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# taz.de -- Terror in Burkina Faso: Eine ganze Serie von Angriffen
> 100 Menschen sterben bei einem Überfall auf eine Moschee in Burkina Faso.
> Die Armee spricht von „Tausenden“ abgewehrten Terroristen.
Bild: Miitärpatrouille bei Kriegseflüchtlingen in Dori im Norden von Burkina …
Berlin taz | Burkina Faso hat in den vergangenen Tagen offenbar eine der
schwersten Angriffswellen seit Beginn des Krieges islamistischer
Rebellengruppen vor über acht Jahren erlebt. „Tausende Terroristen“,
[1][vermeldete am Montagmorgen die amtliche Nachrichtenagentur AIB] unter
Berufung auf Sicherheitskreise, hätten am Vortag „in einer perfekten
Synchronisation“ eine Reihe von Stützpunkten der Armee und der
Selbstverteidigungsmiliz VDP (Freiwillige zur Verteidigung des Vaterlandes)
in unterschiedlichen Landesteilen angegriffen.
Dazu kamen Überfälle auf eine Moschee in Natiaboani im Bezirk Fada N’Gourma
im Osten des Landes und auf eine katholische Kirche in Essakane im
nördlichen Bezirk Dori. In der Kirche starben nach Angaben der Diözese Dori
15 Menschen, der Angriff sei während der Sonntagsmesse erfolgt, heißt es.
Die Zahl der Toten in der Moschee von Natiaboani liegt in unterschiedlichen
Berichten zwischen mehreren Dutzend und 100.
In Natiaboani will die Armee am frühen Sonntagmorgen außerdem mit
Raketenangriffen einen Überfall von rund 1.000 Bewaffneten auf Motorrädern
abgewehrt haben. Angriffe in ähnlicher Größenordnung auf Armeebasen gab es
demnach nahezu zeitgleich in Kourpellé außerhalb der Stadt Koungoussi im
Norden des Landes, historisch ein Schwerpunkt der Betreuung von
Kriegsflüchtlingen durch deutsche Hilfswerke; in Toéssin im Nachbarbezirk
Ouahigouya sowie in Tankoualou im Osten des Landes.
Überall will das Militär nach eigenen Angaben kilometerlange Kolonnen
fliehender Terroristen auf Motorrädern aus der Luft bombardiert haben.
Außerdem wurde bereits am Freitag eine VDP-Basis im Ort Pensa angegriffen.
## „Der Sieg ist total“
„Der Sieg ist total und die Rückeroberung dauert an“, vermeldet AIB ohne
Scheu vor Widersprüchen. Angaben über Opferzahlen gibt es nicht, aber wenn
wirklich an jedem Angriff eine vierstellige Zahl von Angreifern beteiligt
war und größtenteils vernichtet wurde, gehen sie in die Tausende. Dazu
kommt der hohe Blutzoll insbesondere des Überfalls auf die Moschee von
Natiaboani.
Zu den Angriffen von Natioboani, Kourpellé und Touéssin bekannte sich die
islamistische Terrorgruppe [2][JNIM (Gruppe für die Unterstützung des
Islams und der Muslime)], ursprünglich in Mali entstanden und mittlerweile
auch in weiten Gebieten von Burkina Faso aktiv. JNIM rivalisiert in den
Staaten der Sahelzone mit dem „Islamischen Staat in der Großen Sahara“. Oft
sollen größere Massaker Gebietsansprüche innerhalb dieser Rivalität
untermauern.
Größere Massaker haben in Burkina Faso auch immer wieder weitreichende
politische Folgen; so sind die beiden Militärputsche des Jahres 2022 auf
Terrorangriffe mit besonders vielen getöteten Soldaten zurückzuführen.
Die amtierende Militärregierung von Präsident Ibrahim Traoré, der sich auch
deutlich Russland zugewandt hat, setzt auf die Massenrekrutierung von
Zivilisten in den kollektiv als VDP bekannten paramilitärischen Einheiten.
Kurz nach seinem [3][Putsch Ende September 2022] verkündete Traoré die
Rekrutierung von 50.000 neuen VDP-Milizionären.
Sie fühlen sich oft benachteiligt, weil sie schlechter ausgerüstet und
bezahlt werden als die Armee, aber in den Dörfern an vorderster Front gegen
bewaffnete Islamisten stehen, während die regulären Soldaten kaserniert
bleiben.
Das Jahr 2023 war für Burkina Faso das bisher blutigste, mit rund 1.700
bestätigten bewaffneten Angriffen und 8000 Toten nach [4][Angaben der
Konfliktbeobachtungsstelle ACLED] und 700.000 neuen Binnenflüchtlingen,
deren Gesamtzahl jetzt nach [5][UN-Angaben] bei 2,1 Millionen liegt. 2024
ist auf dem besten Weg zu einem neuen Rekordjahr.
26 Feb 2024
## LINKS
[1] http://news.aouaga.com/h/152435.html
[2] /In-Westafrikas-Sahelzone/!5559990
[3] /Putsch-in-Burkina-Faso/!5885073
[4] https://acleddata.com/conflict-watchlist-2024/sahel/
[5] https://reports.unocha.org/fr/country/burkina-faso?_gl=1%2aqgao9v%2a_ga%2aN…
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Burkina Faso
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