Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Waffenbesitz und seine Folgen: Sportschütz:innen entwaffnen
> Nach dem Schuss eines Reichsbürgers auf einen Polizisten wird über
> Waffenbesitz diskutiert. Um für Sicherheit zu sorgen, ist Kreativität
> gefragt.
Bild: Wenn es um Sport ginge, gäbe es mit Druckluft- oder Lichtpunktpistolen h…
Als im Herbst 2016 im fränkischen Georgensgmünd ein Reichsbürger auf
Polizisten schoss, markierte das einen Wendepunkt. Ein SEK-Beamter wurde
getötet, und die Sicherheitsbehörden stufen seitdem die Männer und Frauen,
die die Existenz der Bundesrepublik leugnen oder ein neues altes Deutsches
Reich anstreben, grundsätzlich nicht mehr als harmlose Spinner:innen
ein.
[1][Jetzt schoss wieder ein Reichsbürger auf Polizisten], in Reutlingen in
Baden-Württemberg, glücklicherweise wurde dabei nur ein Mensch verletzt.
Ein Polizist wurde in den Arm getroffen. Der mutmaßliche Schütze besitzt
den bisherigen Ermittlungen zufolge 22 legale Waffen und trainierte in
einem Schützenverein. Dieser Mordanschlag muss endlich ein weiterer
Wendepunkt sein. Und zwar beim Umgang mit privaten Schütz:innen und ihren
Waffen.
Die Schüsse auf Polizisten in Reutlingen sind nach dem [2][Attentat auf die
Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg] wieder ein Angriff mit einer
legalen Waffe. Die Waffenlobby von traditionellen Schützenvereinen bis zu
den vermeintlichen Freiheitskämpfern der FDP darf nicht mehr ein strengeres
Waffenrecht blockieren. Aber die nun von Bundesinnenministerin Nancy Faeser
(SPD) geplanten Regelungen gehen nicht weit genug. Warum dürfen
Sportschütz:innen überhaupt zu Hause Waffen und Munition lagern?
Es wird wieder das Gegenargument kommen: Eine zentrale Lagerung von Waffen
und Munition sei auch nicht unbedingt sicherer, weil man sie dort einfach
gebündelt klauen könne. Hier sind aber die Schützenvereine in der
Bringschuld, eine sichere Lösung zu finden. Da ist Kreativität gefragt. Die
Lagerung zu Hause ist jedenfalls auch keine Lösung, das hat sich jetzt nach
vielen Fällen einmal mehr gezeigt. Allein schon die faktisch unregulierte
Masse an Munition, die Schützen:innen in Wohnhäusern rumliegen haben,
ist ein Riesenproblem.
## Harmlosere Alternativen mit Druckluftpistolen
Aus diesem Grund konnte der Hamburg-Attentäter mehr als hundert Schuss
abgeben. Noch extremer war es bei den Mitgliedern der rechtsextremen
Preppergruppe Nordkreuz in Mecklenburg-Vorpommern, deren Chef in seinem
Wohnhaus zehntausende Patronen für den „Tag X“ hortete. Die meisten waren
zwar nicht unbedingt vorschriftsgemäß gelagert, aber er besaß einen
Großteil völlig legal. Denn auch er war Sportschütze und trainierte mit
seinen Kameraden im Schützenverein.
Wenn sich keine andere Lösung auftut, dann können die Sportschütz:innen
eben nicht mehr mit scharfen Waffen schießen. Keiner will ihnen ihr Hobby
wegnehmen. Aber wenn es wirklich um den Sport geht, um die Konzentration,
um das Miteinander, da gibt es mit Druckluft- oder Lichtpunktpistolen
harmlose Alternativen. Es gibt kein Menschenrecht auf Ballern.
24 Mar 2023
## LINKS
[1] /Reichsbuerger-schiesst-auf-Polizisten/!5920341
[2] /Nach-den-Schuessen-auf-Zeugen-Jehovas/!5920590
## AUTOREN
Sebastian Erb
## TAGS
Waffen
Sportschützen
Reichsbürger
Razzia
Waffenrecht
Rechte Gewalt
Europäische Union
Kolumne Der rechte Rand
Schusswaffen
Junge Alternative (AfD)
Reichsbürger
Bundesanwaltschaft
Waffenrecht
## ARTIKEL ZUM THEMA
Waffenlobby in der EU: Wie Rüstung nachhaltig werden soll
Die EU erwägt, Rüstungsfirmen als nachhaltig zu klassifizieren. Recherchen
von Taz und LobbyControl zeigen: Die Branche hat dafür lobbyiert.
Waffenbesitz in der rechten Szene: Ausgetrickste Behörden
Rechtsextreme nutzen das Unwissen von Behörden, um an Waffenscheine zu
kommen. Wo rechte Waffenbesitzer*innen leben, hat „Correctiv“
recherchiert.
Anklage gegen 81-Jährigen wegen Mordes: Sportschütze außer Kontrolle
Ein 81-Jähriger ist angeklagt, weil er in Bramsche einen Schüler erschossen
hat. Seine Waffe war bei der Stadtverwaltung nicht registriert.
Rechtsextreme Jugendorganisation der AfD: Sicherheitsbehörden ohne Überblick
Nur in einzelnen Ländern gibts es Daten zu Mitgliedern der Jungen
Alternativen, die Waffen besitzen. Grüne und Linke warnen vor einem
„Sicherheitsrisiko“.
Reichsbürger schießt auf Polizisten: Schusswechsel im Morgengrauen
Nach den Schüssen eines Reichsbürgers auf Polizisten entbrennt wieder ein
Streit übers Waffenrecht. Unter den Durchsuchten waren Sicherheitskräfte.
Razzien der Bundesanwaltschaft: Reichsbürger schießt auf Polizei
Die Bundesanwaltschaft geht erneut gegen Reichsbürger vor. In Reutlingen
schießt ein Durchsuchter und verletzt einen Beamten leicht.
Nach den Schüssen auf Zeugen Jehovas: Die Waffen nieder?
Nach den tödlichen Schüssen auf Zeugen Jehovas in Hamburg wird übers
Waffenrecht diskutiert. Die Fronten sind verhärtet – mal wieder.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.