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# taz.de -- Solarpanele auf den Masten: Hightech auf dem Traditionssegler
> Sie ist ein Prototyp: In Kiel wird der Zweimaster „Freedom“ mit
> Solarenergie versorgt. Die kann das Bistroschiff gut gebrauchen.
Bild: Jetzt auch bei Traditionsseglern möglich: Solarpanele am Mast
Kiel taz | Das Schiff, das heute „Freedom“ heißt, tuckerte nach dem Krieg
als Kutter „Grettchen“ vor Travemünde und Glückstadt und fuhr als
„Christina“ auf Hochseefischfang, bevor es 1990 zum Gaffelschoner umgebaut
wurde. Heute liegt die „Freedom“ in Kiel am Kai, als Bistro- und
Kulturschiff. Sie ist ein Prototyp: der erste Traditionssegler, an dessen
Mast eine [1][Solaranlage] installiert ist.
Auch Segelschiffe brauchen Strom, wenn sie wie die „Freedom“ im Hafen
liegen. Und wenn sie Gastronomie an Bord haben, erst recht. Meistens wird
dieser Strom von Dieselaggregaten auf dem Schiff erzeugt, oder er wird mit
einem Kabel aus einer [2][Landstromanlage] geholt. Die Selbstversorgung mit
Solarenergie ist die bessere Alternative.
An Deck der „Freedom“ zeigen Jens Broschell und Lasse Hochfeldt, wie die
Anlage montiert wird: Broschell hält ein Seil, um die Solarmodule am Mast
hochzuziehen, Hochfeldt richtet die Platten zur Sonne aus. Ihre
Zusammenarbeit hat das Projekt „Smarter Traditionssegler“ erst ermöglicht:
Broschell hat das „[3][Freedom Kultur- und Schiffskollektiv]“ mitgegründet,
das den Gaffelschoner betreibt. Hochfeldt ist Gründer und Geschäftsführer
der Kieler Firma „Flin Solar“, die Photovoltaiksysteme für Boote
entwickelt.
Eine Solaranlage für die „Freedom“ zu entwickeln, war nicht leicht. Doch
mit rund 24.000 Euro aus einem Förderprogramm gelang es Hochfeldt und
seinem Team, sein bereits patentiertes System von Solarmastanlagen für
Jachten und Sportboote so umzuwandeln, dass es auch auf die dickeren und
anders konstruierten Masten eines klassischen Seglers passt.
Der Trick besteht in Halbringen aus Kunststoff, die mit einem Hightechkabel
um den Mast befestigt werden. Daran lässt sich die bewegliche Solaranlage
aufziehen. „Sieht simpel aus“, gibt Hochfeldt zu. Es habe aber mehrere
Prototypen gebraucht, um das scheinbar so einfache Ergebnis zu erzielen.
## Bewegliche Photovoltaikmodule
Der gebürtige Kieler hat Elektrotechnik studiert und ist selbst Segler. Auf
die Idee mit den Solarsystemen am Mast kam er, weil er ein Boot mit einem
lauten Außenbordmotor hatte, den er durch einen E-Motor ersetzen wollte. Er
gründete mit einem Partner die Firma und entwickelte die ersten beweglichen
Photovoltaikmodule.
Seine Kund*innen bräuchten den Strom allerdings oft nicht für den Motor,
berichtet er: „Für die meisten ist wichtig, im Hafen den Kühlschrank und
andere Geräte an Bord ohne Landstrom betreiben zu können.“
Dazu werden die lichtempfindlichen Platten am Mast hochgezogen und zur
Sonne ausgerichtet. Wird das Segel wieder gebraucht, verschwinden die
Photovoltaikpanele in einer Tasche. So funktioniert es auch an den beiden
Masten der „Freedom“. Dort hängen nun je sechs Module, von denen jedes 100
Watt Strom erzeugt. Mehr sei nicht sinnvoll, meint Hochfeldt, der für
Schiffe, egal welcher Größe, zwischen zwei und sechs Module pro Mast
anbietet.
Die 1.200 Watt reichen nicht, um die großen Gastromaschinen an Bord der
„Freedom“ zu betreiben, bedauert Jens Broschell. Aber er wollte auch ein
Zeichen setzen: „Wenn wir an Bord eines Schiffs erneuerbaren Strom erzeugen
können, dann ist es überall möglich.“
Nachhaltigkeit ist wichtig für das „Freedom“-Kollektiv, das sich 2020
gegründet hat, um das Traditionsschiff zu erhalten. Auch unter Deck finden
sich Innovationen: So wird das Schiff mit Seegras gedämmt, das weniger
anfällig für Schimmel sein soll als die üblicherweise verwendete Dämmwolle.
Und das Bistro, das im Mai wieder eröffnet, bietet ausschließlich vegane
Speisen und Getränke an.
2 May 2023
## LINKS
[1] /Solarenergie/!t5008391
[2] /Landstromanlagen-in-norddeutschen-Haefen/!5730921
[3] https://freedom-kiel.de/
## AUTOREN
Esther Geißlinger
## TAGS
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