| # taz.de -- Kaliberg in Hessen: Klage gegen Monte Kali | |
| > Der Düngerkonzern K+S will eine Abraumhalde in Hessen vergrößern. Das | |
| > Deponiesalz würde Trinkwasser und Natur gefährden, fürchten | |
| > Umweltschützer. | |
| Bild: Die Kaliabraumhalde Hattorf bei Philipsthal | |
| Berlin taz | Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) geht in einem | |
| weiteren Rechtsstreit gegen einen der ältesten Umweltskandale in | |
| Deutschland vor. Die Organisation teilte am Donnerstag mit, sie habe Klage | |
| gegen den Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums Kassel vom | |
| April zur erneuten Erweiterung der Salzhalde Hattorf des | |
| [1][Mineraldüngerherstellers K+S] eingelegt. | |
| Seit mehr als 100 Jahren bauen der Kasseler Konzern und seine Vorgänger in | |
| Hessen und Thüringen Rohsalz ab, aus dem mit Wasser, das als Dünger | |
| verwendete Kalium ausgewaschen wird. Doch laut K+S sind etwa 70 Prozent des | |
| Salzes nicht nutzbar und müssen entsorgt werden. Es wird in den Fluss Werra | |
| geleitet, der in die Weser übergeht. Festes Salz wird hunderte Meter hoch | |
| derzeit auf insgesamt vier Abraumhalden (umgangssprachlich Monte Kali, | |
| Kaliberg oder Kalimandscharo genannt) geschüttet. Dort wird es teilweise | |
| von Regen ausgewaschen, ebenfalls in den Fluss geleitet oder versickert ins | |
| Grundwasser, das nach langer Zeit auch in die Werra fließt. Das Salz | |
| gefährdet dem BUND zufolge die Trinkwassergewinnung. Fische würden krank, | |
| mehrere Arten seien in der Region ausgestorben. | |
| Nun will K+S die Halde am Standort Hattorf in der Gemeinde Philippsthal | |
| (Werra) vergrößern. Dort hat das Unternehmen bereits nach eigenen Angaben | |
| rund [2][200 Millionen Tonnen] Abraum zu einem 165 bis 230 Meter hohen Berg | |
| aufgehäuft. Die Halde ist demnach rund 1,5 Kilometer lang und 1,0 Kilometer | |
| breit. Die erneute Erweiterung soll laut BUND weitere 17,6 Hektar belegen, | |
| wofür bereits 15,2 Hektar Wald gerodet wurden. | |
| Auch deshalb klagen die UmweltschützerInnen gegen die Genehmigung. „Größere | |
| Halden bedeuten größere Salzwassereinträge aus den Halden in die Werra“, | |
| sagte Jörg Nitsch, Vorsitzender des BUND Hessen. Die Behörden hätten nicht | |
| angeordnet, die bestehende Halde zusätzlich abzudecken, damit von allen | |
| Deponien insgesamt weniger Salz ausgewaschen wird. Für den Umweltverband | |
| ist dies ein Widerspruch zur übergeordneten Planung, die eine Abdeckung | |
| verlange. Der BUND bezweifelt auch, ob die vorgesehene Abdichtung des | |
| Bodens dauerhaft halten wird. Statt den Abraum weiter auf die Halden zu | |
| schütten, sollten die Rückstände lieber in den Kalibergwerken eingelagert | |
| werden. Der Umweltverband treibt auch andere Klagen gegen | |
| K+S-Entsorgungsprojekte voran. | |
| Der Konzern teilte der taz mit: „Wir sind davon überzeugt, dass die | |
| Genehmigung rechtmäßig ist, das Verfahren ordnungsgemäß durchgeführt | |
| wurde“. Den Abraum auf einer Halde aufzuhäufen, sei „der weltweit gültige | |
| Stand der Technik zur Entsorgung fester Bergbaurückstände.“ Es würden „d… | |
| höchsten Umweltstandards eingehalten.“ Die Abdichtung würde den Einfluss | |
| auf das Grundwasser „minimieren“. Langfristig sollten Halden vollständig | |
| abgedeckt werden: „Es ist uns ernst damit, Vorreiter eines umweltschonenden | |
| Bergbaus zu sein“. | |
| Auch das Regierungspräsidium Kassel geht nach eigener Darstellung davon | |
| aus, dass es die Haldenerweiterung zu Recht genehmigt hat. „Bei voller | |
| Produktion ermöglicht die Erweiterung die Aufhaldung der anfallenden | |
| Rückstände bis voraussichtlich Mitte des Jahres 2025. Das | |
| Genehmigungsverfahren zur noch ausstehenden Phase 3 dauert an“, teilte die | |
| Behörde bereits Anfang April mit. | |
| 4 May 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Umweltschuetzer-gegen-Fluss-Verseuchung/!5900743 | |
| [2] https://www.kpluss.com/de-de/ueber-ks/standorte/europa/werra/umwelt/haldene… | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
| ## TAGS | |
| Düngemittel | |
| Landwirtschaft | |
| Umweltverschmutzung | |
| Wasser | |
| Bergbau | |
| Hessen | |
| Weser | |
| Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland | |
| Kali | |
| GNS | |
| Kali | |
| Fleischersatz | |
| Düngemittel | |
| Bergbau | |
| Schwerpunkt Stadtland | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Industrieabwässer in Flüssen: Sorge um Fische in Werra und Weser | |
| Fischer an Oberweser und Werra schlagen Alarm. Sie befürchten eine | |
| Ökokatastrophe wie im vergangenen Jahr an der Oder. Der Grund: | |
| Salzeinleitungen. | |
| Markt für Fleischersatz gewachsen: Mehr Tofu, weniger Fleisch | |
| 2022 wurde in Deutschland 6,5 Prozent mehr Fleischersatz als im Vorjahr | |
| produziert. Regulierung dürfe diesen Trend nicht behindern, so Greenpeace. | |
| Umweltschützer gegen Fluss-Verseuchung: Gesalzene Klage | |
| Umweltverbände ziehen vor Gericht, weil ein Düngerkonzern weiter Salz in | |
| die Werra leitet. Das gefährde Trinkwasser und Natur. | |
| Mögliche Bergbaufolgen: Unternehmen auf wackligem Boden | |
| K+S hat in Lehrte lange Zeit Kalisalze abgebaut. Jetzt senkt sich die Erde | |
| und im Bach blubbert es. Nun wird das Unternehmen in die Pflicht genommen. | |
| Ungefiltertes Salzabwasser in Flüssen: Dramatische Folgen für die Fauna | |
| Die bisherige Genehmigung für einen Kalikonzern ist vor Auslaufen nun doch | |
| verlängert – bis 2027. Die Flüsse Werra und Weser dürfen weiter versalzen. |