# taz.de -- Dokumentarfilm über Musik-Pionierinnen: Ohne Angst neue Sounds ges… | |
> Zehn Frauen prägten die Entwicklung elektronischer Musik mit. Die | |
> Dokumentation „Sisters with Transistors“ stellt sie in Hamburg vor. | |
Bild: Hat viel mit psychoakustischen Phänomenen gearbeitet: Maryanne Amacher | |
Die Bilder flackern, Töne quietschen und Frauen sind stimmgewaltig: Die | |
Dokumentation „[1][Sisters with Transistors]“ nimmt die Zuschauer*innen | |
mit auf eine Reise durch das zwanzigste Jahrhundert – von 1934 bis heute: | |
Danach wissen sie: Frauen haben einen bedeutenden Anteil an der Entstehung | |
dessen, was wir heute elektronische Musik nennen. | |
Schon gegen diese Bezeichnung stemmte sich anfangs die US-amerikanische | |
Musikergewerkschaft: [2][Bebe Barrons Soundtrack zu „Alarm im Weltall“] | |
(1956) nannte sie „elektronische Tonalitäten“. Anders als die zehn im Film | |
porträtierten Frauen sollen die Gewerkschafter Angst gehabt haben, von | |
Maschinen ersetzt zu werden. Die zehn Pionierinnen aber sahen in | |
Tonbandgeräten, Computern und anderen neuen Geräten eine große Chance. | |
Daphne Oram etwa erfand eine Technik namens „[3][Oramics]“: das erste | |
Notationssystem in der elektronischen Musik. Und Laurie Spiegel nannte den | |
Computer ihr „Werkzeug, eine Maschine als menschliche Erweiterung“. | |
Regisseurin Lisa Rovner setzt vor allem auf Originalaufnahmen: Die Frauen | |
werden bei ihrer Arbeit an den verschiedensten Orten gezeigt, im | |
BBC-Tonstudio, beim Talkshow-Auftritt oder schlicht zuhause. Immer wieder | |
geht der Film auf die gesellschaftlichen Verhältnisse ein: Begleitet wurden | |
die Frauen von viel Skepsis. So beklagt [4][Eliane Radigue], „in eine Welt | |
voller Machos geboren“ zu sein. Die weit verbreitete Abneigung gegen | |
elektronische Musik wandelte sich unter anderem durch [5][Delia | |
Derbyshire]: Die schrieb 1963 die [6][Titelmusik für Doctor Who] – die am | |
längsten laufende [7][Science-Fiction-Fernsehserie]. | |
Schrille Töne erklingen: Jede der zehn Gezeigten steht für eine eigene Art, | |
Musik zu produzieren. Selbstbewusst erklären sie in eigenen Worten, was sie | |
tun – und vor allem, warum. Jede hat ihre eigenen Gründe, zur | |
elektronischen Musik gelangt zu sein. So wurde Derbyshires Liebe zu | |
abstrakten Klängen von den Sirenen des Fliegeralarms geweckt. Die | |
Vergangenheit verwebt Regisseurin Rovner mit dem Jetzt: Einige der Frauen | |
schauen sogar selbst von heute aus zurück. | |
Am Dienstag, den 7. März, ist der Film in Hamburg zu sehen. Danach geht ein | |
Workshop mit der Regisseurin und der Hamburger Künstlerin [8][Leyla | |
Yenirce] den naheliegenden Fragen nach: „Wieso kennen wir diese Geschichten | |
so wenig – und wie können wir das verändern?“ | |
7 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://sisterswithtransistors.com/ | |
[2] https://www.youtube.com/watch?v=aryHMPH7Kcc | |
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Oramics | |
[4] /Kunst-fuer-die-Komponistin-Eliane-Radigue/!5653721 | |
[5] https://www.youtube.com/watch?v=nXnmSgaeGAI | |
[6] https://www.youtube.com/watch?v=khNg-hLNs44 | |
[7] https://www.youtube.com/watch?v=ZzTGT9k4_ow | |
[8] https://arsviva.kulturkreis.eu/en/leyla-yenirce | |
## AUTOREN | |
Nina Spannuth | |
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