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# taz.de -- Nachhaltigkeit in der Baubranche: Das Runde muss ins Eckige
> Wie nachhaltig geht es im Gebäudesektor zu? Eine Studie hat das
> untersucht. Das Ergebnis: Die Kreislaufwirtschaft ist dort noch immer die
> Ausnahme.
Bild: Mehr als die Hälfte aller Neubauten erfüllte weniger als 50 Prozent der…
Die Kreislaufwirtschaft ist kaum in die Baubranche eingezogen, die Vorgaben
der EU-Taxonomie kann sie bislang nicht umsetzen. Das ist Ergebnis
[1][einer gemeinsamen Studie von sieben Gesellschaften aus Europa, die sich
der Nachhaltigkeit im Gebäudesektor verschrieben haben,] darunter die
Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) und der Rat für
nachhaltiges Bauen aus Spanien. Am Mittwoch wurde die Untersuchung
vorgestellt.
Demnach konnte keines der untersuchten Gebäude in dem Umweltziel Wandel zur
Kreislaufwirtschaft als taxonomiekonform eingestuft werden, mehr als die
Hälfte aller Neubauten erfüllte weniger als 50 Prozent der Anforderungen.
Untersucht wurden 35 Neubauten und 3 Gebäudesanierungen unter anderem in
Spanien, Frankreich, Deutschland, Dänemark und Irland. Darunter waren etwa
ein Hotel, Wohn- und Bürogebäude und Fabriken.
Das Thema drängt: Laut dem „Bündnis für Bauen und Wohnen“ gehen ein Drit…
aller weltweit genutzten Ressourcen in den Bausektor, das Baugewerbe ist
für ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Mit der
Taxonomie will die EU die Transformation der Branche vorantreiben und Geld
in nachhaltige Investments umlenken. Eines von insgesamt sechs definierten
Zielen ist der Wandel zur Kreislaufwirtschaft, neben Klimaschutz, Anpassung
an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen, Vermeidung
von Verschmutzung sowie der Schutz von Ökosystemen und Biodiversität.
Für die Baubranche heißt das, dass sie beispielsweise Materialquoten
einhalten soll: 15 Prozent der Baustoffe sollen wiederverwertet werden, 15
Prozent aus Recycling stammen und 20 Prozent entweder aus nachwachsenden,
wiederverwerteten oder recycelten Rohstoffen. Für Renovierungen gilt,
[2][dass mindestens die Hälfte des bestehenden Gebäudes erhalten bleiben
soll]. Mit der Buchführung klappt es bei den Unternehmen zwar schon ganz
gut: Die meisten der untersuchten Projekte erfüllten die Anforderungen der
Lebenszyklusanalyse. Aber schon Aussagen über die spätere Demontierbarkeit
von Gebäuden konnten die meisten Unternehmen nur treffen, wenn sie klare
methodische Vorgaben erhielten.
## Der Markt hat eine Henne-Ei-Problem
Roza Wegkmap von der Niederländischen Bank ABN Amro forderte mehr
Zusammenarbeit. „Keine Firma kann den Wandel alleine stemmen“, sagte sie,
„sie müssen ihr Wissen teilen.“ Etwa an runden Tischen könne die Branche
diskutieren, welche Geschäftsmodelle künftig erforderlich seien oder wo
Probleme in Lieferketten lägen.
Jonathan Leonardsen, Chef der Nachhaltigkeitsabteilung des dänischen
Wohnungskonzerns Balder, verweist auf ganz praktische Probleme in der
Umsetzung der Taxonomie: Große Projekte benötigten von der Planung bis zur
Umsetzung oft mehrere Jahre. Bislang stelle der Markt nicht sicher, dass zu
Baubeginn die Recyclingziegel in der Qualität und Menge verfügbar seien,
die vor Jahren vom Architekten eingeplant worden seien. „Stehen die re-used
oder recycelte Materialien zu der Zeit und an dem Ort zur Verfügung, zu der
und an dem wir sie brauchen?“, fragt Leonardsen. Es sei eine
Henne-Ei-Frage: Kommt erst die perfekte Lieferkette und dann die Nachfrage,
oder stimuliere die Nachfrage die Lieferkette? Solche praktischen Fragen
erschwerten den Wandel zur Kreislaufwirtschaft auf dem Bau.
„Das Ergebnis ist überraschend“, sagt Christine Lemaitre,
Geschäftsführender Vorstand der DGNB, „in Vorträgen, Diskussionen und in
den Medien sprechen alle über das zirkuläre Bauen und es entsteht der
Eindruck, das Thema sei in der Branche angekommen“, sagt Lemaitre, doch „in
der gebauten Realität ist es in dieser Dimension nicht vorhanden.“
22 Feb 2023
## LINKS
[1] https://www.dgnb.de/de/verein/publikationen/bestellung/downloads/Study-Circ…
[2] /Klimafreundliche-Baupolitik/!5914032
## AUTOREN
Heike Holdinghausen
## TAGS
Bauen
Kreislaufwirtschaft
Ressourcen
Nachhaltigkeit
Asbest
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
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