# taz.de -- Heiztechnik-Hersteller Viessmann: Wärmepumpengeschäft verkauft | |
> Der Heizungsbauer Viessmann verkauft seine Klimatechnik-Sparte. | |
> Eigentümer der Zukunftstechnologie wird ein US-Konzern, der Klimaanlagen | |
> herstellt. | |
Bild: Hier zog der Bundeskanzler selbst die letzte Schraube einer Wärmepumpe f… | |
NEW YORK/MÜNCHEN rtr | Der hessische Heiz- und Klimatechnik-Konzern | |
Viessmann Climate Solutions wird für zwölf Milliarden Euro in die USA | |
verkauft. Die Gründerfamilie trennt sich damit vom Kerngeschäft ihres 106 | |
Jahre alten Unternehmens, dem eine Schlüsselrolle bei der von der | |
Bundesregierung forcierten Umstellung auf Wärmepumpen zum Heizen von | |
Wohnungen zukommt. | |
Viessmann Climate Solutions gehört künftig dem Klimaanlagen-Hersteller | |
Carrier Global aus dem US-Bundesstaat Florida, wie die Unternehmen am | |
Dienstagabend mitteilten. Die Familie Viessmann erhält 80 Prozent des | |
Kaufpreises in bar und 20 Prozent in Form von Carrier-Aktien. Sie wird | |
damit einer der größten Anteilseigner des US-Konzerns. | |
Konzernchef Max Viessmann zieht in den Verwaltungsrat von Carrier ein. „Wir | |
können die weltweite Energiewende nur dann erfolgreich meistern, wenn | |
Unternehmen global denken, handeln und zusammenarbeiten“, sagte er. Mit dem | |
Verkauf entstehe ein „zukunftssicherer globaler Klima-Champion“. Betroffen | |
sind 11.000 der 15.000 Viessmann-Mitarbeiter. An sie will die Familie 106 | |
Millionen Euro als Sonderbonus ausschütten. | |
Die Sparte erwartet im laufenden Jahr einen Umsatz von vier Milliarden Euro | |
und einen operativen Gewinn (Ebitda) von rund 700 Millionen. Carrier | |
Global, bis 2020 ein Teil des US-Mischkonzerns United Technologies, will | |
mit der Übernahme vor allem in Europa stärker werden. Bisher kommen rund 60 | |
Prozent der Umsätze aus Nord- und Südamerika, nur knapp ein Viertel aus | |
Europa. | |
Viessmann ist neben Bosch (Buderus) und Vaillant einer der größten | |
Heizungshersteller in Deutschland. Die Sparte steht für 85 Prozent der | |
Umsätze. Das Kühltechnikgeschäft für Supermärkte oder Krankenhäuser bleibt | |
in den Händen der Familie. | |
Carrier setzt mit der Übernahme vor allem auf den [1][Siegeszug der | |
Wärmepumpe]: Der Markt in Europa werde sich bis 2027 auf 15 Milliarden Euro | |
verdreifachen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hält sie für | |
die Wärmequelle der Zukunft, wenn die Energiewende nach seinen | |
Vorstellungen das Aus für Gas- und Öl-Heizungen bringen soll. [2][Vom | |
nächsten Jahr an soll der Umstieg auf klimafreundlichere Heizungen forciert | |
werden]. Die Umsetzung ist aber in der Ampel-Koalition umstritten. | |
## Verkauf auch Thema in der Politik | |
Der Verkauf von Viessmann hatte bereits vor der offiziellen Bekanntgabe für | |
politische Diskussionen gesorgt. Finanzminister Christian Lindner (FDP) | |
sagte, Habeck müsse genau analysieren, warum das Unternehmen verkauft | |
werde. Es dürfe keine Fixierung nur auf eine Technologie geben. Man müsse | |
dabei auch an die Anpassungsfähigkeit der Firmen denken. Sie müssten bei | |
der Gesetzgebung mitkommen. „Denn ein Gesetz ist schneller geändert als | |
eine Produktionsstraße.“ | |
Viessmann hatte wegen der rasant steigenden Nachfrage seit Monaten | |
versucht, neues Geld für den Hochlauf der Wärmepumpen-Produktion | |
aufzubringen – rund eine Milliarde Euro, für die unter anderem ein Werk in | |
Polen gebaut werden soll. „Zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten müssen | |
zusätzlich finanziert werden“, hatte das Unternehmen im Februar erklärt. | |
Das Vermögen von Max Viessmann und seinem Vater, Verwaltungsratschef Martin | |
Viessmann, wurde vom „Manager Magazin“ zuletzt auf mehr als vier Milliarden | |
Euro geschätzt. | |
Die Amerikaner geben Viessmann bei dem Verkauf langfristige Garantien: | |
Betriebsbedingte Kündigungen sind für drei Jahre ausgeschlossen, Allendorf | |
bleibt für mindestens zehn Jahre Sitz des Unternehmens, die wichtigsten | |
Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsstandorte sind für fünf Jahre | |
sicher. Carrier kommt damit auch politischen Forderungen nach: „Wichtig | |
ist, dass durch das Investment der Standort Deutschland erhalten bleibt“, | |
sagte die Vizechefin der SPD-Bundestagsfraktion, Verena Hubertz. | |
In Regierungskreisen hieß es, der Bund werde darauf achten, dass die | |
Energiepolitik und die Gewinne daraus Deutschland zugutekämen. | |
Grünen-Co-Fraktionschefin Britta Haßelmann sagt, die Fehler beim Aufbau der | |
Solarindustrie dürften sich nicht wiederholen. Sie war größtenteils nach | |
China abgewandert, als die Subventionen in Deutschland wegfielen. | |
26 Apr 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Energieberater-ueber-Waermepumpen/!5889770 | |
[2] /Foerderung-fuer-Heizungsaustausch/!5926229 | |
## TAGS | |
Heizung | |
CO2-Emissionen | |
Unternehmen | |
Energiekrise | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Friedrich Merz | |
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) | |
Klara Geywitz | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Erneuerbare Energien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
„Zukunftskongress“ der CDU: Bloß nicht auf die Basis hören | |
Mit einem „Zukunftskongress“ will die CDU ihre Kompetenz in Sachen | |
Klimapolitik stärken. Die wichtigste Botschaft: Es bleibt alles beim Alten. | |
Teilverkauf von Heizungsbauer Viessmann: USA kaufen die Zukunft | |
Ein US-Unternehmen kauft den Heizungsbauer Viessmann – allerdings nur die | |
Wärmepumpensparte. Hat Deutschland eine vernünftige Förderpolitik verpennt? | |
Förderung für Heizungsaustausch: Wärmewende lauwarm | |
Das Bundeskabinett hat das Gesetz für den Heizungsaustausch beschlossen. | |
Verbände kritisieren die Förderung als sozial unausgewogen. | |
Weniger klimafeindliche Heizungen: Mehr Förderung für Wärmepumpen | |
Wirtschaftsminister Habeck will Bürger:innen – sozial gestaffelt – beim | |
Austausch von Gas- und Ölheizung stärker finanziell unterstützen. | |
Energieberater über Wärmepumpen: „Fragen Sie doch mal die Nachbarn“ | |
Energieberater Günter Merkel arbeitet für die Verbraucherzentrale Berlin. | |
Seit diesem Jahr haben alle Fragen zu Wärmepumpen – und teils Vorurteile. |