. Nach | |
taz-Recherchen musste die Partei drei Tage vor der Wahl zugeben, dass auch | |
ein offen Rechtsextremer auf einer ihrer Listen stand. Andere | |
Parteimitglieder haben ebenfalls Verbindungen in die rechtsextreme Szene | |
und ins Rocker- und Rotlichtmilieu. | |
Die 1.000 Mitglieder von BD und die 180 von BiW müssen noch ihre Zustimmung | |
zur Verschmelzung der beiden Parteien geben. Die nötigen Abstimmungen gab | |
es schon, nur ausgezählt wurde bisher nicht. Das soll noch im Mai erfolgen. | |
15 May 2023 | |
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## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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