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# taz.de -- Militärregierung in Burkina Faso: Krieg gegen die Presse
> Die Junta will keine Berichte über Kriegsgreuel im Kampf gegen
> Terroristen. Zwei französische Journalistinnen mussten das Land
> verlassen.
Bild: Der Libération-Bericht, der die Ausweisung zur Folge hatte
Berlin taz | Unabhängige Presse ist in Burkina Faso unerwünscht. Die
Militärregierung des westafrikanischen Landes hat die Korrespondentinnen
der französischen Tageszeitungen [1][Le Monde] und [2][Libération]
ausgewiesen. Sophie Douce und Agnès Faivre landeten am Sonntagmorgen nach
einem Nachtflug in Paris, nachdem sie am Freitag von der Staatssicherheit
in Ouagadougou die Order erhalten hatten, innerhalb von 24 Stunden das Land
zu verlassen.
Erst am vergangenen Montag hatten die burkinischen Behörden den
französischen TV-Sender [3][France24] abgeschaltet, im Dezember 2022 den
Rundfunk [4][RFI]. Beide hatten Anführer islamistischer Terrorgruppen
interviewt.
Burkina Faso ist Hauptangriffsgebiet der islamistischen Untergrundarmeen,
die auch in Mali und Niger aktiv sind. Ihre zunehmende Stärke in Burkina
Faso führte 2021 und 2022 zu zwei Militärputschen. Der aktuelle
Militärherrscher Ibrahim Traoré betreibt den Bruch mit der alten
Kolonialmacht Frankreich.
„Der Kampf für die totale Unabhängigkeit hat begonnen“, rief Traoré in
seiner [5][Rede zum Unabhängigkeitstag am 11. Dezember]. Er warf die
Koordinatorin der Vereinten Nationen, Barbara Manzi, aus dem Land und
beendete im Januar 2023 die 400 Soldaten starke französische
Militäroperation Sabre (Säbel), ein im Jahr 2018 vereinbarter Einsatz von
Spezialkräften.
Am 28. Februar kündigte Burkina Faso auch das Verteidigungsabkommen mit
Frankreich von 1961 auf, woraufhin alle französischen Militärangehörigen –
etwa Berater in Ministerien – innerhalb eines Monats das Land verlassen
mussten.
## „Der atmet noch“
Pünktlich zum Auslaufen dieser Frist veröffentlichte die französische
Tageszeitung Libération [6][eine Recherche], der zufolge Soldaten in der
Militärkaserne Ouahigouya Kinder hingerichtet haben. Analysiert wird ein
Video, das die Zeitung am 14. Februar erreicht haben soll und das zeigt,
wie Männer in Armee-Uniform vor im Sand liegenden Kindern stehen und Dinge
sagen wie „Wer sich bewegt, stirbt“. Einer lässt einen Stein auf den Kopf
eines Kindes fallen. „Der atmet noch“, sagt ein anderer.
Die Behörden bezeichneten den Artikel in einer wütenden [7][Reaktion] als
„subversiv“ und „unprofessionell“ und sprachen von „als Journalismus
verkleideter Manipulation“. Die Journalisten hätten „keine Ahnung von der
Realität vor Ort“. Für sie waren die Täter Terroristen, keine Soldaten.
Die nun hinausgeworfene Libération-Korrespondentin Agnés Faivre war nicht
als Koautorin des Artikels genannt worden, doch zahlt sie nun dafür den
Preis ebenso wie ihre Monde-Kollegin Cécile Douce, die zeitgleich [8][in
einem Artikel] geschrieben hatte: „Bei Journalisten und
Menschenrechtsverteidigern in Burkina Faso geht die Angst um.“ Lokale
Journalisten würden offen bedroht und Präsident Traoré habe am 23. März
gesagt: „Wer zugunsten des Feindes kommuniziert, wird bezahlen.“
Traorés Militärregierung setzt auf einen langen Krieg. Der von
Sicherheitskräften kontrollierte Teil des Staatsgebiets soll laut einem
Aktionsplan von 69 Prozent im Jahr 2020 auf 77 Prozent im Jahr 2025
steigen.
Zur Unterstützung der Armee wurden Anti-Terror-Milizen als „Freiwillige zur
Verteidigung des Vaterlandes“ (VDP) zusammengeführt, ein
VDP-Rekrutierungsappell hat mit 90.000 Freiwilligen großen Zulauf bekommen.
Den VDP wird nun selber Gewalt vorgeworfen und immer wieder gibt es
Racheangriffe mit vielen Toten.
2 Apr 2023
## LINKS
[1] http://www.lemonde.fr
[2] http://www.liberation.fr
[3] http://www.france24.com
[4] http://www.rfi.fr
[5] https://burkina24.com/2022/12/10/message-du-president-de-la-transition-chef…
[6] https://www.liberation.fr/international/afrique/au-burkina-faso-une-video-d…
[7] https://twitter.com/sigbf/status/1640470499632267264
[8] https://www.lemonde.fr/afrique/article/2023/03/28/au-burkina-faso-ibrahim-t…
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Burkina Faso
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