| # taz.de -- Album „City Lights“ von The Waeve: Motten und modulare Synthesi… | |
| > The Waeve sind Rose Ellinor Dougall und Graham Coxon. Auf „City Lights“ | |
| > machen die beiden Stars bukolischen Acid-Folk für für Randgruppen. | |
| Bild: Kriegt man gleich die Motten: Graham Coxon und Rose Ellinor Dougall | |
| Als Mitglied [1][von Blur hat Gitarrist Graham Coxon] seine Band bereits in | |
| den 1990er Jahren an die Spitze der Charts katapultiert. Obwohl es wie ein | |
| Klischee klingt: Richtig glücklich hat ihn der große Erfolg von Britpop, | |
| unter den auch Blur einsortiert wurden, nie gemacht – zumindest nicht auf | |
| persönlicher Ebene. [2][Vielleicht war es deshalb ein Muss, sich als Solist | |
| und mit Musikprojekten jenseits von Blur] weit entfernt vom Mainstream zu | |
| positionieren. | |
| Auch als eine Hälfte des Duos The Waeve schielt er keineswegs auf Hits, | |
| sondern priorisiert lieber künstlerische Ambitionen. Wobei Ausflüge zum | |
| Postpunk oder Progressive Rock ebenso legitim sind wie jazzige Bläsersätze | |
| und Improvisationen mit einem modularen Synthesizer. | |
| ## In elektronische Gefilde | |
| Damit liegt Coxon auf einer Wellenlänge mit Rose Elinor Dougall, seiner | |
| Kreativpartnerin. [3][Mit ihrer früheren Band The Pipettes war auch Dougall | |
| ein Popstar, drang tief in den Sixties-Retropop ein]. Als Solistin begann | |
| sie ebenfalls zu experimentieren und stieß dabei oft in elektronische | |
| Gefilde vor. Ende der Zehnerjahre hatte sie Lust, sich mit Graham Coxon zu | |
| verbünden. Und also begeisterte sie ihn 2020 bei einer | |
| Charity-Veranstaltung in London dafür, gemeinsam Songs zu komponieren. | |
| Während die zwei an ihrem Debütalbum als The Waeve arbeiteten, funkte es | |
| zwischen den beiden auch privat. Noch bevor ihr Debütalbum schließlich 2023 | |
| veröffentlicht wurde, wurde ihre gemeinsame Tochter geboren. | |
| Ihr ist mit „Song for Eliza May“ auf dem nun erschienenen zweiten Album | |
| „City Lights“ ein zentraler Moment gewidmet. Trotz der niedlichen | |
| Mandoline, die das erste Drittel des Songs prägt, haben die Eltern kein | |
| zuckersüßes Gute-Nacht-Lied für ihren Sprössling erschaffen. | |
| Mit der Zeit entwickelt sich eher ein Folkrock-Crescendo. Das passt gut zum | |
| Songtext. Denn Rose Elinor Dougall macht ihrem Kind unmissverständlich | |
| klar, dass das Leben kein langer ruhiger Fluss sein wird. „I dread the day | |
| when you first realise the cruelity of thruth that life ain’t fair“, singt | |
| sie. | |
| ## Licht und Schatten | |
| Licht und Schatten liegen auf diesem Album stets dicht beieinander. Selbst | |
| in dem Liebeslied „I belong to“, einer düster-sphärischen Ballade, in der | |
| es emotional wird. Im Intro spuckt ein Synthesizer finstere | |
| Gothic-Celloklänge aus, bevor Graham Coxon sanfte Sätze sprechsingt: „A | |
| thousand smiles I wiped from my face / And in their place / A thousand | |
| frowns now / Linger there the wear and tear /Among the eggshells, a broken | |
| frame / Then you came.“ | |
| Eine bestimmende musikalische Konstante festzumachen, fällt für den Sound | |
| von The Waeve gar nicht so leicht. Ständig diffundiert das Duo seine | |
| Klangmelange. So bombardiert es die Hörerinnen und Hörer in „Druantia“ | |
| mit Prog, „Simple Days“ zeigt sich versponnen-bukolisch, wenn Graham Coxon | |
| zur akustischen Gitarre greift. | |
| „Moth to the Flame“ gibt einem Saxofon die Chance, Akzente zu setzen. | |
| „Broken Boys“ haut einem laute Gitarrenriffs um die Ohren, die Verstärkung | |
| von Synthesizern bekommen. So paart sich Punk mit Art-Rock. „Girl of the | |
| Endless Night“ bedient sich beim Acid-Folk. Rose Elinor Dougall kommt zu | |
| dem Schluss: „All those lost and endless nights meant nothing, you know | |
| /And all that wasted time with broken people.“ Ob es als Teil einer | |
| Kleinfamilie dann einfacher wird, bleibt allerdings abzuwarten. | |
| Mit „City Lights“ verkündet Graham Coxon: „You’re in my soul, in my so… | |
| Musikalisch bleibt der Titelsong exzentrisch. Er rangiert irgendwo | |
| zwischen dem kunstvollen Glamrock von Roxy Music und [4][David Bowies | |
| „Low“-Phase]. Epigonal wird es aber nicht, im Gegenteil, hier ist die | |
| Versuchung groß, die Repeat-Taste zu drücken. Dabei entfacht jede Nummer | |
| aufs Neue die schöpferische Kraft der beiden Künstler:Innen. | |
| Man spürt die Leidenschaft, mit der Rose Elinor Dougall und Graham Coxon | |
| im Studio beim Arrangieren ihrer Songs zu Werke gehen. Damit haben sie die | |
| Neugier auf ein drittes Album geschürt, mit dem sie ihre Geschichte | |
| hoffentlich weiterschreiben werden. | |
| 10 Oct 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dagmar Leischow | |
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