| # taz.de -- Frankreich und Uganda verbessern ihre Beziehung: Die Öl-Romanze | |
| > Unter dem Druck der Klimapolitik bahnt sich eine neue Freundschaft | |
| > zwischen den beiden Ländern an, geschmiert mit fossiler Energie. | |
| Bild: Protest von Studenten am 29. September in Kampala gegen die Ölpolitik de… | |
| Die Beziehungen zwischen Frankreich und Uganda waren in den vergangenen | |
| Jahrzehnten nicht weiter bemerkenswert: korrekt, aber kühl. Jetzt wird | |
| daraus plötzlich eine heiße Umarmung. Die innige neue Beziehung wird mit | |
| ugandischem Öl geölt, im Wortsinne. Aber das Öl sorgt auch für Friktionen �… | |
| mit der Europäischen Union. | |
| Das liegt an einer Resolution des Europaparlaments vom 14. September, die | |
| ein einjähriges Moratorium auf Ostafrikas aktuell größtes Energieprojekt | |
| forderte: Die [1][East African Crude Oil Pipeline] (EACOP), die Ugandas | |
| Rohöl durch ein 1.444 Kilometer langes beheiztes Rohr von den ugandischen | |
| Quellen über Tansania zum Indischen Ozean bringen soll, gebaut vom | |
| französischen Ölkonzern Total. Uganda und Total sind erbost über die | |
| Stellungnahme des EU-Parlaments. [2][Ugandas Präsident Yoweri Museveni] | |
| wirft den Europäern öffentlich vor, Afrika wie eine Kolonie zu behandeln. | |
| Total hat eine Einladung zu einem Auftritt vor dem EU-Parlament abgelehnt | |
| und begründet das damit, dass die Einladung nach der Verabschiedung der | |
| Resolution erfolgte und damit sinnlos sei. | |
| Nun hat Präsident Museveni seinen französischen Amtskollegen Emmanuel | |
| Macron nach Uganda eingeladen, um die neue Beziehung weiter zu versüßen. | |
| Diese Einladung wurde bekannt, als der scheidende französische Botschafter | |
| in Kampala, Jules-Armand Aniambossou, sich von Museveni verabschiedete. | |
| Offiziell will man über eine Lösung für die andauernde Instabilität im | |
| Osten der Demokratischen Republik Kongo diskutieren. Macron muss sich nun | |
| überlegen, ob er das EU-Parlament ärgert und die Einladung annimmt. Es wäre | |
| ein historischer Schritt für einen französischen Präsidenten. | |
| Denn die Kühle in Frankreichs Beziehungen zu Uganda ist alt. Sie ist auf | |
| Oktober 1990 zurückzuführen, als ruandische Flüchtlinge, die in Ugandas | |
| Armee dienten, kollektiv desertierten und in Ruanda einmarschierten. Sie | |
| starteten einen fast vierjährigen Krieg, den sie im Juli 1994 gewannen, als | |
| sie unter Führung des heutigen ruandischen Präsidenten Paul Kagame Ruandas | |
| Hauptstadt Kigali einnahmen und damit dem Genozid ein Ende setzten, der in | |
| den Monaten davor in Ruanda eine Million Tote produziert hatte. | |
| Frankreich hat Uganda das nie verziehen, denn mit der Vertreibung des für | |
| den Genozid verantwortlichen Regimes aus Kigali wurde auch Frankreich aus | |
| dem Herzen Afrikas verjagt. Ruanda hat sich von einer „frankofonen“ in eine | |
| „anglofone“ Nation verwandelt, ist der Ostafrikanischen Gemeinschaft | |
| beigetreten und sogar dem britisch geführten Commonwealth. Es hat dieses | |
| Jahr den seit Langem größten Commonwealth-Staatengipfel ausgerichtet, | |
| obwohl es nie eine britische Kolonie gewesen ist. All dies hat Frankreich | |
| brüskiert, und Uganda wird dafür verantwortlich gemacht, weil es vor | |
| Jahrzehnten zuließ, dass Kagames Rebellen von Uganda aus in Ruanda | |
| einmarschierten. | |
| Nun schmiedet der wachsende Druck internationaler Klima- und | |
| Umweltaktivisten gegen die Ölpipeline EACOP Ugandas Regierung und | |
| Frankreichs Geschäftswelt in gemeinsamer Empörung zusammen. Das Tauwetter | |
| zwischen beiden Ländern beschränkt sich nicht auf die Pipeline. Frankreichs | |
| Militär hat Ugandas Armee für Kriegsführung in den Bergen ausgebildet, | |
| damit sie im Osten der [3][Demokratischen Republik Kongo] eingreifen kann – | |
| eine der dort aktiven Rebellengruppen kam ursprünglich aus Uganda und hat | |
| in Kampala Terroranschläge verübt. Das gemeinsame Bedürfnis, Ugandas Öl auf | |
| den Weltmarkt zu bringen, bevor die Klimaneutralität die globale | |
| Ölindustrie killt, lässt nun die beiden Länder ihr Kriegsbeil endgültig | |
| begraben. | |
| Aus dem Englischen: Dominic Johnson | |
| 22 Oct 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| joachim buwembo | |
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