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# taz.de -- Ungefiltertes Salzabwasser in Flüssen: Dramatische Folgen für die…
> Die bisherige Genehmigung für einen Kalikonzern ist vor Auslaufen nun
> doch verlängert – bis 2027. Die Flüsse Werra und Weser dürfen weiter
> versalzen.
Bild: Ein Archivfoto: Salzlauge des Kaliproduzenten K+S AG wird in Philippsthal…
Kassel taz | Seit Jahrzehnten gelangen [1][große Mengen an Salzabwasser]
aus dem Kalibergbau ungefiltert in die Flüsse Werra und Weser. Die Folgen
sind dramatisch: Tiere werden krank, die Unterwasserwelt verändert sich,
die Artenvielfalt geht verloren. Die Versalzung beeinträchtigt auch den
Gesundheitszustand und die Fortpflanzungsfähigkeit der noch verbliebenen
Fische, bei denen sich Geschwüre, Rötungen und Vernarbungen beobachten
lassen. Da Salz sich nicht von alleine abbaut, ist die Weser bis zur
Mündung in die Nordsee von den Salzfrachten betroffen.
Verantwortlich für die [2][Einleitungen ist der Kalikonzern K+S]. Kurz vor
Auslaufen der bisherigen Genehmigung bekam das Unternehmen mit Sitz in
Kassel jetzt die Erlaubnis, auch weiterhin Salzabwasser in die Werra zu
entsorgen. Die Erlaubnis gilt bis Ende 2027 für die hessisch-thüringischen
Werke Werra und Neuhof Ellers. Nach Angaben des zuständigen Kasseler
Regierungspräsidiums trägt der Bescheid den Vorgaben des aktuellen
„Bewirtschaftungsplans Salz 2021–2027“ der Flussgebietsgemeinschaft (FGG)
Weser Rechnung.
In der FGG sind die Anrainerbundesländer von Weser und Werra
zusammengeschlossen, also Thüringen, Hessen, Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen, Bayern, Sachsen-Anhalt und Bremen. Der aktuelle
Bewirtschaftungsplan soll sicherstellen, dass die Flüsse gemäß den Vorgaben
der EU-Wasserrahmenrichtlinie bis zum Ende des Jahres 2027 den sogenannten
guten ökologischen Zustand erreichen.
Durch die neue Genehmigung sollen die Grenzwerte schrittweise sinken. So
wird an einer zentralen Messstelle, dem Pegel Gerstungen (Thüringen), der
Grenzwert für Chlorid stufenweise von derzeit 2.400 Milligramm pro Liter
Wasser auf 1.700 Milligramm ab 2024 gesenkt. Ab 2026 ist eine weitere
Absenkung auf 1.480 Milligramm, ab 2027 auf 1.280 Milligramm vorgesehen.
## Die Erlaubnis steht unter Vorbehalt
Die Zielwerte für die ökologisch besonders problematischen Salzionen des
Kaliums und des Magnesiums sinken entsprechend. Die Erlaubnis steht
außerdem unter dem Vorbehalt einer weiteren Grenzwerte-Senkung für die
Jahre 2026 und 2027, der eine Überprüfung durch die
Flussgebietsgemeinschaft Weser im Jahr 2024 vorausgehen soll.
K+S freut sich über die „gute Nachricht für unsere Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter“. Sie zeige auch, „dass unsere umfangreichen Investitionen und
Maßnahmen zur weiteren Entlastung der Umwelt und zur umweltgerechten
Umstellung des Entsorgungskonzeptes anerkannt werden“, teilt das
Unternehmen mit.
Umweltschützer sind nicht ganz so begeistert. Der hessische Landesverband
des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt zwar die
verordnete Verringerung der Salzeinleitung. Die Umweltprobleme durch den
Kalibergbau blieben aber weiterhin ungelöst. So sei die geplante
Einlagerung der Produktionsabwässer in die Grube Springen als Alternative
zur Einleitung in Werra und Weser ein „für die Umwelt hochriskantes
Verfahren“.
Die jetzt beschlossene Verringerung der Salzeinleitung in die Flüsse gehe
zwar „in die richtige Richtung, doch wir sind skeptisch, ob sich der Plan
umsetzen lässt“, so der BUND-Landesverband. Auch im besten Fall werde es
noch sehr lange, voraussichtlich Jahrhunderte dauern, bis die ökologischen
Schäden der Salzbelastung durch den Kalibergbau nicht mehr spürbar seien.
Als problematische Hintertür wertet der BUND, dass der K+S bis zum Herbst
2024 darlegen kann, ob die Einhaltung der Zielwerte für die Jahre von 2025
bis 2027 technisch realisierbar und zumutbar ist. „Die bisherigen
Erfahrungen bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zeigen uns
mehr als deutlich, dass Ausnahmemöglichkeiten gern genutzt und Umweltziele
am Ende nicht erreicht werden“, [3][kritisieren die Umweltschützer] die im
Plan enthaltene Ausstiegsklausel.
2 Jan 2022
## LINKS
[1] /Salzeinleitung-in-Weser-und-Werra/!5791497
[2] /Abwaesser-von-Duengemittelproduzent/!5700193
[3] /Entsorgung-von-Abfalllauge/!5660879
## AUTOREN
Reimar Paul
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