# taz.de -- Devotionalienhändler über die Royals: „Ich hatte 20 Becher mit … | |
> Robert Beeridge betreibt ein Geschäft mit britischen Büchern und | |
> Devotionalien in Hamburg. Der Besuch von Charles trifft ihn auf dem | |
> falschen Fuß. | |
Bild: Viel Winken gehört überall dazu: Charles und Camilla im schottischen Du… | |
taz: Mit welchen Gefühlen sehen Sie dem Besuch Ihres Königs entgegen, Herr | |
Beeridge? | |
Robert Beeridge: Ich wusste vage, dass er kam. Es ist Pech für ihn, er | |
kommt zu einem Zeitpunkt, wo es so viele andere Sachen gibt. Man hat zu | |
viel Schmerz, Pandemie-Schmerz, [1][Brexit-Schmerz], Schmerz in Russland. | |
Ich frage mich, ob die Begeisterung der Deutschen gerade vor dem | |
Hintergrund noch größer ist, weil dieser Besuch so eine schön harmlose | |
Ablenkung ist. | |
Ich finde, es ist schön, wenn Leute etwas haben, [2][woran sie Freude haben | |
können], das will ich nicht wegnehmen. | |
Hätten die Deutschen in der Tiefe ihres Herzens eben auch gern ein | |
Königshaus statt nur die C-Promis aus dem Dschungelcamp? | |
Die kann man ja zumindest ausschalten und dann sind sie weg. Eine | |
Königsfamilie ist eine langfristige Investition, man muss die Privilegien | |
aufbauen und die Vernetzung und bestimmte Produkte werden „in“ wegen der | |
Königin. Das kommt auch nicht über Nacht. Charles’ Macken – das hat Jahre | |
gedauert. | |
Die Hamburger und Hamburgerinnen fühlen sich England sehr verbunden, | |
eigentlich wären wir gern ein bisschen britisch. | |
Geschichtlich gesehen war das vielleicht vor 100 Jahren, da gab es viel | |
englischen Einfluss in Hamburg und umgekehrt. Ich glaube, diese Verbindung | |
mit Großbritannien ist seit den Bombenangriffen von 1943 etwas weniger. | |
Dann haben wir die Besatzung, Hamburg wurde von den Engländern befreit, | |
entnazifiziert. Wir haben einen guten Job gemacht. Viele berühmte Politiker | |
waren in Hamburg stationiert. | |
Wer denn zum Beispiel? | |
Mein Vater war hier, mein Onkel war hier. Sie waren nicht berühmt. Wer, | |
wer, wer? Ich müsste mal nachdenken. | |
Aber für die Gegenwart würden Sie den britischen Einfluss nicht mehr sehen? | |
Wie kann man das messen? An der Nachfrage nach Union-Jack-Fahnen? Seit | |
Brexit ist das fast eliminiert. Nach dem Tod meiner Mutter hatte ich 20 | |
Becher mit der alten Queen – Queenie-Souvenirs – und ich habe nur eine | |
Person gefunden, die drei wollte, sonst niemanden. Ich habe noch richtig | |
schöne, viktorianische Teile, aber die Nachfrage ist gesunken. | |
Meine Vermutung wäre, was natürlich schade ist fürs Geschäft, dass die | |
Nachfrage nach Artikeln mit Charles geringer sein wird als die mit der | |
Queen. | |
Man kann immer eine Flagge kaufen, das ist relativ neutral. Guck mal, ich | |
habe diese Becher hier, die ich seit Monaten verkaufen wollte … | |
… oh, das ist Charles 1989 und Diana. Aber das ist vielleicht auch ein | |
unglücklicher Moment, wenn er nun mit Camilla kommt. | |
Ja, das ist die Ironie. Wenn ich die verkaufen könnte … | |
Wenn Sie das Besuchsprogramm für Charles und Camilla bestimmen könnten und | |
nicht der Hamburger Senat, was würden Sie ihnen zeigen? | |
Planten un Bloomen, en blue, das wäre schön, oder den kleinen Botanischen | |
Garten in Flottbek, das wäre auch schön. | |
Warum? | |
Charles ist so naturverbunden. Ich würde ihm bestimmt nicht meinen Laden | |
zeigen. Nee – ich könnte ihm das zeigen und sagen: „Das ist, was Brexit mir | |
angetan hat.“ Deshalb muss ich zurück nach England gehen und ein Parasit | |
des National Service werden, weil ich mir die private Krankenversicherung | |
nicht mehr leisten kann. Danke, Brexit! Ich werde sie ausbluten. Diese | |
Leute haben mich so viel Geld gekostet. Ich bin stinksauer auf alle | |
Engländer, die sagen, dass sie Brexiteers sind. | |
War das Königshaus nicht eher zurückhaltend, zumindest hat man doch in die | |
Hutfarben der Queen am Tag ihrer Rede viel hineingedeutet. | |
Ich würde sagen, dass sie die Einheit klugerweise mehr in den Vordergrund | |
gestellt haben als ein Mister Boris Johnson. Er wollte gewinnen, er hat | |
gewonnen, es ist ihm scheißegal, er verdient sein Geld. Ich muss sagen, ich | |
habe mit der Monarchie nichts am Hut, aber Charles macht es unter sehr | |
schwierigen Bedingungen – was musste er schlucken – schon sehr viel besser | |
als vorher. All die Jahre hat er gewartet. In früheren Zeiten hätte der | |
Sohn die Mutter ermorden lassen. Shakespeare-Tragödien in diesen | |
Königshäusern: ein bisschen Gift hier und da. Mein Gott, die Queen, sie war | |
70 Jahre da, es ist eine schwierige Nummer, ihr zu folgen. | |
Die Queen hatte sich bei einem Besuch zwei Pferde gewünscht – wenn Sie | |
jetzt ein Geschenk für Charles auswählten, was würde es sein? | |
Ein politisch korrektes Geschenk für ihn. Ein Baum, ein sehr exotischer | |
Baum oder ein Wald, den er weiter verwalten könnte? Ja, ich glaube, er | |
braucht nichts persönlich. Mein Gott, dass die Queen Pferde wollte: Sie | |
hatte so viele Pferde. Ich hätte es so gemacht, dass sie ein Pferd bekommt, | |
das in einem Therapiezentrum benutzt wird als das Queen’s-Pferd der Stadt | |
Hamburg. | |
Werden Sie beim Treffen von Bürgerinnen und Bürgern mit Charles und Camilla | |
auf dem Rathausmarkt dabei sein? | |
Nein, definitiv nicht, aber meine Nachbarin will hin. Sie braucht ein paar | |
Fahnen. Glücklicherweise habe ich noch welche, und sie will ein paar | |
nehmen, um mit ihrer Nichte hinzugehen. Für die Kinder, für bestimmte | |
Leute, sind das Benchmarks in ihrem Leben. Sie waren dabei. | |
31 Mar 2023 | |
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## AUTOREN | |
Friederike Gräff | |
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