# taz.de -- Rede von König Charles im Bundestag: Der König hat das Wort | |
> Vor dem vollen Haus spricht König Charles vom Berliner Nachtleben. | |
> Differenzen zwischen Großbritannien und Deutschland sieht er nur in einem | |
> Bereich. | |
Bild: King Charles am Donnerstag mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas | |
Berlin taz | Die Beziehungen sind eng zwischen Deutschland und | |
Großbritannien, so viel ist klar. Trotz Brexit. Wie eng sie wirklich sind, | |
erfährt man aus der Rede, die der britische König Charles III. am | |
Donnerstag vor dem Deutschen Bundestag gehalten hat. Die | |
Parlamentarierbänke sind voll, das gesamte Kabinett ist zugegen, auch die | |
ehemaligen Präsidenten Christian Wulff (CDU) und Joachim Gauck sind | |
anwesend. [1][Es war die erste Auslandsreise von Charles und seiner Frau | |
Camilla], seit er im September britischer König geworden war. | |
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sprach in ihrer Begrüßung gleich | |
Großbritanniens Leistungen für Deutschland an: den großen Beitrag zu | |
Befreiung vom Nationalsozialismus, die Aufnahme Tausender jüdischer Kinder, | |
die 1938 nach den Pogromen allein aus Deutschland hatten fliehen müssen. | |
Und last but not least den Umbau des Reichstages mit der Glaskuppel in den | |
1990er Jahren durch den britischen Architekten, Sir Norman Foster. | |
Im schlichten grauen Anzug trat Charles dann ans Rednerpult und betonte in | |
seiner zu weiten Teilen auf Deutsch gehaltenen Ansprache die guten, engen | |
und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland. | |
Er selbst sei bereits als 13-Jähriger zum ersten Mal 1962 in Deutschland | |
gewesen. Dass er diese Reise mit seinem deutschstämmigen Vater, Prinz | |
Philip, unternommen hatte, erwähnte er allerdings nicht. | |
Den ersten Staatsbesuch seiner Mutter, Queen Elizabeth II., zwanzig Jahre | |
nach Ende des 2. Weltkriegs bezeichnete der britische König als | |
„entscheidenden Moment für die Versöhnung“ zwischen den beiden Staaten. | |
[2][Dass zum Tode der Queen im vergangenen Jahr] das Brandenburger Tor in | |
den Farben der britischen Flagge erstrahlte, sei für ihn und seine Familie | |
ein „großer Trost“ gewesen. | |
## Von der Hanse zu Offshore-Windkraft | |
„Mut schöpfen wir aus unserer Einigkeit“, so Charles. Großbritannien und | |
Deutschland spielten als die aktuell größten Geberländer für die Ukraine | |
eine wichtige Führungsrolle in Europa. Deutschlands Entscheidung für | |
militärische Unterstützung nannte er „mutig, wichtig und willkommen“. Er | |
sei „stolz auf unsere starke Partnerschaft“. | |
Es folgte ein Überblick über die deutsch-britischen Beziehungen im | |
Schnelldurchlauf: Bereits im Mittelalter habe die Hanse eine | |
Handelspartnerschaft etabliert, und heute seien Deutschland und | |
Großbritannien größte Produzenten von Offshore-Windanlagen. Die | |
Zusammenarbeit sei wichtig im Kampf gegen den Klimawandel. | |
Deutsch war die erste Sprache, in die William Shakespeares Werke übersetzt | |
worden seien, und die erste Shakespeare-Gesellschaft der Welt sei nicht | |
etwa in England, sondern in Weimar gegründet worden, und das bereits 1864. | |
Vor über 200 Jahren malte der bedeutendste englische Maler William Turner | |
den Rhein, hundert Jahre später organisierte der Unternehmer Thomas Cook | |
eine Rheinreise. | |
Auf den Krönungsfeiern der britischen Monarchie würden stets die Werke von | |
Georg Friedrich Händel gespielt, der „als Deutscher geboren wurde und als | |
Brite starb“. Bis heute seien britische Touristen die größte ausländische | |
Besuchergruppe in Berlin, dessen Nachtleben sie besonders schätzten. Wie | |
weit der König sich in diesem Bereich auskennt, bleibt offen. Immerhin | |
nannte er Kraftwerk und die Beatles, die der heute 74-Jährige vermutlich in | |
seiner eigenen Jugend gehört hatte. So weit, so harmonisch. | |
Rivalität gäbe es natürlich auch, so Charles. Wer allerdings nun auf | |
kritische Momente der deutsch-britischen Beziehungen spekuliert hatte, | |
wurde gleich wieder enttäuscht. Denn diese Momente gäbe es „vor allem beim | |
Fußball“. Es war die englische Frauennationalmannschaft, die mit einem Sieg | |
gegen Deutschland Europameister geworden sei, und – hier wurde es gleich | |
wieder versöhnlich – damit weltweit für die Gleichstellung der Geschlechter | |
geworben habe. | |
31 Mar 2023 | |
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## AUTOREN | |
Gaby Coldewey | |
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