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# taz.de -- Abzug der französischen Truppen: Frankreich verlässt Burkina Faso
> Der Graben zwischen Burkina Faso und der einstigen Kolonialmacht wird
> tiefer. Der Spezialeinheit bleibt nur ein Monat, um das Land zu
> verlassen.
Bild: Französische Soldaten unterwegs in Burkina Faso im November 2019
Cotonou taz | Frankreichs Soldat*innen in Burkina Faso müssen abreisen.
Die französische Regierung hat angekündigt, die Spezialeinheit Sabre Force
innerhalb eines Monats abzuziehen. Damit reagiert sie auf [1][eine
Forderung der Übergangsregierung unter Ibrahim Traore], der seit dem Putsch
von 30. September in Burkina Faso an der Macht ist. Die neue Führung hat
ein 2018 geschlossenes Abkommen beider Länder zur Bekämpfung von
Dschihadisten aufgekündigt, die sich seit 2015 vor allem aus dem
Nachbarland Mali nach Burkina Faso ausgebreitet hatten.
Kein besonderes Ereignis sei der jüngsten Entscheidung vorausgegangen,
betonte Regierungssprecher Jean-Emmanuel Ouedraogo. Man würde die Präsenz
der französischen Streitkräfte im Land anprangern, wolle aber kein Ende der
diplomatischen Beziehungen. Vielmehr wolle die Junta gemeinsam mit der
Bevölkerung für „die Rückeroberung unseres Staatsgebiets“ von den
Dschihadisten zuständig sein. Beobachter*innen gehen davon aus, dass
die Regierung nur noch 60 Prozent der Staatsfläche kontrolliert. Rund
[2][zwei Millionen Menschen sind auf der Flucht].
Während die Anti-Terror-Mission Barkhane [3][im Nachbarland Mali] häufiges
Gesprächsthema war und massiv Kritik erhielt, ist über die französischen
Soldat*innen in Burkina Faso nicht öffentlich diskutiert worden. Am Tag
nach dem Staatsstreich im September hieß es, der gestürzte General
Paul-Henri Damiba befinde sich in einer französischen Militärbasis am Rande
der Hauptstadt Ouagadougou. Damit wurde ihm eindeutig Nähe zu Frankreich
unterstellt. Vier Wochen später forderten Medienberichten zufolge hunderte
Demonstrant*innen bereits den Abzug der Franzosen binnen 72 Stunden.
Mit dem Abzug der französischen Spezialeinheit wird der Bruch zwischen dem
Sahelstaat und seiner einstigen Kolonialmacht immer tiefer. Erst [4][im
Dezember hatte Burkina Faso Frankreich aufgefordert, seinen Botschafter Luc
Hallade abzuziehen]. Fast zeitgleich reiste Premierminister Apollinaire
Kyelem de Tambela für Gespräche nach Russland, das als neuer Wunschpartner
gehandelt wird, zumindest aber unkompliziert Waffen verkaufen soll.
## Niger galt als zuverlässiger Partner Frankreichs
Die Zahl jener Länder, die noch mit der einstigen Kolonialmacht
kooperieren, schwindet. Als zuverlässiger Partner Frankreichs galt bislang
Niger, wohin 2022 zunächst Teile der Barkhane-Mission verlegt worden waren.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte im November allerdings das
offizielle Ende dieser Mission und die Entwicklung einer neuen Strategie
zusammen mit afrikanischen Partnern innerhalb von sechs Monaten
angekündigt.
[5][Nigers Präsident Mohamed Bazoum, der seit April 2021 an der Macht ist],
spricht sich für eine Zusammenarbeit mit Frankreich aus. Im vergangenen
Jahr warnte er: „Der Abzug von Barkhane hinterlässt eine Lücke, die die
Terroristen ausnutzen werden.“ Ab August mehrten sich jedoch die Proteste
der Zivilgesellschaft gegen die französische Präsenz.
[6][Auf seiner Homepage betont das französische Verteidigungsministerium]
nun eine enge Zusammenarbeit mit den Streitkräften des Tschad. Der nicht
gewählte Präsident Mahamat Idriss Déby, der 2021 nach dem Tod seines
Vaters, Langzeitherrscher Idriss Déby, an die Macht kam, gilt bisher als
zentraler Verbündeter Frankreichs.
26 Jan 2023
## LINKS
[1] /Burkina-Faso-verlangt-Abzug/!5907581
[2] /Flucht-in-der-Region-Sahel/!5898885
[3] /Franzoesische-Soldaten-in-Mali/!5847717
[4] /Militaerjunta-in-Burkina-Faso/!5903737
[5] /Neuer-Praesident-von-Niger/!5750551
[6] https://www.defense.gouv.fr/operations/actualites/tchad-pmo-multi-domaines-…
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Burkina Faso
Schwerpunkt Frankreich
Mali
Kolonialismus
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Handelsabkommen
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