# taz.de -- Kabinett zu EU-Mission in Sahel-Zone: Bundeswehr bald in Niger | |
> Die Ampelkoalition schickt weitere Soldaten für eine EU-Militärmission | |
> nach Afrika. Niger ist in der Sahel-Zone zum wichtigsten Partner Europas | |
> geworden. | |
Bild: Nigrische Spezialkräfte, die von der Bundeswehr ausgebildet werden in Ti… | |
BERLIN taz | Europa hat eine neue Militärmission in Afrikas Sahelzone, und | |
die Bundeswehr ist dabei. Das Bundeskabinett in Berlin billigte am Mittwoch | |
die Entsendung von bis zu 60 Angehörigen der Bundeswehr nach Niger, um dort | |
an der neuen EU-Mission EUMPM Niger teilzunehmen. | |
Die „Militärische Partnerschaftsmission der Europäischen Union in Niger“ | |
soll gemäß dem EU-Gründungsbeschluss vom 12. Dezember 2022 „zur Stärkung | |
der militärischen Kapazitäten der nigrischen Streitkräfte beitragen, damit | |
Niger bei seinem Kampf gegen bewaffnete terroristische Gruppen im Einklang | |
mit den Menschenrechtsnormen und dem humanitären Völkerrecht unterstützt | |
wird“. | |
Niger ist bereits der wichtigste militärische Partner Deutschlands und der | |
EU in der Region, seit das Nachbarland Mali eine [1][russlandfreundliche | |
Militärregierung] hat. Die EU-Militärausbildungsmission EUTM Mali hat sich | |
im vergangenen Jahr nach Niger zurückgezogen, ebenso [2][Frankreichs | |
Antiterrortruppe „Barkhane“]. | |
Die UN-Blauhelmtruppe Minusma, an der Deutschland mit mehreren Hundert | |
Soldaten beteiligt ist, reduziert ihre Aktivitäten fortlaufend, und das | |
deutsche UN-Kontingent in Gao im Osten Malis wird bereits von Nigers | |
Hauptstadt Niamey aus logistisch versorgt. | |
## Erfolgsstory Niger? | |
Im Rahmen der Operation „Gazelle“, die ohne Bundestagsmandat auskam, | |
bildete Deutschland ab 2018 auch nigrische Spezialkräfte aus. Ende 2022 | |
wurde „Gazelle“ in die EUTM Mali bei deren Verlegung nach Niger integriert | |
und das Ausbildungszentrum im Ort Tillia an Niger übergeben. Die USA | |
unterhalten in Niger ihre größte Drohnenbasis in Afrika, es gibt eine | |
EU-Ausbildungsmission für Nigers Polizei und Grenzschützer. | |
Niger kommt als langjähriges Haupttransitland für Migranten aus Westafrika | |
Richtung Europa und Herkunftsland der wichtigsten Uranförderstätten für | |
Frankreichs Atomindustrie eine erhebliche strategische Bedeutung zu. Dazu | |
kommen die islamistischen Terrorgruppen, die in den westlichen | |
Grenzgebieten zu Mali und [3][Burkina Faso] aktiv sind, und die Ableger der | |
nigerianischen Terrorgruppe Boko Haram und deren Abspaltung ISWAP | |
(Islamischer Staat Westafrika) im Südosten. | |
Niger gilt im Gegensatz zu Mali als Erfolgsmodell der westlichen | |
militärischen Zusammenarbeit, analysierte kürzlich die | |
Konrad-Adenauer-Stiftung. In Niger hätten „Deutschland und andere | |
EU-Staaten bewusst einen etwas robusteren Ansatz gewählt und zum Beispiel | |
mit den nigrischen Kräften mit scharfer Munition und im Gelände trainiert“, | |
während in Mali „Soldaten aus zusammengewürfelten Einheiten mit | |
Holzgewehren fern von der Front, ohne Nachbetreuung“ ausgebildet worden | |
seien. | |
Das deutsche Mandat für EUMPM Niger soll bis Ende Mai 2024 laufen, wie das | |
bestehende deutsche Mali-Mandat nach seiner bevorstehenden Verlängerung. | |
Konkret soll die Mission in Niger ein Zentrum für die Ausbildung von | |
Technikern aufbauen und den Aufbau eines Spezialbataillons unterstützen. | |
Geführt wird sie vom französischen Admiral Hervé Bléjean, bisher | |
Generaldirektor des EU-Militärstabs, mit einem Mandat von drei Jahren ab | |
Dezember 2022. | |
Zusätzlich bewilligte die EU am 7. März Militärhilfen für Niger in Höhe von | |
40 Millionen Euro, die in eine Kommandozentrale in Téra im Südwesten Nigers | |
fließen sollen. Eine interessante Wahl: In Téra [4][erschossen französische | |
Soldaten im November 2021 zwei Demonstranten], als sie Proteste gegen die | |
Durchfahrt eines französischen Militärkonvois in Richtung Mali mit Gewalt | |
auflösten. | |
29 Mar 2023 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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