# taz.de -- Neuer Präsident von Niger: Bazoum gewinnt Wahl in Niger | |
> Der Hardliner erhielt bei der Stichwahl knapp 56 Prozent der Stimmen in | |
> dem westafrikanischen Land. Sein Gegner Ousmane erkennt das Ergebnis | |
> nicht an. | |
Bild: Mohamed Bazoum, Gewinner der Präsidentschaftswahl im westafrikanischen N… | |
COTONOU taz | Ende Januar sorgte Mohamed Bazoum für Stirnrunzeln. Der | |
61-Jährige hatte beim ersten Durchgang der Präsidentenwahl in Niger am 27. | |
Dezember 2020 gut 39,3 Prozent der Stimmen für sich verbucht. In der | |
Stichwahl galt er als Favorit gegen Mahamane Ousmane, der in den 1990ern | |
bereits Nigers Präsident war – für ihn stimmten knapp 17 Prozent der gut | |
7,4 Millionen Wähler*innen. | |
Zwischen den beiden Wahlgängen besuchte Mohamed Bazoum Frankreich. Zur | |
selben Zeit war dort auch der [1][scheidende Präsident Mahamadou Issoufou] | |
zu Gast. Nigers Zivilgesellschaft nannte die Reise eine Einmischung der | |
einstigen Kolonialmacht: Bazoums einzige „offizielle Funktion“ war zu | |
diesem Zeitpunkt, Kandidat der Stichwahl zu sein. Sein Amt als | |
Innenminister hatte er Ende Juni 2020 aufgegeben, um sich auf den Wahlkampf | |
vorzubereiten. Aber in Paris war er schon der kommende Präsident. | |
Mit 55,75 Prozent der Stimmen ist Bazoum am späten Dienstag zum Sieger der | |
Stichwahl vom vergangenen Sonntag erklärt worden. Sein Gegner Ousmane | |
erkennt das Ergebnis nicht an, in der Hauptstadt Niamey gab es am | |
Mittwochmorgen Straßenschlachten. Kein guter Auftakt für den Mann, der für | |
Nigers innere Sicherheit zuständig war und jetzt das Land führen soll. | |
## Drehkreuz für Migration | |
Das europäische Interesse an einem stabilen Niger ist groß. Lange Zeit war | |
Agadez in Nigers Wüste Sahara das Drehkreuz der westafrikanischen Migration | |
Richtung Europa. Vergangene Woche erklärte die Internationale Organisation | |
für Migration, dass in diesem Jahr mehr als 135.000 Migrant*innen in | |
Niger auf Hilfe angewiesen sein werden. | |
Die Migration bewegt sich in beide Richtungen: Es gibt Rückkehrer*innen | |
aus Nordafrika sowie weiterhin viele Tausend Menschen, die trotz aller | |
Schwierigkeiten hoffen, die Sahara durchqueren zu können. Ein Präsident, | |
der durchgreift, könnte dies eindämmen. Niger ist außerdem ein | |
Schlüsselland im Kampf gegen [2][islamistische Terrorgruppen] in der | |
Sahelzone. Deutschland arbeitet dabei besonders eng mit dem Land zusammen. | |
Bazoum steht in diesen Bereichen für Kontinuität. Schon als Innenminister | |
galt er als Hardliner. | |
Geboren wurde der Angehörige der arabischen Minderheit in der Region Diffa | |
am Tschadsee und wuchs in Tesker in der Nachbarregion Zinder auf. In den | |
1990er Jahren war er kurzzeitig Außenminister und machte seit Issoufous | |
Wahl zum Präsidenten im Jahr 2011 politische Karriere, zuerst erneut als | |
Außenminister, ab 2015 als Innenminister. | |
In dieser Funktion geriet er 2017 in die Kritik. Nach Informationen von | |
Amnesty International kam es zu einer Welle von willkürlichen Verhaftungen | |
von Oppositionellen und Journalist*innen. In einem Interview mit der | |
Zeitschrift Jeune Afrique wies Bazoum die Kritik zurück: Die | |
Aktivist*innen hätten zu Straftaten aufgerufen, sagte er. Auch sei das | |
Land nach drei Staatsstreichen innerhalb von zehn Jahren verwundbar. Jetzt | |
will Bazoum ein „Präsident für alle Nigrer“ sein. Es bleibt offen, ob alle | |
Nigrer das wollen. | |
25 Feb 2021 | |
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## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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