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# taz.de -- Neues Bündnis für grünes Bauen: Umbauen statt Neubau
> Vor zehn Jahren wurde die Liegenschaftspolitik in Berlin neu
> ausgerichtet. Nun muss das Bauen folgen. Ein neues Bündnis macht Dampf.
Bild: Umbau und Nachverdichtung einer Siedlung am Nettelbeckplatz
Berlin taz | Vor etwas mehr als zehn Jahren fand im Berliner
Abgeordnetenhaus der erste Runde Tisch zur Liegenschaftspolitik statt.
Landeseigene Grundstücke sollte nicht mehr ohne Not an private Investoren
verscherbelt werden. Statt einem Bieterverfahren mit Zuschlag an den
Meistbietenden sollten die Liegenschaften in einem Konzeptverfahren
vergeben werden, am besten in Erbpacht.
Heute sind solche Vergaben, auch wenn es manchmal ruckelt, Alltag. Um das
Thema Liegenschaftspolitik überhaupt auf die Agenda zu setzen, bedurfte es
seinerzeit allerdings Druck von außen. Für den war die Initiative
Stadtneudenken zuständig, ein nicht nur aktivistisches, sondern auch
[1][professionelles Bündnis mit viel Expertise].
[2][Ein vergleichbares Bündnis] hat sich am Dienstag im Aedes
Architekturforum vorgestellt, nur, dass es da nicht um
Liegenschaftspolitik, sondern um das Bauen ging. Auffallend war, wie viele
Architektinnen und Architekten anwesend waren. Nicht nur von Klimaschützern
und Stadtteilinitiativen kommt der neue Druck auf die Politik, in der
Baupolitik endlich das Ruder rumzureißen. Sie kommt auch aus der
Architektenschaft selbst. Expertise selbstredend inbegriffen.
## An neue Begriffe gewöhnen
Vielleicht muss sich die Öffentlichkeit auch an einen neuen Begriff
gewöhnen: Umbauen. Er würde dann in vielen Begriffskombinationen zu finden
sein, in denen das Wort bauen steckt. Das Bündnis Klimastadt Berlin 2030
hat es am Dienstag schon mal vorgemacht. „Wir wollen die Bauordnung
novellieren und eine Umbauordnung aus ihr machen“, sagt Elisabeth Broermann
von [3][Architects for future]. „Dafür brauchen wir keinen Bausenator,
sondern eine Umbausenatorin und eine Senatsumbaudirektorin.“
Umbau, das soll mehr sein als der Umbau eines Parkhauses zu einem
Wohngebäude, es soll zu einer neuen, ressourcenschonenden Haltung werden.
Denn nach wie vor ist der Flächenverbrauch in Berlin groß. Nach Angaben des
Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg nimmt die Siedlungs- und
Verkehrsfläche im Land Berlin über 70 Prozent der Gesamtfläche ein. Das
soll sich ändern. So soll laut Bündnis möglichst schnell das Ziel einer
Versiegelungsbilanz von „nettonull“ erreicht werde. Vor allem müssten die
grünen Freiflächen in den Kiezen und Quartieren erhalten werden.
Weniger Bauen, mehr Grün erhalten, die Stadt resilienter machen gegen
Hitze, das alles wird tatsächlich nicht möglich sein, wenn die real
existierende Baupolitik der SPD weiter auf das Mantra „Bauen, bauen, bauen“
setzt. Stattdessen muss das Umbauthema zu einem Leitthema werden wie vor
zehn Jahren die neue Liegenschaftspolitik. Dazu bedarf es möglichst rasch
der Verabschiedung eines Abrissmoratoriums.
Langfristig aber kommt die Politik auch nicht herum, einen zu hohen
Wohnflächenverbrauch einzelner zu besteuern oder diejenigen zu belohnen,
die sich mit weniger zufrieden geben. All das könnte man an einem Runden
Tisch Umbaukultur im Abgeordnetenhaus diskutieren. Und auch darüber wäre zu
sprechen, dass die „wachsende Stadt“, die für so vieles herhalten muss, vor
allem eine Stadt wachsender Ansprüche und weniger die einer wachsenden
Bevölkerung ist.
4 Feb 2023
## LINKS
[1] /Liegenschaftspolitik/!5094576
[2] https://berlin-plattform.de/buendnis-klimastadt-berlin-2030/
[3] https://www.architects4future.de/
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
Wochenkommentar
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Bauen
Architektur
Schwarz-rote Koalition in Berlin
Stadtentwicklung
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Stadtland
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