# taz.de -- Gewalt in Burkina Faso: Einer der brutalsten Angriffe | |
> Bei einer Attacke von Dschihadisten sind im Norden Burkina Fasos über 50 | |
> Soldaten und Milizionäre ums Leben gekommen. | |
Bild: Putin und der Interimspräsident von Burkina Faso Traoré beim Russland-A… | |
KAMPALA taz | Die Armee in Burkina Faso bestätigte am Dienstag den Angriff | |
in der Provinz Yatenga. Bei den insgesamt 53 Toten handelt es sich um 17 | |
Soldaten und 36 sogenannte „Freiwillige zur Verteidigung des Vaterlandes“, | |
also Hilfskräfte der Armee, die nicht offiziell Mitglieder sind. | |
Der „Angriff“, so die Erklärung der Streitkräfte, habe sich im | |
Verwaltungsbezirk Koumbri in der Provinz Yatenga zugetragen, direkt an der | |
Grenze zum Nachbarland Mali. Die Soldaten und deren Hilfskräfte seien dort | |
stationiert, um die Rückkehr von Vertriebenen zu unterstützen, die vor rund | |
zwei Jahren aus der Gegend geflohen waren, als die Dschihadisten die Region | |
eroberten. | |
Nach wie vor finden dort außerhalb der Städte Militäroperationen statt, | |
bestätigt die Armee. „Im Zuge des Feindkontakts kam es zu heftigen | |
Gefechten“, heißt es in der offiziellen Erklärung. Unmittelbar nach dem | |
tödlichen Angriff auf die Streitkräfte habe die Luftwaffe auch zahlreiche | |
der Angreifer „neutralisiert und ihre Kampfausrüstung zerstört“. | |
„Dieser Akt extremer Feigheit wird nicht ungestraft bleiben“, heißt es in | |
der Erklärung der Armee. Es würden nun alle Anstrengungen unternommen, um | |
die „verbleibenden terroristischen Elemente auf der Flucht außer Gefecht zu | |
setzen“. | |
## Traoré will Terroristen aus dem Land vertreiben | |
Dies ist eine der größten Attacken auf Armeeangehörige seit dem letzten | |
Staatsstreich vergangenen September, [1][in welchem Ibrahim Traoré als | |
Übergangspräsident eingesetzt wurde]. Der 34-jährige Hauptmann ist derzeit | |
der jüngste Staatsvorsitzende der Welt. Er hatte bei seinem Amtsantritt dem | |
Volk versichert, er werde die Terroristen aus dem Land vertreiben und | |
wieder Sicherheit herstellen. | |
Als erfahrender Offizier war Traoré lange selbst im Antiterrorkampf gegen | |
die Islamisten im Norden des Landes aktiv. Zeitweilen diente er sogar in | |
der UN-Friedensmission Minusma in Mali und kämpfte dort gegen | |
Terrorgruppen. Traoré war vergangenes Jahr einer der führenden Offiziere | |
der Armee, die im September 2022 den damaligen Staatschef und Junta-Führer | |
Paul-Henri Sandaogo Damiba aus dem Amt vertrieben, nachdem sie ihm | |
vorgeworfen hatten, nicht hart und gezielt genug gegen die islamistischen | |
Rebellen vorzugehen. | |
Damibia hatte erst wenige Monate zuvor durch einen Putsch die Macht | |
übernommen. Doch unter ihm waren teilweise die Spezialeinheiten der Armee | |
nicht bezahlt worden, was ihre Kampfmoral schwächte. Angeblich auch die | |
berüchtigte „Cobra“-Einheit, zu der Traoré gehörte. Dies war offenbar der | |
Grund dafür, dass Traoré die Macht dann an sich riss. | |
Als kampferfahrener Frontkämpfer traf er als Staatsoberhaupt im Einsatz | |
gegen Terrorismus grundlegende Entscheidungen. [2][Er warf die Soldaten der | |
ehemaligen Kolonialmacht Frankreich aus dem Land], die im Antiterrorkampf | |
in Burkina Faso stationiert waren, und holte stattdessen laut verschiedenen | |
Quellen angeblich [3][die russischen Söldner von Wagner ins Land]. Traoré | |
verneint dies jedoch. In einer Erklärung sagte er damals: „Unsere | |
Wagner-Söldner sind die VDPs“, also die Freiwilligen Helfer der Armee. | |
## VDP-Einheiten sind häufig das Ziel von Angriffen | |
Bei diesen VDPs handelt es sich um zivile Selbstverteidigungstruppen. Sie | |
wurden im Jahr 2020 durch ein Gesetz aufgestellt, um die Armee im Norden | |
des Landes zu unterstützen, wo verschiedene Terrororganisationen wie der | |
Islamische Staat (IS) und al-Qaida immer mehr Einfluss gewannen. | |
Mittlerweile dienen über 90.000 Männer in diesen VDPs, sie erhalten eine | |
zweimonatige Grundausbildung. Doch immer wieder werden diese VDP-Einheiten | |
und ihre Militärbasen zum Angriffsziel der Terroristen. | |
Menschenrechtsorganisationen kritisieren zudem den Umgang der VDPs mit der | |
lokalen Bevölkerung, beschuldigen sie, Menschenrechtsverbrechen zu begehen. | |
Der Angriff am Montag ist nun eine der brutalsten Attacken auf Burkina | |
Fasos Streitkräfte. Dabei hatte Traoré bei seinem Machtantritt im September | |
angekündigt, er werde die Islamisten zurückdrängen, die mittlerweile im | |
Norden des Landes fast ein Drittel des Territoriums der Republik unter | |
Kontrolle haben. | |
Vergangene Woche empfing Traoré eine hochrangige Delegation aus Moskau. | |
Russlands stellvertretender Verteidigungsminister Junus-bek Jewkurow hat | |
Traoré seine militärische Hilfe zugesichert. | |
Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, die die Mitgliedschaft | |
Burkina Fasos nach den Staatsstreichen im Jahr 2022 ausgesetzt hatte, | |
verurteilte den Angriff und sprach den Angehörigen der Verstorbenen ihr | |
Beileid sowie die Solidarität mit dem Volk aus. | |
6 Sep 2023 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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