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# taz.de -- Kritik an royalem Staatsbesuch: Keith statt Charles
> König Charles III. besucht Deutschland. Für Donnerstag ist auch ein
> Auftritt im Bundestag geplant. Die Linkspartei macht einen
> Alternativvorschlag.
Bild: König Charles und seine Frau Camilla werden in Berlin erwartet und nicht…
Berlin taz | Es ist ein Staatsbesuch mit allem Zinnober, den die deutsche
Demokratie einem Monarchen zu bieten hat. Zum Auftakt ihres dreitägigen
Deutschlandbesuchs lässt [1][Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier] sogar
extra für King Charles III. und seine Gemahlin Camilla am
Mittwochnachmittag die Bundeswehr vor dem Brandenburger Tor aufmarschieren,
um die beiden mit militärischen Ehren zu begrüßen. Es folgt ein Empfang im
Schloss Bellevue. Anschließend gibt es noch ein Staatsbankett mit 130
geladenen Gästen, einem Vier-Gänge-Menü sowie Tischreden des royalen Paars.
Für die Klatschpresse der Republik dürfte die erste Auslandsreise von
Charles Mountbatten-Windsor in seiner neuen Funktion als britischer König
das Ereignis des Jahres sein. Doch dass zu der Stippvisite [2][auch ein
Parlamentsauftritt] gehört, sorgt jetzt zumindest bei einer
Bundestagsfraktion für Unmut. „Das fortschrittliche Großbritannien möchte
die Monarchie abschaffen, aber das Parlament der Bundesrepublik hofiert
sie“, empört sich der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion,
Jan Korte.
Tatsächlich verzeichnet die [3][Tagesordnung des Bundestags] für High Noon
am Donnerstag eine „Ansprache Seiner Majestät König Charles III.“ – wom…
der 74-jährige Blaublüter das erste von niemandem gewählte Staatsoberhaupt
wäre, das vor den Abgeordneten reden darf. Wenn es nach Korte ginge, der
sich als einziger im Ältestenrat gegen die Einladung ausgesprochen hatte,
könnten ARD, ZDF, Phoenix und RTL allerdings ihre geplanten
Liveübertragungen wieder abblasen.
„Der Auftritt von König Charles im Bundestag sollte abgesagt, der rote
Teppich wieder aufgerollt und die schicken Kostüme bis zu den
Wagner-Festspielen wieder in den Schrank gehängt werden“, sagte er der taz.
Schließlich sei Charles weder gewählt noch habe er etwas Außergewöhnliches
geleistet. Ihn zeichne vielmehr nur aus, in die „richtige“ Familie geboren
worden zu sein, „die von vielen ehemaligen Kolonien und Commonwealth Realms
mit Entschädigungsforderungen aufgrund der Sklaverei konfrontiert ist“, so
Korte. Daher sei es „falsch und anachronistisch“, Charles Rederecht
einzuräumen.
Der Linken-Abgeordnete will aber nicht nur meckern, sondern hat auch einen
Gegenvorschlag parat. Er schlägt vor, statt Charles einen anderen Briten
als Ehrengast einzuladen: die 79-jährige Rolling-Stones-Legende Keith
Richards. „Selbst wenn Keith Richards sich entschließen sollte, im Plenum
nur Gitarre zu spielen, wäre das ein größeres Zeichen der Verbundenheit
zwischen der Bevölkerung Großbritanniens und der Bundesrepublik, als es
jeder Auftritt eines Königs mit geerbtem Rederecht jemals sein könnte“, ist
Korte überzeugt.
28 Mar 2023
## LINKS
[1] https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Berichte/DE/Frank-Walter-Steinme…
[2] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2023/kw13-koenig-charles-9386…
[3] https://www.bundestag.de/resource/blob/473452/51d956434e6c4d26193e43be4f95d…
## AUTOREN
Pascal Beucker
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