| # taz.de -- Erdölförderung in Uganda: Lange Leitung | |
| > Uganda baut die umstrittene Ölpipeline EACOP – trotz massivem Protest von | |
| > Klimaschützern. Bauern werden dafür auf fragwürdige Weise umgesiedelt. | |
| Bild: Für die Bewohnerist das Kingfisher-Ölfeld am Albertsee eine Bedrohung | |
| „Stop EACOP!“ sprüht ein Klimaaktivist hastig mit Graffitifarbe auf den | |
| Linoleumfußboden. Im Glaskasten dahinter steht eine Schaufensterpuppe in | |
| einem Arbeiteranzug mit dem Logo der [1][Ölfirma Total] auf der Brust. Eine | |
| weitere Aktivistin im schwarzen Kapuzenpulli holt Aufkleber aus ihrem | |
| Rucksack und heftet sie neben eine Total-Zapfsäule, die zwischen | |
| traditionellen Musikinstrumenten und Fotos von Affen steht. „EACOP wird | |
| unser Wasser verseuchen!“ steht darauf. | |
| Hier in Ugandas Nationalmuseum in Kampala soll ein von Total gesponserter | |
| Pavillon den Besuchern Ugandas Ölförderung erklären. EACOP ist die East | |
| African Crude Oil Pipeline, die ostafrikanische Ölpipeline, die der | |
| französische Ölmulti Total und der chinesische Staatskonzern Cnooc (China | |
| National Offshore Oil Corporation) gemeinsam quer durch Uganda und Tansania | |
| bis zum Indischen Ozean bauen. Nach ihrer Fertigstellung, voraussichtlich | |
| im Jahr 2025, wird sie mit 1.400 Kilometern Länge die längste beheizte und | |
| mit 4 Milliarden Dollar Baukosten die teuerste Ölpipeline der Welt sein. | |
| „Es ist eine Frechheit, dass Ölfirmen sich hier so unkommentiert darstellen | |
| dürfen“, erklärt ein Aktivist die Graffitiaktion. „Das Museum ist ein Ort, | |
| wo Schulklassen Geografie und Geschichte lernen sollen“, sagt er. „Dass mit | |
| der Ölförderung auch Risiken für unsere Umwelt entstehen, wird hier | |
| überhaupt nicht erwähnt.“ Dann machen sich die Klimaprotestler durch den | |
| Notausgang des Museums aus dem Staub. | |
| ## Aktivisten festgenommen | |
| Es war ein feierlicher Staatsakt, als Ugandas Präsident Yoweri Museveni | |
| Ende Januar am Albertsee im Westen Ugandas nach über zehn Jahren | |
| Verhandlungs- und Vorbereitungszeit den ersten Ölförderturm in Betrieb nahm | |
| und den Startschuss für den Bau der Pipeline gab. Zahlreiche Minister, | |
| französische und chinesische Delegierte kamen am Ufer des Sees unter dem | |
| Bohrturm zusammen. Chinas Botschafter in Uganda, Zhang Lizong, sprach von | |
| einem „wichtigen Meilenstein“ für das Land und versicherte den Ugandern | |
| „Wohlstand und Entwicklung“. Präsident Museveni erklärte den Bauern in der | |
| ländlichen Region, sie würden bald viel Geld verdienen, weil die Arbeiter | |
| auf den Ölfeldern ja auch etwas zu essen benötigen, „damit sie ihre | |
| Computer bedienen können“. | |
| Die [2][Ölprojekte] sind Grundpfeiler von Musevenis Zukunftsvision eines | |
| industrialisierten Ugandas, die der 78-jährige Präsident, der seit 37 | |
| Jahren an der Macht ist, seit Jahrzehnten verfolgt. Das stark | |
| landwirtschaftlich geprägte Uganda hat eine der höchsten Geburtenraten | |
| weltweit und damit eine gewaltige Jugendarbeitslosigkeit, die stetig | |
| zunimmt. Dass nun ausgerechnet die junge, gebildete städtische Elite gegen | |
| die Ölförderung aufschreit, die von diesen Jobs profitieren sollte, kommt | |
| für Museveni einer Majestätsbeleidigung gleich. Schon als während des | |
| Wahlkampfs 2016 die Ölverträge unter Dach und Fach waren, Uganda im selben | |
| Jahr die Pariser Klimaziele unterzeichnete und es zu ersten Protesten gegen | |
| die Ölpläne kam, schimpfte der Präsident: „Sie kritisieren mein Öl!“ | |
| Seitdem sind Polizei und Geheimdienste offenbar angehalten, jegliche Kritik | |
| an den Ölprojekten im Keim zu ersticken. Am selben Tag, als der Präsident | |
| am Albertsee den Startknopf für die Ölförderung drückte, planten | |
| Umweltorganisationen in der 250 Kilometer entfernten Hauptstadt Kampala | |
| eine Diskussionsrunde zu Risiken und Alternativen der Ölförderung. Das | |
| Hotel, in dessen Konferenzraum die Veranstaltung stattfinden sollte, wurde | |
| von Polizisten belagert. Niemand durfte hinein. Es kam zu Raufereien, ein | |
| Aktivist wurde festgenommen. | |
| Als 2006 die ersten Ölvorkommen im Westen Ugandas entdeckt wurden, war die | |
| Welt noch eine andere. Die Ölpreise waren hoch, die Nachfrage auch. Es gab | |
| noch keine Fridays-for-Future-Bewegung, noch keine [3][Greta Thunberg]. | |
| Viele Regierungen Afrikas träumten vom Öl unter ihren Böden als Quelle | |
| unermesslichen Reichtums. | |
| Doch heute ist die junge Aktivistin [4][Vanessa Nakate] aus Uganda, die | |
| 2019 noch freitags alleine mit einem Schild auf der Hauptstraße in Kampala | |
| stand, zu einer der engsten Mitstreiterinnen Thunbergs in der | |
| Fridays-for-Future-Bewegung geworden und ist weltweit berühmt. | |
| Und auch die deutsche [5][Luisa Neubauer] hat sich den Kampf gegen die | |
| EACOP-Pipeline in Ostafrika auf die Fahnen geschrieben. [6][Mit ihrer | |
| Aussage: „Jetzt gerade planen wir, wie wir eine Pipeline in die Luft jagen | |
| können“, sorgte sie im Juni 2022 in deutschen Medien für Wirbel.] Sie bezog | |
| sich zwar auf das Buch „Wie man eine Pipeline in die Luft jagt“ des | |
| schwedischen Umweltaktivisten Andreas Malm, doch ihre Drohung machte das | |
| Regime in Uganda hellhörig. Denn mittlerweile sind nicht nur die meisten | |
| Ugander über Smartphones und Internet mit der Welt vernetzt und über den | |
| Klimawandel informiert, sondern allmählich wird nun vor Ort sichtbar, was | |
| Ölförderung in großem Stil inmitten einer bislang unerschlossenen Region | |
| mit einer reichen Artenvielfalt anrichten kann. | |
| Von der Aussichtsplattform, die im Januar für den Präsidentenbesuch in den | |
| steil abfallenden Hang entlang des ostafrikanischen Grabenbruchs am | |
| Albertsee hineinzementiert wurde, wird die radikale Veränderung in der | |
| Landschaft auf einen Blick sichtbar. | |
| Im Tal unterhalb der Plattform erstreckt sich das von den Chinesen | |
| betriebene Kingfisher-Ölfeld. Wo noch vor zehn Jahren Rinderherden im Gras | |
| am Ufer weideten und Fischer ihre Boote anlandeten, gräbt nun eine Armada | |
| an Schaufelbaggern die Erde um. Gewaltige Containersiedlungen für Büros und | |
| Unterkünfte der Arbeiter entstanden, umzäunt mit Stacheldraht. Kaum ein | |
| Grashalm ist mehr übrig – es wirkt wie eine Mondlandschaft. | |
| Durch die Tiefebene hallt ein dumpfes Klopfen – das Echo des Bohrkopfes, | |
| der sich in die Erde gräbt. Direkt am Ufer erhebt sich auf einer Plattform | |
| der 30 Meter hohe Förderturm. Über ihn werden Röhren kilometertief unter | |
| das Seebecken gerammt, wo das Rohöl schlummert. Daneben campen Einheiten | |
| von Ugandas Armee. Der See bildet die Grenze zur Demokratischen Republik | |
| Kongo, [7][dort herrscht Krieg]. Täglich kommen Flüchtlinge mit Booten auf | |
| der ugandischen Seite an und werden ins nahe Auffanglager gebracht. | |
| Von den Tausenden Fischern, die einst hier ihre Netze auswarfen, ist am | |
| Strand nichts mehr zu sehen. Nur alte löchrige Netze im Sand zeugen noch | |
| von ihnen. Die meisten der ursprünglichen Anwohner des Sees wurden in den | |
| vergangenen Jahren umgesiedelt, um den Förderanlagen Platz zu machen. Dafür | |
| sind andere hergezogen. Die 24-jährige Hellen Katushabe füllt einen | |
| Wasserkanister im See, um ihre Wäsche zu waschen. Sie stammt aus einem Dorf | |
| nahe der 100 Kilometer entfernten Stadt Hoima. „Ich suche nach einem Job“, | |
| sagt sie und deutet mit einem Kopfnicken in Richtung Bohrturm. „Ich kann | |
| putzen, kochen, Wäsche waschen.“ | |
| Sie sei vor einer Woche hergekommen, nachdem Präsident Museveni im | |
| Fernsehen Arbeitsplätze versprochen habe. „Tagelang stand ich vor den | |
| Containern Schlange, dann hat mir ein Chinese gesagt, ich solle eine | |
| schriftliche Bewerbung schicken“, berichtet sie. Das habe sie getan. Jetzt | |
| warte sie auf Antwort. | |
| Ihre zarte Stimme wird übertönt vom Lärm der Schaufelbagger. Nur einen | |
| Steinwurf entfernt wird Erde ausgehoben, um eine Röhre zu legen. Das | |
| geförderte Öl soll hier über eine Zulieferpipeline zunächst in eine 50 | |
| Kilometer entfernte Raffinerie gepumpt werden, um es zu verarbeiten. | |
| Um diese Pipeline zu verlegen, fräsen weiter oben Männer mit Kettensägen | |
| eine 30 Meter breite Schneise in die Landschaft. Bäume werden gefällt, | |
| Termitenhügel abgegraben, Häuser plattgemacht. Weil das Rohöl sehr | |
| zähflüssig ist, muss die Röhre stetig auf über 50 Grad erhitzt werden. Das | |
| benötigt Energie, während die Bevölkerung in der Dörfern nebenan im Dunkeln | |
| sitzt. | |
| Eine frisch geteerte, vierspurig ausgebaute Schnellstraße führt parallel | |
| zur Pipeline vom Ölfeld zum geplanten Industriepark, wo neben der | |
| Raffinerie und weiteren Verarbeitungsanlagen auch ein Flughafen mit einer | |
| 3,5 Kilometer langen Landebahn entsteht. Dort sollen in Zukunft neben | |
| Ölingenieuren auch Touristen einfliegen. Der berühmte Murchison | |
| Nationalpark mit seinen Elefanten- und Büffelherden, wo Total ebenfalls | |
| Ölfördertürme errichtet, liegt nur eine Autostunde entfernt. | |
| Für diesen Industriepark wird inmitten der einst grünen Gegend ein 30 | |
| Quadratkilometer großes Gelände asphaltiert. Schaufelbagger parken am | |
| Wegrand. Planierraupen ebnen eine Schneise durch die hügelige Landschaft: | |
| Hier entsteht eine weitere Schnellstraße, die weiter in die Stadt Hoima mit | |
| ihren neuen Bürogebäuden, Hotels und Konferenzsälen führen soll. Dreizehn | |
| Dörfer mit über 7.000 Einwohnern mussten weichen. Sie bekamen die Wahl: | |
| entweder Entschädigungszahlungen auf ein Konto oder ein neues Haus mit | |
| einem Acker woanders. | |
| „Es war für viele keine leichte Entscheidung“, erinnert sich Fiona Alinda | |
| daran, wie im Jahr 2013 Regierungsvertreter in ihrem Dorf Kikumba ankamen. | |
| Die 32-jährige Bäuerin mit Baby auf dem Arm steht inmitten ihrer | |
| Ziegenherde und gießt Wasser in einen Trog. Über 50 Ziegen hält sie und | |
| fürchtet, dass bald rund herum kein Weideland mehr übrig ist und sie ihre | |
| Tiere schlachten muss. Sie zeigt auf einen Hügel hinter ihrem | |
| Cassava-Acker: Dort legt die Armee ein Lager an, um den Flughafen zu | |
| schützen. Dahinter war einst ihr Dorf mit Schule, Kirche und | |
| Gesundheitsstation. Jetzt wird dort der Industriepark gebaut. „Sie sagten, | |
| für alle Häuser, Bäume und Äcker würden die Leute entschädigt“, bericht… | |
| sie. „Wir waren so aufgeregt.“ Doch dann passierte lange Zeit nichts. | |
| Erst 2018 seien die Staatsvertreter mit Anwälten zurückgekommen. Sie | |
| zeigten Dokumente mit Zahlen: den Entschädigungssummen. „Die Leute waren | |
| sehr enttäuscht.“ Sie selbst bekam umgerechnet 500 Euro und hatte noch | |
| Glück: „Mir haben sie nur wenige Meter meines Ackers weggenommen.“ Doch die | |
| Entschädigung sei „sehr wenig“, findet sie. Sie habe es nicht gewagt, sich | |
| zu beschweren. Denn ihre ganze Dorfgemeinde musste wegziehen. „Wir sind die | |
| Einzigen, die hier noch übrig sind.“ Wo einst die Dorfschule stand, | |
| verlaufe nun die Schnellstraße. „Ich weiß immer noch nicht, wo ich jetzt | |
| meine älteste Tochter einschulen soll.“ Bauarbeiter und Soldaten machten | |
| die Gegend unsicher. „Wenn sie Hunger haben, klauen sie mir die Ananas vom | |
| Feld.“ | |
| Alindas ehemalige Nachbarn leben nun 70 Kilometer entfernt in Kyakabooga, | |
| am Ende eines holprigen Trampelpfads, der von der neuen Straße abzweigt. | |
| Eine künstliche Reihenhaussiedlung in einer kargen Landschaft. Rund 50 | |
| identische Häuser mit je drei Zimmern stehen Tür an Tür. | |
| Rund 1.000 Menschen wurden hierher umgesiedelt, zumeist Großfamilien mit | |
| bis zu sieben Kindern. Anstatt auf ihrem weitläufigen Farmland leben sie | |
| hier nun dicht gedrängt. Außentoiletten befinden sich neben den | |
| Außenküchen. Fliegen summen. Unzählige Jungen und Mädchen spielen im Unrat. | |
| Es wächst kein einziger Baum und kaum ein Grashalm. | |
| „Als wir 2018 hierherzogen, waren wir alle schockiert“, erinnert sich | |
| Innocent Tumwebaze. Der 30-Jährige stammt aus dem Dorf Nyahaira, unweit von | |
| Alindas Ziegenfarm, wo jetzt die Landebahn asphaltiert wird. Er sitzt im | |
| blauen Poloshirt mit dem Logo seines Betroffenenverbands [8][ORRAUG] | |
| (Verband der Anwohner der Ölraffinerie) auf der Brust im Büro seiner | |
| Organisation in einem der Häuser in Kyakabooga. | |
| „Damals gab es keine Schule, keine Kirche, keine Gesundheitsstation, nicht | |
| einmal einen Brunnen“, erinnert er sich. Jahrelang lungerten Hunderte | |
| Kinder ohne Unterricht in der Siedlung herum. „Selbst die Häuser waren | |
| nicht alle fertig“, sagt er und zeigt aus dem Fenster. „Der Boden ist nicht | |
| sehr fruchtbar, die Äcker liegen weit entfernt und zur nächsten | |
| Wasserquelle müssen wir über eine Stunde laufen.“ | |
| ORRAUG ist deswegen bereits 2014 gegen Ugandas Regierung vor Gericht | |
| gezogen, das Verfahren läuft noch. Der Verband klagt, die Regierung hielte | |
| die Standards nicht ein, auf die sie sich verpflichtet habe. Mitte Februar | |
| wurde der Prozess in Hoima erneut vertagt, der Richter war nicht anwesend. | |
| Tumwebaze hat mit anderen NGOs auch Total in Frankreich verklagt. Am 28. | |
| Februar ist in Paris der letzte Verhandlungstag angesetzt. Rückenwind gab | |
| es vom EU-Parlament. Im September 2022 forderte es Ugandas Regierung auf, | |
| den Bau der Pipeline zu verschieben, und tadelte die Nichteinhaltung der | |
| Umwelt- und Sozialstandards bei der Umsiedlung. Museveni entgegnete in | |
| einer Rede: „Die EU soll sich zur Hölle scheren!“ | |
| An dem Tag, als die Resolution im 6.000 Kilometer entfernten Brüssel | |
| angenommen wurde, kam es in Kampala zu Krawallen. Vor der EU-Vertretung in | |
| der Innenstadt protestierten regierungstreue Ugander gegen die Resolution. | |
| NGOs und Aktivisten von Fridays for Future organisierten eine | |
| Gegendemonstration, „Menschen vor Profit“ stand auf ihren T-Shirts. Die | |
| Polizei sprühte Tränengas, neun Aktivisten wurden festgenommen. | |
| „Sie saßen wochenlang im Gefängnis und wurden nur auf Bewährung | |
| freigelassen“, berichtet Dickens Kamugisha von der Umwelt- und | |
| Menschenrechtsorganisation AFIEGO (Africa Institute for Energy Governance), | |
| die die Proteste mit organisiert hat. AFIEGO ist eine der führenden NGOs | |
| Ugandas und macht seit Beginn gegen die Ölpläne mobil. Kamugisha hat | |
| Delegationen aus Nigeria eingeladen, wo die Ölförderung im Nigerdelta die | |
| Umwelt vergiftet. Sie hat Betroffenen wie Tumbwebaze geholfen, in Paris das | |
| Gerichtsverfahren gegen Total anzustrengen. | |
| Dafür wird AFIEGO von den Behörden angegangen. Museveni suspendierte 2021 | |
| ein EU-finanziertes Programm, das Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen | |
| in Uganda unterstützt. Für AFIEGO und andere Umwelt-NGOs brach der | |
| Löwenanteil der Projektgelder weg. Kamugisha musste Mitarbeiter entlassen, | |
| in ein kleineres Büro am Stadtrand umziehen. Dies wurde im Jahr 2022 | |
| mehrfach von Polizei und Geheimdienst gestürmt. Sie warfen Kamugisha vor, | |
| ohne Lizenz zu operieren. „Wir saßen tagelang in den Zellen“, berichtet er. | |
| Dann wurden er und seine Kollegen ohne Anklage auf Kaution freigelassen. | |
| Sie müssen sich aber wöchentlich bei der örtlichen Polizeidienststelle | |
| melden. „Wer versucht, den Menschen zu helfen, die Herausforderungen, die | |
| Risiken und die Bedrohungen zu verstehen, wird mundtot gemacht“, so | |
| Kamugisha. | |
| Doch mittlerweile wächst in Uganda eine kleine, aber immer lautere | |
| Klimabewegung, zu der auch die Aktivist*innen gehören, die Graffiti im | |
| Nationalmuseum sprühen. Statt mit Spruchbändern auf die Straße zu gehen und | |
| verhaftet zu werden, sind sie nun vorsichtiger. Sie kommunizieren | |
| verschlüsselt, treffen sich nur an geheimen Orten. Die meisten agieren noch | |
| immer als Einzelkämpfer, wissen voneinander wenig. Viele haben sich erst im | |
| November 2022 bei [9][der UN-Klimakonferenz in Scharm al-Scheich] | |
| kennengelernt, als sie zusammen mit Kamugisha von AFIEGO und Tumwebaze von | |
| ORRAUG ins Flugzeug nach Ägypten stiegen. | |
| Unter ihnen war auch Chrispus Mwemaho. Der 32-jährige Medizinstudent | |
| unterstützt in Westuganda Menschen, die 2021 vor Fluten und Erdrutsch aus | |
| ihren zerstörten Häusern fliehen mussten und jetzt in einem Lager ohne | |
| genügend Verpflegung und Hygiene leben. „Der Klimawandel ist schon voll im | |
| Gange!“ malte er 2022 bei den Demos in Kampala vor der EU-Vertretung auf | |
| sein Spruchband. Nach den Verhaftungen bekam er Angst. Er sucht nach einem | |
| sicheren Veranstaltungsort, vielleicht einer Kirche, die von Polizisten | |
| nicht so einfach gestürmt werden kann. Er plant im nächsten Monat ein | |
| Klimacafé zur Vernetzung für Umweltaktivisten. Denn: „Wir können als | |
| Einzelpersonen die Probleme des Klimawandels nicht lösen. Wir müssen | |
| gemeinsam kämpfen.“ | |
| 21 Feb 2023 | |
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